Methoden geisteswissenschaftlicher Pädagogik

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Helmut Danner. Methoden geisteswissenschaftlicher Pädagogik
Отрывок из книги
UTB 947
Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage
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Aber in der Praxis wird „Geisteswissenschaft“ übereinstimmend als Sammelbegriff, als Etikett verwendet, um eine bestimmte Art von Wissenschaft damit anzuzeigen. Gemeint sind Wissenschaften, die in einem bestimmten Sinn vom Menschen handeln. So heißen die „Geisteswissenschaften“ im Englischen „humanities“ und im Französischen „sciences humaines“ (Diemer 1974, 212f). Es geht bei ihnen um die humanitas, um das Menschliche, um dasjenige, was den Menschen zum 24Menschen macht. Hierfür kann nun auch losgelöst von der Geist-Philosophie des Deutschen Idealismus die Chiffre „Geist“ verwendet werden. Denn dasjenige, was den Menschen gegenüber dem Naturding und dem Tier auszeichnet, ist „Geist“. Durch ihn wird der Mensch befreit aus den rein kausalen Bezügen;‘ er kann und muss zu seinem Leben Stellung nehmen; er muss sich entscheiden; Gestaltung des Daseins, Orientierung an Qualität und Werthaftem sind Kennzeichen und Folge menschlichen „Geistes“. Fasst man den „Geist“ in einem solch weiten und humanen Sinn, dann wird die „Geisteswissenschaft“ in der Dilthey’schen Ausprägung zu einem bestimmten historischen Typ dieser Wissenschaftsrichtung. Entsprechend kann dann „geisteswissenschaftliche Pädagogik“ auch andere Formen und Inhalte annehmen, als sie Dilthey bestimmt hat. Auch im Rahmen der Hermeneutik wird sich zeigen, dass „geisteswissenschaftliche Pädagogik“ nicht mit der so genannten Dilthey-Schule identisch ist.
Einige wohl gleich bleibende Kriterien lassen sich jedoch für die geisteswissenschaftliche Pädagogik angeben. Ein Erstes ist mit der Geschichtlichkeit des Menschen gegeben. Diese besagt zwar auch, dass der Mensch eine Vergangenheit, eine Entwicklung hat, dass es also menschliche Dinge und Ereignisse gibt, die vorüber sind und die man daher nachträglich erforschen und festhalten kann. Der Mensch aber hat nicht nur diese faktisch feststellbare Geschichte, er ist sie auch. Damit ist gemeint, dass jeder von uns eingeflochten ist in seine Vergangenheit, dass diese ihn in seinem Handeln und Denken immer mit bestimmt, ob er will oder nicht, und mehr noch: dass alles, was ich heute tue und unterlasse, Folgen hat, die auf mich zurückfallen, d. h.: ich bin dafür verantwortlich. In diesem Sinne lebe ich nicht nur aus meiner Geschichte, sondern „mache“ sie auch. Geschichtlichkeit kann darum nicht zusätzlich und beliebig in (pädagogische) Überlegungen einbezogen werden; sie ist vielmehr konstitutiv für das Wesen des Menschen. „Die geschichtliche Welt ist immer da, und das Individuum betrachtet sie nicht nur von außen, sondern es ist in sie verwebt … Wir sind zuerst geschichtliche Wesen, ehe wir Betrachter der Geschichte sind, und nur weil wir jene sind, werden wir zu diesen“ (Dilthey 1961, VII, 277f).
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