Entwicklungspsychologische Grundlagen der Psychoanalyse

Entwicklungspsychologische Grundlagen der Psychoanalyse
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Entwicklungspsychologische Theorien sind Grundlage psychoanalytischen Denkens. Wir benutzen sie, um unser Erleben und Verhalten besser zu verstehen – in Psychotherapien, pädagogischen Beziehungen und in der sozialen Arbeit. Theorien und Modelle der Psychoanalyse werden in diesem Buch mit Ergebnissen der empirischen Entwicklungspsychologie verbunden und offene Fragen herausgearbeitet. Der Autor beschreibt hier im ersten von zwei Bänden die kindliche Entwicklung bis zum 10. Lebensjahr. Er zeigt, wie psychoanalytische Konzepte zu unterschiedlichen und sich oft ergänzenden Antworten kommen – etwa bei der Krippenbetreuung, der Entwicklung von Selbstständigkeit und dem Arbeiten in therapeutischen und pädagogischen Beziehungen.

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Hermann Staats. Entwicklungspsychologische Grundlagen der Psychoanalyse

Geleitwort zur Reihe

Inhalt

Vorwort

1 Einleitung: Aufbau und Zielsetzung

Literatur zur vertiefenden Lektüre

2 Psychoanalyse, Entwicklungspsychologie und »Bezugswissenschaften«

Einführung

Lernziele

2.1 Entwicklungspsychologische Begriffe und Konzepte

2.2 Theorienpluralität innerhalb der Psychoanalyse: die »Psychologien« der Psychoanalyse

2.3 Ordnungsversuche und »Bilder vom Kind«

2.4 Strukturbildung und Konflikte

Archäologen und Architekten

Zusammenfassung

Literatur zur vertiefenden Lektüre

Fragen zum weiteren Nachdenken

3 Pränatale Entwicklung und Geburt

Einführung

Lernziele

3.1 Biologische und neurobiologische Grundlagen und Modelle

3.2 Das subjektive Erleben des Fötus

Die Entwicklung der Sinne: Was kann ein Kind im Mutterleib wann?

3.3 Kulturelle Faktoren und elterliche Vorstellungen

3.4 Die Geburt als Übergangssituation

Historisches Konzept: Das Trauma der Geburt (Otto Rank, 1924)

Zusammenfassung

Literatur zur vertiefenden Lektüre

Fragen zum weiteren Nachdenken

4 Selbstregulation: Die ersten neun Monate

Einführung

Lernziele

4.1 Entwicklung von Beziehungen

4.2 Kindliche Bedürfnisse und das Reagieren der Umwelt

4.3 Affektregulation

4.4 Repräsentanzen und unbewusste Phantasien

4.5 Oralität und primäre Objektliebe

4.6 Paranoid-schizoide und depressive Position

Zusammenfassung

Literatur zur vertiefenden Lektüre

Fragen zum weiteren Nachdenken

5 Erkundungsverhalten und Bindungsentwicklung

Einführung

Lernziele

5.1 Erkunden und Sichern – das Bindungssystem

5.2 Bindungsmuster

5.3 Weiterentwicklung von Bindung und Bindungstheorie

5.4 Ich-Entwicklung, Selbstentwicklung und der Aufbau innerer Repräsentanzen

5.5 Analität und Eigensinn

Zusammenfassung

Literatur zur vertiefenden Lektüre

Fragen zum weiteren Nachdenken

6 Von der Dyade zur Triade: Mentalisieren entwickeln

Einführung

Lernziele

6.1 Die Vertreibung aus dem Paradies des dyadischen Denkens

6.2 Kindliches Erleben in der »phallischen Phase«

6.3 Spielen auf unterschiedlichen Stufen: Entwicklungslinien verbinden sich

6.4 Mentalisieren als zentrale Kompetenz

6.5 Exkurs: Zu Lacans Auffassung von Entwicklung (B. Federlein und M. Klemann) Erwartungen, Anspruch und Begehren

Mangel und Begehren

Psychosexuelle Entwicklung versus strukturale Theorie

Die symbolische Kastration

Das Konzept der Alterität und das Unbewusste

Das Spiegelstadium

Imaginäre und symbolische Identifikation

6.6 Einschränkungen auf Zwei- oder auf Mehrpersonenbeziehungen

6.7 Die distinktive Funktion des Vaters

Zusammenfassung

Literatur zur vertiefenden Lektüre

Fragen zum weiteren Nachdenken

7 Seinen Platz finden: Ödipale Konflikte

Einführung

Lernziele

7.1 Der Ödipusmythos – eine vielseitige Geschichte

7.2 Trauma, Schuld, Verantwortung

Auswirkungen auf psychische Strukturen: Biologie und Kultur

7.3 Ödipale Konflikte und ihre Herausforderungen

7.4 Über-Ich – Entwicklung und Humor

7.5 Verlauf ödipaler Konflikte bei Mädchen und Jungen

7.6 Historisches Konzept: Penisneid und Kastrationsangst

7.7 Regression und Angst

Entwicklung von Angst (zusammengefasst aus Benecke & Staats, 2017, S. 60–69)

Zusammenfassung: Brauchen wir ein so komplexes Modell der Entwicklung?

