Eine kurze Geschichte des Atheismus
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Heinz Boemer. Eine kurze Geschichte des Atheismus
Vorwort
Einleitung
Frühgeschichte
Griechisch-römische Antike
Europäisches Mittelalter
Renaissance
Neuzeit
20. und 21. Jahrhundert
Zeittafel
Anhang
Fußnoten
Impressum
Отрывок из книги
Titel
Vorwort
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Es ist klar, dass der Mann eine ganze Menge wusste. Und wir heute glauben noch sehr viel mehr zu wissen. Und doch kann man auch heute noch sich diesem Satz anschließen. Ich berufe mich hierbei auf den österreichisch-englischen Philosophen Sir Karl R. Popper, einen maßgeblichen Vertreter des kritischen Realismus, der sich mit den Erkenntnismöglichkeiten des Menschen beschäftigt hat und zu dem Schluss kam, dass wir niemals wissen können, ob wir im Besitz der Wahrheit sind(und somit nichts wissen in Bezug auf die Wahrheit). Unser Wissen ist immer nur vorläufig. Man sollte mithin sehr vorsichtig umgehen mit dem Begriff „Wahrheit“, das sei gerade auch den Theologen ans Herz gelegt, die damit so gern und großzügig umgehen.
Es gäbe noch mehr berichtenswerte Prozesse aus jener Zeit im alten Griechenland zu melden. Die Zahl der Atheisten in allen Gesellschaftsschichten ist beträchtlich, man macht sich darüber Sorgen. Auch Platon (428/427 – 348/347 v. u. Z.), der bis in unsere Zeit stark wirksame Philosoph. Er war ein entschiedener Gegner der Atheisten, er wird von Georges Minois der Vater der Intoleranz und der Unterdrückung des Atheismus genannt. Dieser für groß angesehene Philosoph, was er in Teilen seiner Philosophie auch wirklich ist, versetzt dem Atheismus einen bösen Schlag, der den Atheisten über die Jahrtausende hin einen Makel verleihen sollte, wenn auch ganz und gar zu Unrecht. Platon schwingt, zu allen Zeiten seither allseits recht beliebt, die Keule der Moral, indem er behauptet, Atheismus und Unmoral seien gleichzusetzen. Platons bekanntester Beitrag zur Philosophie des Abendlands ist wohl seine Ideenlehre. Mit ihr setzte er einen bis in unsere Zeit wirksamen Spaltpilz frei. Denn er verleiht seinen Ideen den Status einer realen Existenz in einer eigenen Welt, der jenseitigen Welt der Götter. Die bis dahin so sehr menschlichen griechischen Götter, die in der gleichen Welt angesiedelt waren wie die Menschen selbst, werden also in eine eigene Welt entrückt und gleichzeitig idealisiert. Die Götter sind vollkommen und gut, so Platons Lehre. Es gibt nun also eine ideale Welt der Götter und Ideen und eine im Unterschied dazu höchst unvollkommene Welt der Menschen. Die Gottlosen, lehrt der große Philosoph, sind nicht nur unmoralisch, sondern verbrecherisch und als Staatsfeinde anzusehen. Ja gar alle Menschen, die nicht der Linie der offiziellen Staatsreligion folgen, müssen nach seiner Ansicht bekämpft werden. Für die Atheisten, die er im Wesentlichen in zwei Lager einteilt, sieht er drakonische Strafen vor: diejenigen, die zwar einen untadeligen Lebenswandel führen, aber aus intellektuellen Gründen die Existenz der Götter leugnen, sind zu 5 Jahren Gefängnis zu verurteilen inklusive intensiver Belehrung in offenbar nächtlichen Sitzungen. Es ist also eine ordentliche Gehirnwäsche der Einsitzenden vorgesehen. Wer danach eventuell rückfällig wird, ist zum Tode zu verurteilen! Jene Ungläubigen, die über ihren Unglauben hinaus auch noch ein lasterhaftes Leben führen, sind in Lager inmitten des Landes zu verbannen. Wer im Zustand des Atheismus stirbt, dessen Leichnam soll unbestattet über die Grenzen des Landes geworfen werden! Das erinnert verblüffend an spätere Praktiken im Christentum! All dies kann man nachlesen in Platons Nomoi, den Gesetzen, im Buch X. Platon erweist sich hier als Erfinder der religiösen Intoleranz, der Inquisition und der Konzentrationslager!
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