Deutsche Humoristen, Zweiter Band

Deutsche Humoristen, Zweiter Band
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Heinrich Zschokke. Deutsche Humoristen, Zweiter Band

Vorwort

Clemens Brentano: Die mehreren Wehmüller oder ungarische Nationalgesichter

E. Th. A. Hoffmann: Die Königsbraut

J. H. D. Zschokke: Die Nacht in Brczwezmcisl

Hausbücherei. der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung

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Clemens Brentano wurde am 8. September 1778 in Ehrenbreitstein geboren, sollte wider Willen Kaufmann werden, besuchte später eine höhere Schule und führte von 1797 an ein Leben, das ihn unstät durch viele deutsche Lande trieb. Er starb am 28. Juli 1842 in Aschaffenburg.

Reiche dichterische Begabung, lebhafte Einbildungskraft, Gefühlstiefe verleihen seinen Werken einen eigenen Reiz, der nur zuweilen durch den Mangel an Beharrlichkeit beeinträchtigt wird, der manches schön Begonnene verflachen oder zerfließen läßt. Sein schönstes Werk ist die »Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl«, ein Vorbote unserer Dorfgeschichten. Auch das reizende Märchen »Gockel, Hinkel und Gackeleia« wird noch heute gern gelesen. Um die deutsche Literatur hat sich Brentano durch die gemeinschaftlich mit Achim von Arnim unternommene Herausgabe von »Des Knaben Wunderhorn«, einer Sammlung der schönsten deutschen Volkslieder (1806, seitdem vielfach gedruckt), unsterbliche Verdienste erworben.

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So war ich bei sternheller Nacht auf das freie Feld hinausgekommen und sah schon in der Ferne eine Eiche, die auf einer kleinen Insel mitten in einem zugefrornen Teiche stand und etwa die Hälfte des Weges bezeichnete, den ich zum Kirchdorfe hatte. Da hörte ich eine wunderbare Musik, und glaubte anfangs, es sei etwa ein Zug Bauern, der mit einem Dudelsack sich den Weg zur Kirche verkürzte, und so schritt ich derber zu, um mich an diese Leute anzuschließen. Aber je näher ich kam, je toller war die kuriose Musik; sie löste sich in ein Gewimmer auf, und schon dem Baume nah hörte ich, daß die Musik von demselben herunter schallte. Ich nahm mein Gewehr in die Hand, spannte den Hahn und schlich über den festen Teich auf die Eiche los: was sah ich, was hörte ich? Das Haar stand mir zu Berge; der ganze Baum saß voll schrecklich heulender Katzen, und in der Krone thronte mein Herr Mores mit krummem Buckel und blies ganz erbärmlich auf einem Dudelsack, wozu die Katzen unter gewaltigem Geschrei um ihn her durch die Zweige tanzten. Ich war anfangs vor Entsetzen wie versteinert, bald aber zwickte mich der Klang des Dudelsackes so sonderbar in den Beinen, daß ich selbst anfing zu tanzen und beinahe in eine von Fischern gehauene Eisöffnung fiel. Da tönte aber die Mettenglocke durch die helle Nacht; ich kam zu Sinnen und schoß die volle Schrotladung meiner Doppelbüchse in den vermaledeiten Tanzchor hinein, und in demselben Augenblicke fegte die ganze Tanzgesellschaft wie ein Hagelwetter von der Eiche herunter und wie ein Bienenschwarm über mich weg, so daß ich auf dem Eis ausglitt und platt niederstürzte. Als ich mich aufraffte, war das Feld leer, und ich wunderte mich, daß ich auch keine einzige von den Katzen getroffen unter dem Baume fand. Der ganze Handel hatte mich so erschreckt und so wunderlich gemacht, daß ich es aufgab, nach der Kirche zu gehen; ich eilte nach meinem Hofe zurück und schoß meine Pistolen mehreremal ab, um meine Knechte herbeizurufen. Sie nahten mir bald auf dieses verabredete Zeichen; ich erzählte ihnen mein Abenteuer, und der eine, ein alter erfahrener Kerl, sagte: »Sein Ihr Gnaden nur ruhig, wir werden die Katzen bald finden, die Ihr Gnaden geschossen haben.« Ich machte mir allerlei Gedanken, und legte mich zu Hause, nachdem ich auf den Schreck einen warmen Wein getrunken hatte, zu Bett.

Als ich gegen Morgen ein Geräusch vernahm, erwachte ich aus dem unruhigen Schlaf, und siehe da: mein vermaledeiter Mores lag – mit versengtem Pelz – wie gewöhnlich, neben mir auf dem Lederstuhl. Es lief mir ein grimmiger Zorn durch alle Glieder. Passaveanelkiteremtete! schrie ich, vermaledeite Zaubercanaille! bist du wieder da? und griff nach einer neuen Mistgabel, die neben meinem Bette stand. Aber die Bestie stürzte mir an die Kehle und würgte mich; ich schrie Zetermordio. Meine Knechte eilten herbei mit gezogenen Säbeln, und fegten nicht schlecht über meinen Mores her, der an allen Wänden hinauf fuhr, endlich das Fenster zerstieß und dem Walde zustürzte, wo es vergebens war, das Untier zu verfolgen; doch waren wir gewiß, daß Herr Mores seinen Teil Säbelhiebe weg habe, um nie wieder auf dem Dudelsacke zu blasen. Ich war schändlich zerkratzt, und der Hals und das Gesicht schwoll mir gräßlich an. Ich ließ nach einer slavonischen Viehmagd rufen, die bei mir diente, um mir einen Umschlag von ihr kochen zu lassen, aber sie war nirgends zu finden, und ich mußte nach dem Kirchdorfe fahren, wo ein Feldscher wohnte.

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