Genderlinguistik

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In kaum einer Disziplin divergieren wissenschaftlicher Forschungs- und öffentlicher Kenntnisstand so stark wie bei dem Thema Genderlinguistik. Dies liegt unter anderem daran, dass es bislang keine Einführung gibt, die Verständlichkeit mit wissenschaftlichem Anspruch verbindet. Dieses Studienbuch richtet sich an Studierende und Lehrende der Germanistischen Linguistik und anderer Philologien. Es bietet eine fundierte, und dabei stets verständliche Einführung in das Thema sowie einen Überblick über die aktuelle Forschungslage. Behandelt werden alle Bereiche der Systemlinguistik sowie der Sozio- und Gesprächslinguistik. Das inhaltliche Spektrum reicht von stimmlichen Unterschieden, dem Komplex Genus Sexus Gender und Personennamen über die Konstruktion von Geschlecht in Wörterbüchern bis hin zu Unterschieden in Gesprächen, auch in der Scherz- und der institutionellen Kommunikation. Es schließt mit einem Kapitel zu den Neuen Medien, in denen zunehmend genderisierte Selbstdarstellungen zu beobachten sind. Eine umfangreiche Bibliographie bietet eine gute Grundlage für die weitere wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema.

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Helga Kotthoff. Genderlinguistik

