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- Gedichte -
ALLTAG EINER DIVA
Harmonie
nachts ist man, was man sein sollte,
nicht, was man geworden ist
ich habe das Gesetz der Versuchung gebrochen
und trage den Fluch der Erfüllung in mir
die kurze Zeit die bis Mitternacht übrig geblieben ist
möchte ich nur für mich behalten
dabei schaue ich dem sorglosen Fangenspiel der Sterne zu
und beginne sie um ihre Freiheit zu beneiden
in dem Augenblick in dem sich meine verletzte Verzweiflung zu mir gesellt
erleide ich eine plötzliche Gefühlsexplosion
die mir die Geschichte meiner Liebe vorlesen will
leise wird sie dabei von der ersten Symphonie des Schweigens begleitet
In memoriam
mit ihrem kalten Zigarettenrauch
und veralteten Anschauungen
sieht meine Bude recht trostlos aus
ich bin müde - trotzdem
sitze ich an meinem herabgekommenen Schreibtisch
nichts hätte eine größere Leere verursachen können
wie die in meinem Kopf
im Fernseher erläutert man indessen
verschrumpfte Gedanken über
Freundschaft und Friedenserklärungen
mir ist alles schon so egal geworden,
dass ich sogar mein Lieblingslied überhöre
die Tragik meines Lebens besteht darin,
dass man mir das letzte Stück Romantik gewaltsam entrissen hat
An dich
meine traurigen Gedichte
ziehen über deine Jahre dahin
ich sitze auf einem der zwölf Steine
und denke nach über die Evolution der Vollkommnheit
in der Runde des Schweigens
begleitet Beethovens´s Pastorale
unseren Weg zur Harmonie des Alleinseins
wir träumen beide von der Liebe
doch unter dem Tor der Liebenden sagst du zu mir
ich bin kein Mädchen für nur eine Nacht
meine Fluchtlinie liegt in deinen Worten
die von aufgegebenen Gefühlen sprechen
ps. jeder hofft für sich allein
Vorwurf
Mitternacht strebt den Morgen an
ich sitze im Regen
und schreibe ein Gedicht
das Telefon entreisst mir die Nachtlampe
und wir sprechen über den vergangenen Tag
immer langsamer vergeht die Zeit
so langsam bis sie zwitlos bleibt
der Morgen sagt mir
das alles sind nur Wortfetzen
sie sagt mir, dass jeder von uns
allein hoffen soll
und sendet mir eine Liste Vorwürfe
Nachtschlaf
Flamme
über statischem Rot
Vergangenheitspfeil
in der Morgendämmerung
Niveaulosigkeit
in
blaugetäfelten Kacheln
kaltes Abendbrot
kalte Bekanntschaft
noch nie
wars
Träume
so schön
Alltag
du liebst das Fenster
denn es unterstützt dich
in deiner Abgeschlossenheit
du willst der Welt fremd bleiben
allein nur für dich
schwer wiegt deine schlummernde Liebe
in meiner Hand
Gegensätze
was trieb Shakespeare
es besoff sich vom
Wein der Dramaturgie
was trieb Kant
er zog die Katz´am Schwanz
was trieb Napoleon
er wollte wachsen doch
er blieb klein
was wollten sie von der Welt
diese unglücklichen Kreaturen
und was treiben wir
instinktlosen Tiere
leider
nichts
Idylle I
Idyllen sind nur dann schön,
wenn sie nicht zu häufig sind
ich stenographiere
Hymne der Sterne
auf einen Mondstein
die Wölfe erzählen
dem Mond das
Leben von Jack London
dazu gibt es Wolfsblut
/gemixt mit Wasser/
der Historiker flirtet
tanzt Blues
mit Jeanne d´Arc
sie ist der Mittelpunkt der
Party noch
ist der Krieg
unentschieden
Dasein
ich gehe mit meinem
Glücksstern in die Kneipe
wir schütten uns voll Whisky
pur und gemixt
trotzdem machen wir
nicht bankrott
der Fluss ist nass
die Bluejeansfetzen abgewaschen
die Planeten spielen Roulette
während die See ergraut
Appollos GEzeiten
Blitz und Donner
würfeln mit Zahnplomben
Traum
du unsichtbarer Flügel
des Vergessens
schenk´mir Stewardessen im
Bikini
ihren Kuss Körper und
die Unerfahrenheit
ihrer Liebe
Ruhe
ich sitze in der Luft
und lerne die Liebe
das Einmaleins der Zerstäubung kenne
ich schreibe blutige Reime
in mein zweites Gesicht
die Wolken gleiten behutsam über
die Splitter die mein gebrochenes
Herz aus Glas hinterliess
die Zeit des Gleitens ist gekommen
darum telefoniere ich
mit dem Wrack der Planeten
im Geflüster des Äthers
höre ich Wortfetzen aus der Zukunft
und auch der ein Satz des Sokrates bereitet
mir Kummer
* * *