Hol über, Cherub
Реклама. ООО «ЛитРес», ИНН: 7719571260.
Оглавление
Hans Leip. Hol über, Cherub
Hans Leip. Hol Über Cherub! Ausgewählte Erzählungen
Die Braut und die Schiffsglocke
Die Rosenmöwe
Herr Pambel
Die Törin
Das Honigkuchenschiff
Tauwind
Miß Lind und der Matrose
Brandung hinter Tahiti. Als sich der Missionar verjüngte
Das Paradies und die Schlange
Prinzessin Ongo
Der Naturschutzpark
Als Lanette heimkehrte
Wirrwarr auf Ongo
Das zitternde Licht
Fahrt zu viert
Man wartet
Die Ukulele
Ongo meldet sich aufs neue
Die Götter drohen
Die Nadel
Tanz
Konterbaß
Bar an Bord um Mitternacht
Piesekoll
Über Hol über, Cherub
Autorenporträt
Ebook Kolophon
Отрывок из книги
Mintje Terborn, blond, rundlich, wohlbehütet, war aufgewachsen in einer der Villen an der Seebadseite zu Vlissingen, die alle aussehen, als wären sie miteinander verschwägert. Und so verlobte sich Mintje mit Paul Vanderstraat von nebenan, der flott und dunkel und ehrgeizig aussah und Bankfach gelernt hatte und als einziger Erbe seines Onkels – bei dem er wohnte – in Betracht kam. Einige Romane von Laurids Bruun hatten ihn nebenbei mit windigen Vorstellungen von der Welt jenseits der Ozeane erfüllt. Er beschloß deshalb, das Jahr bis zur Hochzeit in einem seinem Onkel befreundeten Bankhause in Rio zu verbringen. Schon seiner Lektüre zuliebe wählte er statt des Flugzeuges einen Dampfer für die Überfahrt.
Auf der Schiffsroute gen Südamerika gilt die Insel Madeira als geeignete und hübsche Zwischenstation. Man pflegt sich dort erfolgreich dem Klimawechsel zwischen Europa und drüben oder umgekehrt anzugleichen. Mintjes Vater hatte Geld genug, um seiner Tochter und sich zu gestatten, Paul bis dorthin auf seiner Überseereise zu begleiten. Er war lange Witwer und herzleidend und Mintje seine Einzige; und da es ihr so gut in Funchal gefiel, zumal in Reids teurem Hotel, hatte er nichts dagegen, als sie beschloß, allda das Wiedersehen mit Paul zu feiern. Nach Jahresfrist sollte dann auch die Trauung auf Madeira stattfinden, abseits aller Welt, hinter den gelb und blauen Fenstern der kleinen Bergkirche Saõ Martinho. Und die Jakarandabäume würden wiederum so vergißmeinnichtblau blühen.
.....
Als Herr Pambel wieder zu Bewußtsein kam, brannten die Häuser noch immer, aber die Flammen hatten nun überall Raum im Geborstenen und Eingestürzten und rasten nicht mehr wie in einem Kesselschachte durch die Schlüfte der Straßen. Dachstühle brachen zusammen und Fußböden, das Glück der Wohnungen begrabend; die Funkengarben schossen himmelhoch, höhnische Ehrensalven der siegreichen Elemente, und vergingen in der kilometerhohen Dunstkappe, die sich über die gepeinigte Stadt zog. Kaum drang noch der Schein der Flammen hindurch, kaum die Sonne. Es war finster in den mürben Schluchten, die von Menschen gebaut und von Menschen zerstört worden. Herr Pambel mußte annehmen, er habe nicht lange gebraucht, um nach dem harten Aufschlag, der ihm den Helm geraubt, wieder zu sich zu kommen. Er tastete an sich herum, ob er noch heil sei, und glaubte schon, in seinem Blute zu schwimmen. Es war aber die Nässe der gebrochenen Wasserleitung, die sich über den Kraterrand ausgebreitet und zur Erhaltung derer beigetragen hatte, die hier niedergesunken waren.
Ich lebe noch! sagte sich Herr Pambel, versuchte auch gleich, das Kanarienhähnchen zu erkennen, dessen Bauer er nicht aus den Fingern gelassen. Aber die Tür des Käfigs war dem Prall nicht gewachsen gewesen und stand offen; der Zwitscherling war nicht mehr da; war entflohen oder auch davongeblasen, die leichte sonnengelbe Flocke, vielleicht noch immer voll seligen Irrtums jubilierend oder auch erstickt und verbrannt.
.....