Literatur zur vertiefenden Lektüre

Fragen zum weiteren Nachdenken

8 Erste Trennungen: Krippe und Kindergarten

Einführung

Lernziele

8.1 Trennung als Entwicklungsaufgabe

8.2 Auswirkungen von Betreuung in Krippe und Kita

8.3 Trauer und Depression bei Trennungen

8.4 Familie und Fremdbetreuung: Die Eingewöhnung

8.5 Aggression und gewalttätiges Verhalten

Todestrieb und duale Triebtheorie

Zusammenfassung

Literatur zur vertiefenden Lektüre

Fragen zum weiteren Nachdenken

9 Abschluss und neue Aufgaben: Sich-Lösen, Erwachsensein und Altern

Fragen zum weiteren Nachdenken

Literatur

Stichwortverzeichnis. A

B

C

D

E

F

G

H

I

K

L

M

N

O

P

R

S

T

U

V

W

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Der Autor

Hermann Staats, Prof. Dr. med., ist Arzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker, Gruppenanalytiker und Paar- und Familientherapeut und arbeitet als Sigmund-Freud-Professor für psychoanalytisch orientierte Entwicklungspsychologie an der FH Potsdam und in eigener Praxis. Er ist Vorsitzender der Forschungskommission der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft, Mitglied der Forschungskommission der Deutschen Gesellschaft für Gruppenanalyse und Gruppenpsychotherapie D3G und Lehranalytiker und Supervisor der DPG, DGPT, IPA und D3G.

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Die Strukturale Analyse Lacans hat keine eigene Entwicklungspsychologie entwickelt. Dennoch trägt sie mit ihrem Fokus auf symbolische, vor allem sprachliche Prozesse etwas Spezifisches zum Verstehen von Entwicklungsvorgängen bei. Die Beschäftigung mit den Theorien Lacans in diesem Buch stellt eine gewisse Zumutung für Leser dar. Sie müssen sich nicht nur in eine ungewohnte Begrifflichkeit einlesen, sondern sich auch noch mit einer nur kursorischen Darstellung des Themas zufriedengeben. So ist das »Selbst« kein von Lacan verwendeter Begriff. Er zieht ihm die Bezeichnung »Subjekt« vor. Damit grenzt er sich klar von Theorien ab, die einer Entwicklungslogik folgen, in denen frühere Entwicklungsstadien spätere begründen. Im Prinzip sind die verschiedenen Strukturen des Subjekts Ausdruck diskontinuierlicher Zustände. Die Konstituierung des Subjekts erfolgt aus Lacans Sicht sprunghaft, ohne Übergang. Infantilität begreift er wörtlich als anfängliche Sprachunfähigkeit, da »infans« im Lateinischen »stumm« sein oder »lallend« bedeutet. »Subjekt« dagegen heißt übersetzt, der Sprache unterworfen (subjicere) zu sein. Um diesen Aspekt soll es im Folgenden gehen, nämlich zu skizzieren, wie Lacan das Subjekt primär als von der Ordnung der Sprache, der symbolischen Ordnung her verfasst betrachtet.

Ein fundamentaler Unterschied zu anderen Entwicklungstheorien liegt darin, dass Lacan das Subjekt aus der Alterität konzeptualisiert. Alterität meint hier eine »konstitutive Andersheit«. Diese konstitutive Andersheit geht dem Subjekt voraus. Die symbolische Welt existiert vor ihm, bevor das Subjekt sich seiner selbst bewusst wird, und konstituiert es. Das pointiert Lacan, wenn er sagt, das symbolisch verfasste Subjekt sei in erster Linie das Produkt einer diskursiven Erfahrung mit (einem) Anderen, bspw. zuerst repräsentiert durch den mütterlichen Anderen als Vertreter einer symbolischen Ordnung und damit von Sprache und Sprechen: Das Du geht dem Ich voraus.

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