Bahnhofsdienst
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Erzählt wird die Geschichte vom «kleinen Mann» Gustav Brennicke. Diese Zuschreibung betrifft nicht nur dessen Gestalt, seine Körperlichkeit; sie ist vielmehr auch ein Sinnbild für die Rolle des Individuums in bewegter, stürmischer Zeit. Keine politische Strömung gelangt jemals zur Herrschaft, wenn es ihr nicht gelingt, Menschen auf ihre Seite zu ziehen. Anfang der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts gerät Gustav Brennicke in den Sog der nationalsozialistischen Bewegung. Als Parteigänger des Systems, als untergeordneter NSDAP-Funktionär in einer Kleinstadt am Rande des Harzes, profitiert er von diesem. Wie -zig Millionen Deutsche auch, lässt Brennicke willig die Verknüpfung seines persönlichen Schicksals mit den Plänen einer mehr und mehr zum Hasard neigenden NS-Führung zu. Bewusst wird ihm das erst durch persönliche Betroffenheit. Der kleine Mann zahlt einen hohen Preis für sein distanzloses, gläubiges Vertrauen. Von den Anfangsjahren des Dritten Reiches bis hin zu dessen unrühmlichem Untergang kann der Leser den Weg des Protagonisten und seiner Familie, ausgemalt durch zeittypische Episoden, mitverfolgen. Er erlebt Hochstimmung, wohlfeilen Opportunismus, aufkeimende Zweifel dramatische Endpunkte. Durch einen Akt der Menschlichkeit bewirkt Gustav Brennicke im Zusammenbruch noch Gutes. Dass für ihn dennoch alles in der Katastrophe endet, wird keiner besonderen Erwähnung bedürfen. So bleibt Gustav Brennicke stets handelnde natürliche Person und ein Symbol der Zeit zugleich.
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Hans-Reinhard Meißner. Bahnhofsdienst
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V O R S P R U C H
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Impressum
Отрывок из книги
Titel
Bahnhofsdienst
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Der Kuntze war dem Gustav immer als eine Art Ratte erschienen. Das lag zuerst an seinem unbeschreiblich bleckenden und hässlichen Gebiss, einer gelbbräunlichen Trümmerlandschaft, die niemandem verborgen bleiben konnte, dann aber auch an dessen aufdringlichem Gebaren. Jener sprach nun, dass es da einen Befreier aus dem Elend gäbe, einen, der einen Ausweg aus der schrecklichen Misere wüsste. Nicht nur so schlechthin, wie man wieder zu Arbeit käme, sondern so mehr mit Stolz und nationaler Größe.
Das sei der Volksredner Hitler.
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