Sommerfreuden
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Herman Bang. Sommerfreuden
Herman Bang. Sommerfreuden
Über Sommerfreuden
Ebook-Kolophon
Отрывок из книги
Frau Brasen wollte auf alle Fälle noch einen Rundgang durch das Haus machen. Es konnten doch immerhin — man wusste es ja nicht — heute Sommergäste kommen, zu Mittag, mit dem Wagen. Und fertig wurde man wahrhaftig nie, und dies und jenes fehlte immer, wenn man sich auf die Mädchen und auf Brasen verlassen musste. Gestern die Zuggardinen, da hingen sie und waren an den Nähten bloss einfach zusammengeheftet.
Frau Brasen stand von ihrem Holzstuhl am Küchentisch auf — der Stuhl war etwas wackelig auf den Beinen — und besah all die belegten Butterbrote. Ja, was gebraucht wurde, das war eine bestimmte Ration, jeden lieben Tag. Das war mal so in diesem Geschäft, gleichviel was einkam, das sagte Brasen auch. Frau Brasen blieb vor den Butterbroten des Personals stehen: „Und man streicht sie doch, wie man kann.“ Frau Brasen seufzte — sie waren dünn gestrichen —: „Aber man hält ja aus, solange es geht,“ sagte sie. Frau Brasen ging durch die Küche und öffnete das Schiebefenster in der Tür zur Wirtsstube. „Bist du da, Brasen?“ fragte sie.
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„Ja,“ sagte dann Andersen, „es gibt eben Leute, die jedesmal zum Altar müssen ...“
Der Schlächter ging hinaus zu seinem Wagen, den das Pferd bedächtig bis vor Kaufmann Terkildsens gelbes Haus zog, das zwei Etagen hatte, mit weissgestrichenen Gesimsen und grünen Fensterrahmen. Zu der Ladentür führte eine Treppe hinauf, deren Geländer hundert Jahre alt war. Als Schlächter Andersen durch das Tor einfahren wollte, kam der Konsul — Herr Terkildsen war Vizekonsul für Schweden und Norwegen — über seine Schwelle. Er war bartlos, trug eine braune Perücke und hatte keine Lippen. Er nickte dem Schlächter einen guten Morgen zu, was bedeutete, dass Herr Andersen stehenbleiben sollte. „Guten Morgen,“ sagte er noch einmal und schwieg abermals eine Sekunde — es war die Gewohnheit des Herrn Konsuls, seine Mitwelt zwischen jedem seiner Aussprüche einen Augenblick warten zu lassen: „Das Wetter ist übrigens schön.“ Des Konsuls Lieblingswort war das Wort „übrigens“, das stets die geheimen Vorbehalte verbarg, die in drei Kirchspielen gefürchtet waren.
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