Inhalt

Vorwort

1. Wozu Genderlinguistik?

1.1 Was ist Geschlecht?

1.2 Geschichte der linguistischen Genderforschung

1.3 Aufbau dieser Einführung

2. Doing, undoing und indexing gender in Sprache und Gespräch. 2.1 Was heißt „Konstruktion“ von Geschlecht?

2.2 Was heißt doing gender?

2.2.1 Der EthnomethodologeEthnomethodologie Harald Garfinkel und seine Agnes-Studie

2.2.2 Goffmans Sicht auf Arrangements der Geschlechter1

2.2.3 Geschlecht als reflexiv institutionalisiert

2.2.4 Rückbindungen ans Biologische

2.2.5 Gender hervorbringen und/oder mitlaufen lassen

2.2.6 Gender bemerkbar in den Vordergrund der Interaktion bringen?

2.2.7 UnterbrechungUnterbrechung als doing gender?

2.2.8 Gender als semiotische Gestalt

2.2.9 Undoing gender, Grade an SalienzSalienz und Verzicht auf Relevantsetzung

2.2.10 Indexing genderindexing gender

2.3 Indexikalität erster und zweiter Ordnung

2.3.1 Jungen inszenieren eine weiblich assoziierte kommunikative Gattung

2.3.2 Jugendliche in Detroit inszenieren Schicht und Gender

2.3.3 Indirekte Assoziationen mit Gender

2.3.4 Mehr zu Genderindices in der Jugendkommunikation

2.3.5 Soziale StilisierungStilisierung (Selbst- und Fremd-S.) über Genderindizien

2.3.6 Kommunikation von Identitäten

2.3.7 Stil-Basteln – Gender-Basteln

2.4 Sozial-konstruktivistische und radikalkonstruktivistische Ansätze

2.4.1 Judith Butlers Diskursidealismus

2.4.2 Sind sexuelle Präferenzen für Identitäten immer zentral?

Zusammenfassung

3. Prosodie und Phonologie

3.1 Prosodie

3.1.1 Die StimmgrundfrequenzStimmgrundfrequenz

3.1.2 Schwankungen der StimmgrundfrequenzStimmgrundfrequenz

3.1.3 Äußerungsfinale Tonverläufe und weitere Merkmale

3.1.4 Die Singstimme und ihre Genderisierung

3.2 Phonologie

Zusammenfassung

4. Nominalklassifikation: Flexion und Genus

4.1 Deklination – Genus – Sexus – Gender

4.2 Deklination und Geschlecht

4.2.1 Gemischte und starke Feminina

4.2.2 Starke Maskulina

4.2.3 Schwache Maskulina

4.2.4 Deklinationsunterschiede als sedimentierte GeschlechterrollenGeschlechterrolle

4.3 Genus und Geschlecht

4.3.1 Genussysteme und GenuszuweisungGenuszuweisung

4.3.2 Das Genus-Sexus-PrinzipGenus-Sexus-Prinzip

4.3.3 Das Genus-Sexus-PrinzipGenus-Sexus-Prinzip bei personifizierten TierenTiere, Objekten und Abstrakta

4.3.4 Evoziert das Genus von Objektbezeichnungen Geschlechterstereotype?

4.3.5 Haben Geschlechterstereotype Auswirkungen auf die GenuszuweisungGenuszuweisung?

4.3.6 Genus-Sexus-Devianzen beim Menschen als Reflexe von Gender

Zusammenfassung

5. Das so genannte generische Maskulinum

5.1 Substantive

5.1.1 Maskulina verstärken männliche Vorstellungen (Klein 1988, 2004)

5.1.2 Psychologie des „generischen“ Maskulinums (Irmen/Köhncke 1996)

5.1.3 Sind Frauen mitgemeint? (Heise 2000, 2003)

5.1.4 Generische Maskulina und alternative Sprachformen im Vergleich (Stahlberg/Sczesny 2001)

5.1.5 Der Einfluss sprachlicher Formen auf die Verarbeitung von Texten (Braun et al. 2007)

5.1.6 Personenbezeichnungsmodelle auf dem Prüfstand (Rothmund/Scheele 2004)

5.1.7 Generisch beabsichtigt, aber spezifisch interpretiert (Gygax et al. 2008)

5.1.8 Die Macht von Sprachformen (Kusterle 2011)

5.1.9 Referenz- und Relevanzanalyse an Texten (Pettersson 2011)

5.1.10 Personenbezeichnungen im Deutschen und Niederländischen (De Backer/De Cuypere 2012)

5.1.11 Zusammenfassung, Diskussion, Desiderata

5.2 IndefinitpronomenIndefinitpronomen

6. Morphologie

6.1 Überblick über verschiedene Verfahren

6.2 Wortbildung

6.2.1 Komposition

6.2.2 Derivation

6.2.2.1 Femininmovierung (Motion)

6.2.2.2 Maskulinmovierung

6.2.2.3 DiminutionDiminution

6.3 Flexion

6.4 Morphosyntaktische Verfahren

6.5 Analytische (periphrastische) Verfahren

Zusammenfassung

7. Syntax

7.1 SprachgebrauchsmusterSprachgebrauchsmuster

7.1.1 Vom Fischer und seiner Frau

7.1.2 „… darunter auch Frauen und Kinder“

7.1.3 Sie hat Erfolg „trotz ihrer zierlichen Figur“

7.2 BinomialeBinomial (Koordinierungen)

Zusammenfassung

8. Lexikon und Semantik

