Theodor Litt: Das Bildungsideal der deutschen Klassik und die moderne Arbeitswelt

Theodor Litt: Das Bildungsideal der deutschen Klassik und die moderne Arbeitswelt
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Описание книги

Theodor Litt (1880 – 1962) ist geisteswissenschaftlich geprägter und dialektisch orientierter philosophischer und pädagogischer Denker. Für die Pädagogik geht es ihm darum, traditionelles Bildungsdenken und moderne Zeiterscheinungen in Form von Synthesen miteinander zu vereinbaren. Nach Litt hat der Mensch Kultur und Weltbildungsbedeutung, indem er Kultur und Welt schafft, erarbeitet, bildet. Naturwissenschaft, Technik und moderne Arbeitswelt sind ihm dabei bildende Mächte, wie diese ihrerseits durch den Menschen zu sinnträchtigen Mächten werden. Die Kultur- und Weltbildungsbedeutung des Menschen besteht auch darin, die in jedem Fortschritt von Kultur und Welt einzubegreifenden Gefahren- und Bedrohungspotentiale mit zu bedenken und mit dem Positiven des Fortschritts von Kultur und Welt zu vermitteln. Tatsachenforschung und hermeneutische Forschung, wert- und sinnfreie Naturwissenschaft und wert- und sinngebundene Geisteswissenschaft gehören mithin zusammen.

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Holger-Sven Burckhart. Theodor Litt: Das Bildungsideal der deutschen Klassik und die moderne Arbeitswelt

Impressum

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Inhaltsverzeichnis

I. Historischer Teil

Die Sorge um den Menschen

Naturbeherrschung und Naturumgang

Kulturkritik als Hintergrund des Humanitätsideals

Das Verhältnis von Mensch und Welt bei Goethe

II. Systematischer Teil

Das technische Handeln im Zusammenhang des Lebens

Die Versachlichung der Welt

Die Unangreifbarkeit von mathematischer Naturwissenschaft und Technik

Sachbeherrschung und Menschenbildung

Mittel-Zweck-Korrelation und Menschenbildung

Die Antinomie der Menschenbildung

Doppelleben

Antinomie und Reflexion

Die Unverdrängbarkeit des Umgangs

Umgang und Menschenbildung

Umgang mit Außermenschlichem

Wider den „Simplicissimus des Zeitgeistes“ Der Philosoph und Pädagoge Theodor Litt

Unterwegs zum „Apriori der Geisteswissenschaften“ als Grundlage von Philosophie und Pädagogik

„Kultur“ als Bindeglied von Philosophie und Pädagogik und als Grundlage einer dialektischen Metaphysik des Geistes

›Das Allgemeine im Aufbau der geisteswissenschaftlichen Erkenntnis‹: Der Paradigmenwechsel im Denken Theodor Litts

Dialektik als methodisches, prozedurales und inhaltliches Prinzip philosophischer und pädagogischer Reflexion und Praxis

Dialektik als Kennzeichen des Verhältnisses und als zugrunde liegendes Prinzip von Philosophie und Pädagogik

Das Sittliche als immanenter Bewegungsgrund der Überwindung der dialektischen Spannungen: „Das Sein der Erziehung kann nur im Ausblick auf ihr Sollen erfaßt werden“

Statt inhaltliches „Bildungsideal“ unendlicher Progress des Sich-Bildens: Vom Stufenbau des Geistes

Historischer Teil

Das Bildungsideal der deutschen Klassik. „Anthropozentrik“ versus „Sachzentrik“

Ausgrenzungen. Menschenwelt contra Sachwelt

Entfremdung von Wirklichkeit. Pädagogische Provinz und Technikfeindlichkeit

Systematischer Teil78

Die Perspektive der Sache (Kapitel 1–4)

Menschenbildung versus Weltbildung (Kapitel 5)

Die Selbstüberlistung der Humanitätsidee (Kapitel 6–7)

Doppelleben, Reflexion und mitmenschlicher Umgang. Die dialektisch-antinomische Verfasstheit des Menschen (Kapitel 8–10)

Mitmenschlicher Umgang. Pädagogische Konsequenzen (Kapitel 11)

Blicken wir zurück

Wichtige Schriften Theodor Litts

Sekundärliteratur

Informationen zum Buch

Fußnoten. Theodor Litt: Das Bildungsideal der deutschen Klassik und die moderne Arbeitswelt

Zweites Kapitel. Naturbeherrschung und Naturumgang

Siebtes Kapitel. Das Verhältnis von Mensch und Welt bei Goethe

Erstes Kapitel. Das technische Handeln im Zusammenhang des Lebens

Zweites Kapitel. Die Versachlichung der Welt

Drittes Kapitel. Die Unangreifbarkeit von mathematischer Naturwissenschaft und Technik

