Denken und schöpferisches Werden
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Henri Bergson. Denken und schöpferisches Werden
INHALT
ZUR EINFÜHRUNG
VORWORT
EINLEITUNG (Erster Teil)
EINLEITUNG (Zweiter Teil)
DAS MÖGLICHE UND DAS WIRKLICHE
DIE PHILOSOPHISCHE INTUITION
DIE WAHRNEHMUNG DER VERÄNDERUNG
EINFÜHRUNG IN DIE METAPHYSIK1)
DIE PHILOSOPHIE VON CLAUDE BERNARD
ÜBER DEN PRAGMATISMUS VON WILLIAM JAMES — WAHRHEIT UND WIRKLICHKEIT1)
DAS LEBEN UND DAS WERK VON RAVAISSON1)
Отрывок из книги
HENRI BERGSON
DENKEN UND
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Daß das Fundament der Bergsonschen Metaphysik zu schmal ist für die Behandlung der tiefsten moralischen und religiösen Wertprobleme, wird offenbar in seinem Alterswerk „Les deux sources de la morale et de la religion”. So feinsinnig und wertvoll auch die in wunderbarer Konsequenz aus den innersten Antrieben seines Denkens entwickelten Gesichtspunkte sind, sie bleiben doch im Vorfeld der eigentlich brennenden metaphysischen Fragen, sie vermögen sich nicht ganz über die Ebene eines vergeistigten Naturalismus zu erheben. Und doch wird man auch hier wieder in den Bann dieses energiegeladenen Denkens gezogen, und aus der absolut lauteren intellektuellen Redlichkeit eines ganz in der Sache aufgehenden Denkens ergibt sich wertvollste Einsicht, sogar zum Teil über die Absicht des Autors hinaus: die an höchsten transzendenten Wertmaßstäben gemessene fragwürdige Natur aller in unbewußten sozialen Instinkten wurzelnden juridischen Moral und Religion, von der sich die aus wirklich transzendenten Tiefen hervorbrechenden echten moralischen und religiösen Impulse unterscheiden wie Jesu Bergpredigt von dem Moralkodex der Pharisäer.
Und so verstummt schließlich alle Kritik in Ehrfurcht vor seinem Werk und dem Geist, der es geschaffen hat, denn auch da, wo er irrt, oder die Aufgabe über die Grenze seines Wesens und seiner ihm eigenen Begabung hinausgeht, zwingt er höchste Achtung ab, ja, in der Kunst seiner Formulierungen, in dem Glanz seiner aus letzter organischer Ausreifung seiner Gedanken hervorgehenden Lucidität, zu höchster Bewunderung. Es ist bezeichnend, daß die Veröffentlichungen Bergsons in verhältnismäßig großen Zeitabständen erfolgt sind. Er ist kein Vielschreiber gewesen, der glaubte, zu allem etwas Maßgebliches sagen zu müssen. Auch der Erfolg und der Ruhm haben an dieser weisen Selbstbeschränkung und intellektuellen Redlichkeit, die frei war von jeder Eitelkeit, nichts ändern können. Ein außergewöhnlich starker, für die exakten Wissenschaften begabter Intellekt verband sich bei ihm mit einem seltenen intuitiven Spür- und Feinsinn auf psychologischem und biologischem Gebiet, während sein Denken die stärksten Antriebe von einem bohrenden philosophischen Grübelsinn empfing. Aber so stark war die geistige Zucht dieses Denkens und das Bedürfnis nach echt französischer Klarheit und Präzision, daß er sich in seiner Darstellung nie in Dunkelheiten verliert, sondern sich nicht genug tun kann, paradox anmutende Gedanken durch immer wieder neue originelle Formulierungen plausibel zu machen. Nirgends findet man bei ihm geistige Schaumschlägerei, oder ein eitles Haschen nach geistreichen Effekten, er zwingt den Leser zum gespanntesten Mitdenken, und an den Philosophen hat er die größten Anforderungen gestellt: die Fähigkeit, mit dem Fachwissenschaftler an entscheidenden Punkten Probleme zu diskutieren unter Beherrschung aller in Betracht kommenden fachwissenschaftlichen Details, um die Begriffsbildung der Fachwissenschaft in ihren Schnittpunkten mit philosophischen Problemen aufs genaueste zu überwachen. Welch sorgfältiges Studium aller einschlägigen Tatsachen steckt allein in seinem Werk „Matière et mémoire”! Auf diesem Wege vermag ihm nur eine gleich starke Begabung zu folgen, und so ist es kein Wunder, daß er keine Schule gegründet hat.
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