8.1 Etymologie von Geschlecht

8.2 Etymologie von Frauen- und Männerbezeichnungen

8.3 Pejorisierung von Frauenbezeichnungen

8.4 Geschlechter in Schimpf- und in Sprichwörtern

8.5 Geschlechter im Wortschatz (Lexikon)

8.6 Geschlechter im Wörterbuch

8.7 Geschlechter in der Linguistik

Zusammenfassung

9. Onomastik: PersonennamenPersonenname1

9.1 Luca und Eurone – Rufnamen und Geschlecht

9.2 Die Lutherin und Frau Thomas Mann – Familiennamen und Geschlecht

9.3 Das Heidi und das Merkel – (Frauen-)Namen im Neutrum

9.4 Weitere genderonomastischeGenderonomastik Forschungsfelder

Zusammenfassung

10. Schreibung

10.1 Entstehung der Substantivgroßschreibung

10.2 BinnenmajuskelnBinnenmajuskel, SchrägstricheSchrägstrich, Klammern

10.3 SterneSterne, UnterstricheUnterstrich, -x und -ecs

Zusammenfassung

11. Gender, Sozialisation, Kommunikation

11.1 Gender kommt von außen

11.2 Dimensionen des Genderkonzepts

11.3 Aneignung der GendersemiotikGendersemiotik

11.4 Eltern-Kind-InteraktionEltern-Kind-Interaktion

11.5 Kindergarten

11.6 KindercliquenKinderclique – zwei Kulturen?

11.7 Schule

11.7.1 Ein Blick zurück

11.7.2 Problemgruppe Jungen?

11.7.3 Interaktionale Genderarrangements in der Schule

11.7.4 ScherzverhaltenScherzverhalten

Zusammenfassung

12. Gender in der Soziolinguistik

12.1 Varietäten und ihr PrestigePrestige

12.2 Die klassischen Studien

12.2.1 Die englische Variable -ng

12.2.2 Labovs Kaufhausstudien

12.2.3 „Unruhe im Tabellenbild“

12.2.4 Offenes und verdecktes PrestigePrestige

12.2.5 PrestigeorientierungPrestige in Berlin

12.2.6 Wo Männer mehr zur Hochsprache neigen

12.3 NetzwerkstudienNetzwerk

12.4 Sprache als Abgrenzungsverfahren – vor allem zwischen Müttern und Töchtern

12.5 HabitusHabitus und Geschlechtsindizien

12.5.1 HabitusHabitus bei Pierre Bourdieu

12.5.2 SelbststilisierungStilisierung (Selbst- und Fremd-S.) und Attraktivität

12.5.3 Cheshires Studie zu JugendcliquenJugendclique

12.6 Situationsbezogenes Sprechen

12.7 Befunde aus dem heutigen Deutschland

12.8 Sprache und soziale Semiotiksoziale Semiotik. 12.8.1 Sprachliche und soziale Stile in Detroiter „Handlungsgemeinschaften“

12.8.2 Kinder inszenieren den Übergang ins Jugendalter

12.8.3 Junge Leute in Barcelona

12.9 Interaktionale Soziolinguistikinteraktionale Soziolinguistik

12.10 Arbeitet die soziolinguistische Genderforschung intersektionalintersektional?

Zusammenfassung

13. Gender im Gespräch und darüber hinaus. 13.1 Dominanz und Unterordnung

13.2 Gesprächsstile und ihre Bewertung

13.3 UnterbrechungenUnterbrechung und andere Interventionen

13.4 Redezeiten

13.5 Fragen und RezeptionskundgabenRezeptionskundgabe. 13.5.1 Fragen

13.5.2 RezeptionskundgabenRezeptionskundgabe

13.5.3 Das Modell der kulturellen Differenzen

13.6 Direktheitsstufen bei DirektivaDirektiva

13.7 RahmungRahmung von Autorität, ExpertentumExpertentum und Kompetenz

13.8 Das Gestalten von Beziehungen der Nähe

13.9 Gender, Humor und Lachen

13.9.1 Humor und StatusStatus (sozialer)

13.9.2 Scherzen auf eigene KostenScherzkommunikation

13.9.3 Spott, FrotzelnFrotzeln, Humor mit Biss

13.9.4 Milieuunterschiede in der Privatwelt

13.9.5 Sexualität und romantische Interessen

13.9.6 Lachen

13.10 Humor und indexing genderindexing gender

13.11 Ist Gender als IdentitätskategorieIdentitätskategorie immer relevant?

13.12 Mode und die unterschiedliche SalienzSalienz von Gender

Zusammenfassung

14. Fernsehen, Radio und Printmedien

14.1 Fernsehen

14.1.1 Unterhaltung

14.1.2 Zum Beispiel Germany’s next Topmodel

14.2 Tagespresse

14.3 WerbungWerbungsanalyse. 14.3.1 Die kulturelle Supermacht

14.3.2 BildwerbungWerbungsanalyse

14.3.3 RadiowerbungWerbungsanalyseRadiowerbung

14.4 KomikKomik im Fernsehen

14.4.1 Humoristische Kritik an Geschlechterverhältnissen

14.4.2 GenderparodieParodie

Zusammenfassung

15. Neue Medien

15.1 Internetnutzung und Geschlecht

15.2 Internetbasierte Kommunikationinternetbasierte Kommunikation und Gender. 15.2.1 Sprachliche Merkmale internetbasierter Kommunikation

