Florence Nightingale

Florence Nightingale
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Sie war weder ein Engel noch eine Emanze: Die Biografie entwirft erstmals für deutsche Leser ein differenziertes Porträt von Florence Nightingale, die als Begründerin der modernen Krankenpflege gilt. Denken und Handeln der engagierten Britin werden frei von Klischees aus ihrer Zeit heraus erklärt. Neue Quellen belegen ihren Einfluss als Gesundheitsexpertin und Sozialreformerin. Im Krimkrieg entstand das legendäre Bild einer aufopferungsvollen jungen Frau, die unter widrigsten Umständen kranke Soldaten pflegte. Für die einen war sie ein ›Engel der Menschlichkeit‹ und der Inbegriff viktorianischer Weiblichkeit. Andere sahen in ihr eine machtbesessene, psychisch labile Intrigantin, die den Emanzipationsbemühungen ihrer Geschlechtsgenossinnen Steine in den Weg legte. Auch als Ikone der Krankenpflege geriet Nightingale zunehmend in die Kritik. Die Historikerin Hedwig Herold-Schmidt hat dieser außergewöhnlichen Frau nun ein faszinierendes Buch gewidmet.

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Hedwig Herold-Schmidt. Florence Nightingale

Florence Nightingale

Impressum

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Inhalt

Vorwort

Die Nightingales. Eine viktorianische Familie

England im 19. Jahrhundert

Der Familienclan

Die Eltern

Eine komplizierte Kindheit und Jugend (1820–1839)

Ein frühreifes Kind

Gebildet wie ein Sohn

Der Auftrag, Gott zu dienen

Bildungsreise einer höheren Tochter?Italien 1837–1839

Das Ringen um ein sinnvolles Leben (1839–1847)

Die Debütantin

Auf welche Weise Gott dienen?

Krankenpflege und Krankenhäuser

Innerfamiliäre Dynamik und Konflikte

Auf Reisen (1847–1850)

Auf Pilgerschaft? Rom 1847/48

Die Zuspitzung einer Lebenskrise (1848/49)

Faszination und Verzweiflung.Ägypten/Griechenland (1849/50)

Die Diakonie Kaiserswerth (1850)

Pflege als Lebensaufgabe (1850–1854) Neue Krisen, Kämpfe und Erkenntnisse

Erneut Kaiserswerth (1851)

Religion und Geschlecht

Das Hospital in der Harley Street

Der Krimkrieg (1854–1856)

Die gesundheitliche Lage in der Orientarmee

Die Entsendung Florence Nightingales

Die britischen Militärhospitäler in Scutari

„Zweifellos das Reich der Hölle“

„Köchin, Haushälterin, Waschfrau, Kaufmann“

„The Lady with the Lamp“

„Schwieriger als 4000 Männer“

Die gesundheitliche Lage eskaliert

Engel der Barmherzigkeit oder Todesengel?

Kriegsalltag auf der Krim und in Scutari

Das Ende des Krieges

Ein Mythos entsteht

Reformerin und Invalidin (1856–1870)

Die Aufarbeitung des Krimkriegs und die Gesundheit der Soldaten

Eine eingebildete Kranke?Invalidität im viktorianischen England

Alltag im Krankenzimmer

Nicht nur Krankenschwester: Statistikerin, Ökonomin, „Führungskraft“

Religion und Theologie

Einflüsse, Prägungen, Entwicklungen

Suggestions for Thought

Glaube, Gottesbild, Weltbild

Ein weiblicher Christus?

Krankenhäuser und öffentliches Gesundheitswesen (1856–1870)

Gesundheit und Krankheit, Heilung und Vorbeugung

Krankenhäuser, die nicht krank machen:Notes on Hospitals (1859/1863)

Pflegewissen für alle: Notes on Nursing (1860)

Die schwierigen Anfänge der Pflegeausbildung (1860–1870)

Kranke in Arbeitshäusern

Hebammenausbildung und Gebäranstalten

Indien, die „Perle des Empire“ (1857–1895)

Die Briten auf dem Subkontinent

Die Gesundheit der Kolonialarmee auf dem Prüfstand

Hungersnöte und Eigentumsstrukturen:Zemindars und Ryots

Die Rolle der indischen Frauen

Mutterland und Kolonie

Indien als Beispiel für Nightingales Arbeitsweise

Frauenfrage und Frauenrechte

Geschlechterrollen und Frauenrechte

Die viktorianische Familie als Gefängnis

Prostitution und Geschlechtskrankheiten

Der Kampf um das Frauenwahlrecht

Das Medizinstudium der Frauen

Kontroverse Beurteilungen

Die Nightingale School (1870–1900)

Mängel, Defizite, Krisenmanagement

Das Ausbildungskonzept und die perfekte Krankenschwester

Theorie und Realität

Modernes Krankenhaus und moderne Krankenpflege

Das Nightingale-Modell in England und der Welt

Leistungen und Wirkungsgeschichte.Konkurrierende Deutungen

Neue Projekte in der Pflege (1870–1895)

Familie und Freunde. Verluste und neue Erfahrungen

Die Arbeit geht weiter

Der Konflikt um die Registrierung der Krankenschwestern

Die bestmögliche Option für die Armen:Bezirkskrankenpflege

Die Legende lebt (1895–1910)

Die Mühen des Alters

Tod und Gedenken: Die Aktualisierung des Mythos

Ikone, Mythos, Zerrbild

Literaturverzeichnis

Register

Informationen zum Buch

Informationen zur Autorin

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Hedwig Herold-Schmidt

Die Frau hinter der Legende

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Die Differenzen und Streitereien der Schwestern im Teenageralter sind nicht leicht einzuschätzen. War es doch ein eher gutes Verhältnis, das erst dann in Erbitterung umschlug, als Florence versuchte, das Haus zu verlassen und ein eigenständiges Leben zu führen? Lag der Schlüssel für die schwierige Beziehung vielleicht nicht in Neid und Konkurrenzdenken, sondern in Parthenopes angegriffener Gesundheit, die den besonderen Schutz der Mutter zur Folge hatte und Florence die Rolle auferlegte, sich um die Schwester zu kümmern? Parthenope wurde als chronische Invalidin behandelt und erwartete, umsorgt zu werden – mit dramatischen Folgen für ihr eigenes Leben und das ihrer Schwester.

Die letztlich erfolglose Kandidatur William Nightingales 1834 für das Unterhaus versetzte die ganze Familie in Aufregung, doch Florence war besonders beunruhigt und aufgewühlt, denn sie fürchtete, ihren Vater nur noch wenig zu sehen und das ruhige Leben auf dem Land aufgeben zu müssen. Diese überschießende Reaktion hat mit einem Phänomen der Zeit zu tun, und zwar der Gefühlsbetontheit der Romantik. Im viktorianischen Zeitalter ging man davon aus, dass Frauen besonders sensibel waren. Auch zweifelte niemand daran, dass emotionale Erschütterungen Krankheiten auslösen konnten. Ganz im Einklang damit wurde allen Nightingale-Frauen eine „delikate Konstitution“ zugeschrieben. Florence Nightingales spätere Verhaltensweisen und Reaktionsmuster, die nicht selten als übertrieben und extrem emotional eingestuft wurden, dürften auch damit zusammenhängen.

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