Ein Zeitalter wird besichtig

Ein Zeitalter wird besichtig
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Literaturwissenschaftler Walter Dietz beschreibt diese Memoiren als eine «der bedeutendsten Autobiografien unserer Zeit»:In seinen Memoiren, die Heinrich man im kalifornischen Exil geschrieben hat, beschäftigt sich der Autor nicht mit seiner eigenen Lebensgeschichte, sondern präsentiert Kurzporträts von Personen der Zeitgeschichte. Das Werk greift zurück bis hin zur Französischen Revolution, wirft einen genauen Blick auf das «Umfängliche Phänomen» Napoléon, setzt sich mit dem wilhelminischen Deutschland und der Weimarer Republik auseinander und beschreibt die eigens von Mann durchlebte Zeit des Nationalsozialismus als Emigrant bis hin zur absehbaren Zerstörung des Großdeutschen Reiches. -

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Heinrich Mann. Ein Zeitalter wird besichtig

Ein Zeitalter wird besichtig

Erstes Kapitel

Von Bismarck bis Hitler

Napoleon

Das niedrigste Lebensgefühl

Die Nachahmung

Zweites Kapitel

Die slawischen Völker

Die beiden Revolutionen sind eine

Die Revolution wirkt in die Weite

Intellektualität

Drittes Kapitel

Wirkungen der Battle of Britain

England verwandelt

Kapitän Langsdorf

England, wunderbar und einfach

Der Herr von 1895

Der Herr von 1944

Viertes Kapitel

Wie kommt man dahin

Fünftes Kapitel

Punkt zwei: der militärische

Die Moskauer Prozesse

Die Verachtung der Massen

Punkt drei: der politische

Was Rußland den Deutschen war

Der Pakt

Das persönliche Erlebnis

Fortsetzung des angenehmen Verkehrs

Sechstes Kapitel

Die Lichtseite

Gut und böse

Siebentes Kapitel

Die geistige Lage

Skepsis

Eine unabweisbare Frage: Gott

Achtes Kapitel

Frank Wedekind

Mein Bruder

Beim Theater

Arthur Schnitzler

Félix Bertaux

Neuntes Kapitel

Die Liebe der öffentlichen Männer

Eine Liebesgeschichte

Die geistige Liebe

Zehntes Kapitel

Begegnungen

Anders eine Nation

Der Tribun der Republik

Eine Weltanschauung für Imbécile

Elftes Kapitel

Die Republik erhöhte das Lebensgefühl

Die Klienten der Republik

Die Republik gegen sich selbst

Der Weg aus dem Land

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Das zweite Geburtsland des Europäers

Auch ich kam aus Deutschland

Die Gefahr zu handeln

Die deutsche Volksfront

Die Dämmerung der Dritten Republik

Vierzehntes Kapitel

Was noch übrig ist

Die Deutschen Herren über Frankreich

Ein Konzert von Beethoven

Die Schuld Frankreichs, des ganzen

So viel Haß sollte nicht erdrücken!

Fünfzehntes Kapitel

Der tschechoslowakische Konsul

Das spannende Marseille

Über den Berg

Der Abschied

Sechzehntes Kapitel

Das Wort

Siebzehntes Kapitel

Ein britischer Gesetzesplan

Das gegenwärtige System –

– genügt nicht

Der Beschluß

Sir William

Kein Brite darf die Not kennen

Woher die Mittel kommen

Die Moral

Sozial und politisch

Der halbe Weg nach Moskau

Was ist Kommunismus?

Wichtig zu glauben

Die Vernunftgründe

Nächte Bismarcks

Nach ihm

Rapprochement

Achtzehntes Kapitel

Wir können anders sein

Neunzehntes Kapitel

Über Ein Zeitalter wird besichtig

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Heinrich Mann

Die wenigen Jahrhunderte, die noch nahe genug liegen, daß sie mich nicht befremden, haben offenbar das Leben auf ungleiche Art empfunden. Da sind aufbegehrende Zeitalter, und da sind die zurückgefallenen. Einmal wird ein Glaube revidiert, er drückt nicht die Gemüter, er erhellt sie. Renaissance und Reformation haben, bei stark abweichendem Inhalt, beide das Lebensgefühl verstärkt.

.....

Die natürlichen Rachegefühle der Deutschen hätten seit dem Sturz ihres Feindes befriedigt sein können. Indessen, das befreite Vaterland bekam als wesentlichen Inhalt eine Knechtschaft, hoffnungslos, unvergleichlich zäher, als wäre die Eroberung des Bodens nie gerächt worden. Unlogisch, aber menschlich, wuchs, anstatt des vergeblichen Bestrebens frei zu sein, eine unbemessene Rache sinnlos weiter. Zum »Erbfeind« wurde Frankreich ernannt. (Napoleon hatte nicht nur für Frankreich gehandelt, um das Reich Karls des Großen ging es ihm.) Der Rhein war nie so deutsch gewesen wie nunmehr ohne Straßburg. »Nous l'avons eu votre Rhin allemand«, antwortete Musset.

Eine Rache, die nicht gekühlt ist, erhält sich aus eigener Kraft, das Andenken des Beleidigers wurde endlich unentbehrlich. Man vertauscht es mit den eigenen frommen Wünschen. Wäre das Frankreich des Kaisers das Deutschland – wessen? – gewesen! Gleich wird aus dem verhaßten Abenteuer ein hoher Beruf. So geht es, wenn Rache sich in Nachahmung umsetzt.

.....

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