15.2.2 Gender und Sprachgebrauch im Netz

15.2.3 Genderisierte Stile internetbasierter Kommunikationinternetbasierte Kommunikation?

15.3 Gender und Identitätskonstruktion(en) im Netz. 15.3.1 Indexing genderindexing gender

15.3.2 Genderswappinggenderswapping

15.3.3 SelfiesSelfies

15.3.4 Online-Dating

Zusammenfassung

Literatur

Register

Adressierung

Androzentrismus

Animatizitätsskala

Anthropozentrismus

Asexus

Aufziehen

Backfisch

Bechdel-Test

Beidnennung

Belebtheitshierarchie

Binnenmajuskel

Binomial

boundary making

Braut

Bräutigam

community of practice

Dame

Deagentivierung

Defizithypothese

Dialektvariante

Differentialgenus

Differenzhypothese

Diminution

Direktiva

Dispositionstheorie

Ehename

Eltern-Kind-Interaktion

Emoticon

Erotiktauglichkeit

Esperanto

Ethnomethodologie

Expertentum

Frauensprachen

Frauenzimmer

Fräulein

Frotzeln

funktionale Movierung

Galanterie

gender agreement hierarchy

gender gap

Genderonomastik

Gendersemiotik

genderswapping

Genitalien

Genuskonflikt

Genuskongruenzhierarchie

Genus-Sexus-Devianz

Genus-Sexus-Diskordanz

Genus-Sexus-Nexus

Genus-Sexus-Prinzip

Genus-Sexus-Regel

Genuszuweisung

Geschlechterarrangement

Geschlechtergrenze

Geschlechterrolle

Geschlechtsidentität

Geschlechtsname

Geschlechtsorgane

Geschlechtszustände

Habitus

Herr

Humandifferenzierung

Humorstil

hybrid

Hyperritualisierung

Hypertypus

Identitätskategorie

Imperativ

Indefinitpronomen

In-den-Vordergrund-Rücken

Indexikalisierung

indexing gender

interaktionale Soziolinguistik

Interaktionsgeschichte

Interaktionsnorm

Interaktionsritual

intergeschlechtlich

internetbasierte Kommunikation

intersektional

Intersex

Intervention (Rederecht)

Jugendclique

Jungfer

Jungfrau

Kinderbücher

Kinderclique

Koedukation

Komik

Kommunikative Aktivität

Kommunikative Praktik

Konstruktivismus

konversationeller Stil

konzeptionelle Mündlichkeit

korrelationale Soziolinguistik

Kosename

Lesben

Mädchen

Male-as-norm-Prinzip

male bias

MAN-Prinzip

matrimoniale Movierung

Mensch

metapragmatisch

Mikro-Ökologie

Multimodalität

Mutter

Naturalisierung

Necken

Netzwerk

Neutralisierung

Nichtstandardform

Nutztiere

Ost-/West-Gefälle

overdoing gender

Paarform

Paarformel

Parodie

patronymische Movierung

Pejorisierung

Person

Personenname

Praktike (Aktivitätstyp)

Prestige

Produktname

Radiowerbung

Rahmung

Referenzialität

relationale Movierung

Relativitätsprinzip

Resignifizierung

Rezeptionskundgabe

Ritualisierung

Salienz

Scherzkommunikation

Scherzverhalten

Schichtendifferenz

Schimpfwörter

Schrägstrich

Schulbücher

Schwule

Selbstwahrnehmung

Selfies

semantischer Wandel

Sexualisierung

Sketch

Skript

Sortiervorgang

sozialer Index

soziale Semiotik

soziale Typisierung

Spitzname

Sprachgebrauchsmuster

Sprichwörter

Status (sozialer)

Sterne

Stilisierung (Selbst- und Fremd-S.)

Stilvariation

Stimme

Stimmgrundfrequenz

strukturelle Asymmetrie

Substantivgroßschreibung

Synkretismus

Tiere

Tiername

Transfrauen

Transgender

Transidente

Transmänner

Trans-Personen

Unisexnamen

Unterbrechung

Unterstrich

Vater

verbal duelling

Verkinderung

Verkindlichung

Vernakularkultur

Verwandtschaftsname

voice over

Weib

Werbungsanalyse

Witwe

Fußnoten. 1.1 Was ist Geschlecht?

