von wegen früher war alles besser
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Hermann Grabher. von wegen früher war alles besser
Отрывок из книги
HERMANN GRABHER
von wegen
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Nun kann man sich allen Ernstes fragen, ob es klug, korrekt und sinnvoll ist Phrasen dieser Art in die Welt hinaus zu posaunen, wenn man selber das Glück hat im Paradies leben zu dürfen, in einem Land, in dem es den Menschen an nichts fehlt, in einer Gesellschaft, in der es alles in Fülle gibt, in dem Jegliches seinen Platz und seine Ordnung hat. Unser Kampf ist ja keiner gegen den Hunger, sondern eher einer gegen das eigene Übergewicht. Die meisten von uns müssen sich nicht mehr gegen körperliche Erschöpfungszustände stemmen, sondern eher etwas gegen die Bewegungsarmut und ihre Folgen unternehmen. Doch nur eine Minderheit der Erdbewohner hat solch paradiesisches Glück auf Erden wie wir. Wie hat es ein Mensch verdient zum Beispiel als Mädchen in den Slums von Bangladesch oder im Busch des Sudans auf die Welt zu kommen? Was mag sich Gott denken, wenn er das Menschlein in einer Ecke der Welt abstellt, wo seine Chancen für ein menschenwürdiges Leben schon beim Start so reduziert sind, wie sie in der Realität eben sind? Unter diesem Aspekt getraut man sich kaum mehr weiter zu denken, denn da fehlen uns selbst nur im Ansatz die entsprechenden Perspektiven, die Welt zu verbessern, gerechter zu machen.
Weil der Chef meines Vaters irgendwann der Ansicht war, es wäre an der Zeit, dass der Junge Geld verdienen sollte und Kaiser seinerseits nicht in der Lage war einen vernünftigen Verdienst anzubieten, half er zumindest mit auf der Suche nach einer Existenz und dies mit Erfolg. 1936 wagte mein Vater – 23-jährig - seine Geschäftsidee in die Realität umzusetzen, er gründete seine eigene Firma in der Schweiz. Es ging um die Konstruktion und Herstellung einer handbetriebenen Maschine zum Verschliessen von Konservendosen für private Haushalte. Nach dem Verschliessen durch Doppelfalz mussten die Dosen im kochenden Wasserbad sterilisiert, um den Inhalt haltbar zu machen. Mein Vater rühmte sich sein Leben lang damit, die Firma mit fünf Franken Startkapital gegründet zu haben. In der Tat waren es bestimmt einige Franken mehr. Doch es ist allemal erstaunlich mit wie wenig Geld man damals ein solches Wagnis eingehen konnte. Drei Jahre später – 1939, im Jahr des Ausbruchs des zweiten Weltkriegs - heirateten meine Eltern. In diesem Jahr – somit drei Jahre nach der Gründung – hatte Vaters Firma schon 50 Angestellte. Sein Produkt war gefragt in einer an sich desaströsen Weltlage. Wohl eher zufällig war er Produzent und Anbieter des richtigen Produkts im passenden wirtschaftlichen Umfeld. Es war Kriegszeit und wohin die Blicke schweiften, es gab vorwiegend Sorgen. Unbeeindruckt von allem gab unser Vater – der ewige Optimist - den Bau seines Familienhauses samt kleiner Werkstätte in Auftrag, das 1941 fertiggestellt war. Es war ein Lichtblick, oder eigentlich eher ein Wunder am dunkeln Firmament.
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