Viertes Kapitel. Sachbeherrschung und Menschenbildung

Fünftes Kapitel. Mittel-Zweck-Korrelation und Menschenbildung

Sechstes Kapitel. Die Antinomie der Menschenbildung

Siebtes Kapitel. Doppelleben

Achtes Kapitel. Antinomie und Reflexion

Elftes Kapitel. Umgang mit Außermenschlichem

Wider den „Simplicissimus des Zeitgeistes“. Der Philosoph und Pädagoge Theodor Litt

„Kultur“ als Bindeglied von Philosophie und Pädagogik und als Grundlage einer dialektischen Metaphysik des Geistes

›Das Allgemeine im Aufbau der geisteswissenschaftlichen Erkenntnis‹: Der Paradigmenwechsel im Denken Theodor Litts

Dialektik als methodisches, prozedurales und inhaltliches Prinzip philosophischer und pädagogischer Reflexion und Praxis

Dialektik als Kennzeichen des Verhältnisses und als zugrunde liegendes Prinzip von Philosophie und Pädagogik

Das Sittliche als immanenter Bewegungsgrund der Überwindung der dialektischen Spannungen: „Das Sein der Erziehung kann nur im Ausblick auf ihr Sollen erfaßt werden“

Statt inhaltliches „Bildungsideal“ unendlicher Progress des Sich-Bildens: Vom Stufenbau des Geistes

Teil B: Bildungsdiskurs. „Das Bildungsideal der deutschen Klassik und die moderne Arbeitswelt“

Historischer Teil

Das Bildungsideal der deutschen Klassik. „Anthropozentrik“ versus „Sachzentrik“

Ausgrenzungen. Menschenwelt contra Sachwelt

Entfremdung von Wirklichkeit. Pädagogische Provinz und Technikfeindlichkeit

Systematischer Teil

Menschenbildung versus Weltbildung (Kapitel 5)

Die Selbstüberlistung der Humanitätsidee (Kapitel 6–7)

Doppelleben, Reflexion und mitmenschlicher Umgang. Die dialektisch-antinomische Verfasstheit des Menschen (Kapi tel 8–10)

Mitmenschlicher Umgang. Pädagogische Konsequenzen (Ka pitel 11)

Blicken wir zurück

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Holger Burckhart

Theodor Litt: Das Bildungsideal der deutschen Klassik und die moderne Arbeitswelt

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Wir würden uns, da dem so ist, nicht wundern, wenn, im Unterschiede von uns, die noch jener Epoche angehörenden Verkünder der Humanitätsidee gar nicht bemerkt hätten, daß sie ein normatives Menschenbild aufrichteten, dem eine erst im Anlaufen begriffene gesellschaftlich-wirtschaftliche Bewegung immer mehr die Bedingungen der Verwirklichung entziehen sollte. Wir hätten in ihnen alsdann die Opfer einer zwar den Geist beschwingenden, aber die Realität verschleiernden Täuschung zu erblicken.

Allein wenn wir uns den literarischen Selbstbezeugungen der Humanitätsbewegung zuwenden, dann finden wir diese Erwartung durchaus nicht bestätigt. Wir sind im Gegenteil überrascht, wenn wir feststellen, mit welcher Klarheit schon die Wegbereiter dieser Bewegung den Gegensatz bemerkt und ausgesprochen haben, den wir erst im nachklassischen Zeitalter deutlich meinen hervortreten zu sehen. Überraschend ist uns diese Entdeckung deshalb, weil, wenn wir unsere allgemeine Lebenslage mit derjenigen vergleichen, aus welcher der Geistesfrühling unserer Klassik hervorbrach, es uns scheinen möchte, als habe jenes Zeitalter der Verwirklichung der „Humanität“ ebensoviel an Vergünstigungen zuteil werden lassen, wie das unsrige ihr an Hindernissen in den Weg legt. Müssen wir nicht die Zeitgenossen eines Goethe gerade deshalb beneiden, weil sie noch nicht in den Panzer einer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung eingeschnürt waren, in der dem Drang nach menschlicher Selbstvollendung der Atem ausgehen mußte? Um so mehr befremdet es uns, daß auch sie, die anscheinend so Bevorzugten, sich in eine geschichtliche Umwelt verschlagen glaubten, deren herrschenden Gewalten die Verwirklichung ihres Menschheitsideals abgekämpft werden müsse. Und wenn wir uns dann nach den Gründen umschauen, mit denen sich diese Frontstellung wider den Geist der Epoche rechtfertigt, dann widerfährt es uns, daß wir Klagen und Anklagen zu hören bekommen, die uns in die Ohren klingen, als seien sie durch die seelischen Bedrängnisse unserer Tage, durch die Widrigkeiten unserer gesellschaftlichen Einzwängung ausgepreßt. Wie sollen wir es verstehen, daß die führenden Geister der Klassik, sie, die uns gleich seligen Göttersöhnen vor Augen stehen, bereits den Druck von Lebensverhältnissen verspürten, in denen wir eine den Hinterherkommenden aufgesparte Heimsuchung meinen erblicken zu sollen?

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