2.2.2 Goffmans Sicht auf Arrangements der Geschlechter

2.2.5 Gender hervorbringen und/oder mitlaufen lassen

2.2.9 Undoing gender, Grade an Salienz und Verzicht auf Relevantsetzung

2.2.10 Indexing gender

2.3.2 Jugendliche in Detroit inszenieren Schicht und Gender

3.1 Prosodie

3.1.1 Die Stimmgrundfrequenz

4.2.1 Gemischte und starke Feminina

4.2.2 Starke Maskulina

4.2.3 Schwache Maskulina

4.2.4 Deklinationsunterschiede als sedimentierte Geschlechterrollen

4.3.1 Genussysteme und Genuszuweisung

4.3.2 Das Genus-Sexus-Prinzip

4.3.3 Das Genus-Sexus-Prinzip bei personifizierten Tieren, Objekten und Abstrakta

4.3.6 Genus-Sexus-Devianzen beim Menschen als Reflexe von Gender

5. Das so genannte generische Maskulinum

5.1 Substantive

5.1.1 Maskulina verstärken männliche Vorstellungen (Klein 1988, 2004)

5.1.2 Psychologie des „generischen“ Maskulinums (Irmen/Köhncke 1996)

5.1.7 Generisch beabsichtigt, aber spezifisch interpretiert (Gygax et al. 2008)

5.1.8 Die Macht von Sprachformen (Kusterle 2011)

5.1.11 Zusammenfassung, Diskussion, Desiderata

5.2 Indefinitpronomen

6.2.1 Komposition

6.2.2.1 Femininmovierung (Motion)

6.2.2.3 Diminution

6.3 Flexion

6.4 Morphosyntaktische Verfahren

7.1.2 „… darunter auch Frauen und Kinder“

7.1.3 Sie hat Erfolg „trotz ihrer zierlichen Figur“

7.2 Binomiale (Koordinierungen)

8.1 Etymologie von Geschlecht

8.2 Etymologie von Frauen- und Männerbezeichnungen

8.3 Pejorisierung von Frauenbezeichnungen

8.5 Geschlechter im Wortschatz (Lexikon)

8.6 Geschlechter im Wörterbuch

8.6 Geschlechter im Wörterbuch

8.7 Geschlechter in der Linguistik

9. Onomastik: Personennamen

9.1 Luca und Eurone – Rufnamen und Geschlecht

9.2 Die Lutherin und Frau Thomas Mann – Familiennamen und Geschlecht

9.3 Das Heidi und das Merkel – (Frauen-)Namen im Neutrum

9.4 Weitere genderonomastische Forschungsfelder

10.3 Sterne, Unterstriche, -x und -ecs

11.7.2 Problemgruppe Jungen?

11.7.3 Interaktionale Genderarrangements in der Schule

12.2.4 Offenes und verdecktes Prestige

12.2.6 Wo Männer mehr zur Hochsprache neigen

12.4 Sprache als Abgrenzungsverfahren – vor allem zwischen Müttern und Töchtern

12.5.3 Cheshires Studie zu Jugendcliquen

12.6 Situationsbezogenes Sprechen

12.7 Befunde aus dem heutigen Deutschland

12.8.1 Sprachliche und soziale Stile in Detroiter „Handlungsgemeinschaften“

12.8.2 Kinder inszenieren den Übergang ins Jugendalter

13.1 Dominanz und Unterordnung

13.2 Gesprächsstile und ihre Bewertung

13.3 Unterbrechungen und andere Interventionen

13.5.2 Rezeptionskundgaben

13.9.1 Humor und Status

13.12 Mode und die unterschiedliche Salienz von Gender

14.1.2 Zum Beispiel Germany’s next Topmodel

14.2 Tagespresse

14.3.2 Bildwerbung

14.3.3 Radiowerbung

14.4.2 Genderparodie

15. Neue Medien

15.2.1 Sprachliche Merkmale internetbasierter Kommunikation

15.2.2 Gender und Sprachgebrauch im Netz

15.2.3 Genderisierte Stile internetbasierter Kommunikation?

15.3.1 Indexing gender

15.3.3 Selfies

15.3.4 Online-Dating

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Kaum ein Thema löst so vehemente, oft reflexhafte Reaktionen aus wie die Genderlinguistik. Längst hat sich ein öffentlicher Disput entsponnen, der sich zwar immer wieder über ‚die Sprache‘ äußert, aber weit von der dafür zuständigen wissenschaftlichen Disziplin, der Sprachwissenschaft, entfernt ist. Dieser weitgehend uninformiert und emotional geführte Diskurs hat sich so weit verselbständigt und dabei auf vermeintliche Vorschriften oder gar „Sprechverbote“ kapriziert, dass sich die Linguistik selbst gar nicht mehr zu Wort meldet: Man wüsste nicht, wo man anzufangen hätte. Ohne linguistische Elementarkenntnisse lässt sich kaum etwas vermitteln. Deshalb dringen weder Erkenntnisse aus der Linguistik nach außen noch fragt die Öffentlichkeit, ob die Linguistik etwas dazu zu sagen hätte. Wir meinen jedoch, dass dies dringend angezeigt ist.

