Aber die Liebe
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Hans Leip. Aber die Liebe
Hans Leip. Aber die Liebe
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
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Zehntes Kapitel
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Zwölftes Kapitel
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Über Aber die Liebe
Autorenporträt
Ebook Kolophon
Отрывок из книги
Aus der Westwindkartei des Herrn Toppendrall
dat du woll weest ...
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Sie weichen aus, Mister Bit. Auf die rosablonde Haarwelle Telkes anzustoßen erweckt nochmals, was lieber schlafen sollte. Erwähnte ich die Yvette Guilbert? Ich sah sie in der Moulin Rouge, so, wie der Zwerg Toulouse-Lautrec sie gemalt hat, wie auf den alten Steindruckplakaten, kraß grün zu rotem Haar und langen schwarzen Handschuhen. Sie hatte einen Deutschen namens Schiller geheiratet, ohne sich dadurch ins Klassische zu verirren. Ich hörte sie das berühmte Muttermörderlied vortragen: C’était une fois un pauvre gas ..., darin es dann heißt: Und hast du mich lieb, so bringe zur Stund / das Herz deiner Mutter für meinen Hund!... Ich vermochte diesem armen Burschen die blöde Willfährigkeit so fürchterlich nachzuempfinden, daß ich fast erstickte und von dem Saaldiener aus dem Kabarett geführt wurde. Es ist nicht freundlich eingerichtet, daß der Mensch auch aus Liebe zu jeder Schandtat fähig ist. Der Mann, der jene grausige Ballade verfaßte, paßt sonst nicht schlecht in unsern Streifen, meine ich. Kennen Sie seinen Gedichtband La mer? Oder sein Bühnenstück Le Flibustier? – Ich auch nicht. Aber Telke hatte diese Bücher an Bord, auch eines über bizarre Todesarten. Ein greiser Herr sei mal mitgefahren, der habe die Bücher dagelassen und habe ausgesehen wie Joseph Conrad, den habe sie auch gekannt, der sei auch mal mitgereist, habe aber keine Bücher verschenkt, sei viel zu berühmt gewesen; aber der Franzose, wie hieß er noch, Jean Richepin, der fühlte sich vergessen; darum also. O ling long laire, o ling long la ...
Vergessen zu Unrecht, möchte ich anfügen, Mister Bit. Zu Recht aber hat er seine Bücher einer Stewardeß geschenkt, die bis dahin wenig mehr als Zeitungen gelesen hatte. Er besaß den Spürsinn für Aufgeschlossenheit, er erwischte den Spalt Licht, die Tür tat sich ihm eine Handbreit auf, und er reichte ihr eine Widmung hinein; sie zeigte es mir mit dem Lächeln eines Eisvogels: Flamme d’amour glacial, eine hin und her huschende Eisflamme der Liebe. So war sie. Und gab seinen Namen eisgekühlt weiter, so vermoderte er nicht ganz. Ihr habe er erzählt, er sei für seine erste Veröffentlichung, für nichts als ein paar offenherzige Bettlergedichte, monatelang eingesperrt gewesen. Warum? Weil er so ehrlich war, wie heute jeder Teenager sein darf. Damals nannte man es schamlos. Zwanzig Jahre nach seinem Fiasko versuchten der Kölner Playboy Albert Langen im Verein mit dem dänischen Defraudanten Gretor und dem genialen Zeichner Thomas Theodor Heine in Richepins geschlagene Bresche einzusteigen mit ihrer illustrierten Wochenschrift à la Gil Blas, dem Simplicissimus, und machten gleich ihm deswegen hin und wieder Bekanntschaft mit den schwedischen Gardinen. Der nie ausgestorbene Picaro, der Landstreicher und Landstörzer, hatte sich von Spanien rund um die westliche Welt geheckt, Grimmelshausen, Verlaine, Richepin und so weiter, und heute als irrlichternder Widerschein in den Gammlern und Hippies. Es ist immer nur um ein Haar, wie weit es mit uns kommen kann.
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