Wir legen daher für alle diejenigen, die sich für die faszinierende Disziplin der Sprachwissenschaft interessieren, eine Einführung vor, die versucht, den aktuellen Wissensstand zum Komplex Sprache und Geschlecht allgemeinverständlich zu präsentieren. Manche Bereiche sind gut erforscht, andere weniger, viele auch gar nicht. Im letzten Fall müssen wir uns auf (meist) US-amerikanische Forschungen beziehen, die aufzeigen, was für das Deutsche noch zu leisten wäre. Da die Genderlinguistik (im Gegensatz zu anderen genderbezogenen Disziplinen) nie an deutschen Universitäten institutionalisiert wurde, sind gravierende Wissensdefizite zu beklagen, die die deutsche oft weit hinter die angelsächsische Genderlinguistik zurücktreten lässt. Solche Forschungslücken werden in dieser Einführung, die sich in erster Linie an die Studierenden unseres Faches wendet, benannt.

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Sie zitieren Cahill (1986), dessen Kindergartenstudien eigentlich zu einer etwas anderen Sicht einladen. Er hatte herausgearbeitet, über welche Aktivitäten und Zuschreibungen Kinder Gender gestalthaft für sich selbst annehmen. So lernen kleine Jungen von etwa drei Jahren es als jungenhaft zu betrachten, dass sie die Umwelt offen manipulieren können und dass ihr Äußeres nicht so wichtig ist. Mädchen lernen z.B., dass die Ornamentierung des Körpers mädchenhaft ist. Der Umgang mit dem eigenen Äußeren und die Art des Einwirkens auf andere sind erste Genderperformanzen der Kinder (Kotthoff 1994b, 1996a). In Cahills Studie ist bemerkbar, dass das Sprachverhalten der Kinder im Einklang mit anderen semiotischen Codes (wie Kleidung) eine gestalthafte Genderisierung ergibt. Eine StilisierungStilisierung (Selbst- und Fremd-S.) von Feinheit und die Bedeutsamkeit der Gestaltung des Äußeren gehören in unserem Kulturkreis zu einer sichtbaren Kommunikation von Weiblichkeit. Kinder sind ja auf ihre Beobachtungen der Welt angewiesen. Dies deutet darauf hin, dass Gender gestalthaft kommuniziert wird, als ein Bündel verschiedener Ausformungen. Wir kommen in Kap. 11 darauf zurück.

In den achtziger Jahren gingen Zimmerman und West als gradlinig angenommenen Rangordnungen im Gespräch nach, wie sie etwa mittels des Turn-Taking-Mechanismus herstellbar wären. Sacks et al. (1974) haben ausdrücklich darauf hingewiesen, dass über das Rederechtsmanagement lokale Hierarchien hergestellt werden können. In ihrer Studie von 1983 fanden Zimmermann und West bei zufällig aufgenommenen, gemischtgeschlechtlichen Paaren 48 UnterbrechungenUnterbrechung ihrer Definition (Sprecheinsatz vor Redezug-Ende des vorherigen Sprechers). Davon wurden 46 von Männern ausgeführt. In ihrer zweiten Studie (1989) bei fünf Paaren von Unbekannten in einem Laborsetting fanden sie 75 % der insgesamt 28 Unterbrechungen von Männern realisiert. West und Zimmerman glaubten, damit ein alltägliches, direktes Verfahren des doing gender gefunden zu haben. So ein gradliniges doing gender als Verfahren maskuliner Dominanzherstellung müsste an auffälligen Frequenzen von beispielsweise Unterbrechungen oder Themensetzungen von männlicher Seite festmachbar sein, und das ist selten der Fall, wie wir in Kap. 12 sehen.

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