Keine Zeit für Arschlöcher!
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Horst Lichter. Keine Zeit für Arschlöcher!
1. Keine Zeit. für. Arschlöcher
2. Mutters. Entscheidung
3. Klartext. im. Krankenhaus
4. Der unbelehrbare. Clown
5. Mutters. Ende
6. Feiern und. Schenken. wollen gelernt sein
7. Viele. Köche. versenden. den Brei
8. Es ist nicht. alles gut, was schmeckt
9. Töpfe kommen, Töpfe gehen!
10. Mein liebes. Publikum
11. Ein. Schmetterling. kommt. selten. allein
12. Der. Wilde von. Rommerskirchen
13. Johann, mein Johann
14. Wer nicht. mehr alle. Tassen im. Schrank hat
15. Wenn ich damals. gewusst hätte, was ich heute zu. wissen glaube
16. Lieber gar. nicht als ganz
17. Horst. im. Glück
18. Keine. Zeit für. Arschlöcher. Punkt, Pasta, aus!
Ein Danke. zum Dessert
Till Hoheneder. sagt Danke
Impressum
Отрывок из книги
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Vor nicht mal einer Stunde saß ich noch in Mutters Krankenzimmer. Sah, wie sie litt. Die Schmerzen, die Angst in den Augen. Und der Scheißtropf mit den Schmerzmitteln leer. Ich hatte dreimal nach der Schwester gerufen, immer freundlich bittend. Und jedes Mal hatte ich nur ein leicht genervtes »kommt ja gleich, kommt ja gleich« aus dem Schwesternzimmer gehört. Kam aber keiner. Die Minuten wurden zur Ewigkeit und mit jedem schmerzvollen Atemzug meiner Mutter wurde ich noch hilfloser und gleichzeitig aggressiver. Ihr unendliches Leid sprang mir ins Genick und biss sich dort fest. Da ich das Elend nicht abschütteln konnte, musste ich mich anderweitig abreagieren. Starrte nochmal auf den leeren Tropf. Immer wieder, bis mir die kalte Wut die Knochen hinaufkroch. Fast genoss ich es, wie dieses Horrorgefühl sich langsam in mir ausbreitete. Aber irgendwann kippte es, und ich sprang wütend auf. Lief auf den Flur und suchte mein Opfer. In dem Moment hatte ich schon jegliche Beherrschung verloren, war nur noch auf Krawall gebürstet. Draußen im Gang prallte ich auf die Krankenschwester – und das Unglück nahm seinen Lauf. Ich weiß gar nicht mehr, was ich brüllte. Sie stand an der Wand, ich wutschäumend vor ihr, völlig außer Kontrolle. Sie verblüfft, angespannt und ängstlich. Ich klinkte komplett durch. Wütete wie ein Irrer. Schrie rum, warum sich hier eigentlich niemand um meine sterbende Mutter kümmerte und ob das keinen vom Personal interessieren würde. Die Rechtfertigungsversuche der verängstigten Pflegerin und das neugierige Getuschel der anderen Gestalten, die vom Lärm angezogen auf dem Flur standen und uns mit Abstand beobachteten, gingen mir am Allerwertesten vorbei. Als ich endlich merkte, dass der Druck entwichen war, mir die Stimme wegblieb und alles in mir in entsetzliche Trauer umschlug, ließ ich die Frau in Ruhe und fing bitterlich an zu weinen. Fluchtartig verließ ich das Krankenhaus, setzte mich ins Auto und fuhr zurück ins Hotel.
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Und dann habe ich mit Mutter tage- und nächtelang überlegt, ob eine Operation Sinn macht oder nicht. Ich versuchte mit Engelszungen, Mutter von meinem Standpunkt zu überzeugen: »Mutter, du wolltest doch immer mit einem Kreuzfahrtschiff nach Venedig. Verdammt noch mal, ich habe jetzt zwei ganze Monate frei, lass uns das machen! Deine Träume leben, Spaß haben, was erleben. Pack die Koffer und los geht’s. Du kannst dich doch dann immer noch operieren lassen, wenn du unbedingt willst. Aber lass uns bitte fahren. Lass uns nach Venedig fahren, lass uns auf so ein Kreuzfahrtschiff gehen, lass uns den schönsten Urlaub deines Lebens machen!«
Ich habe geredet und geredet. Mit Milch und Honig auf der Zunge. Aber Mutter saß nur vor mir, hat zugehört und mich mit verzweifeltem Blick angesehen. Nie geweint, nie geflucht, sich nie beschwert. Bis sie ihre Entscheidung traf: »Jung’, ich könnte niemals in den Urlaub fahren und wissen, der Tod wächst in mir. Das da muss raus. Wenn ich in Venedig den Gondeln zugucke, wie soll ich mich darüber freuen, wenn ich weiß, dass mein Körper voller Krebs ist und ich sterben muss?« Ich war wie vor den Kopf gestoßen, deprimiert und auch ratlos. Ich versuchte sie weiter zu begeistern und ihre Lebenslust neu anzufeuern: »Mutter, versuch doch den Moment zu genießen. Lass uns die Reise machen und danach kommst du zu uns ins Haus. Nada hat gesagt, sie kann dich pflegen, versorgen und mit den Ärzten alles regeln. Egal was da noch kommt, wir sind für dich da. Aber lass uns, solange es geht, noch gemeinsam Spaß haben.« Ich hab immer gesagt: »Egal wie du dich auch entscheidest, wir unterstützen dich.« Aber sie ließ sich nicht erweichen, nicht beirren, nicht umstimmen. Ihre Entscheidung war einsam unumstößlich. Mutter wollte die OP, um jeden Preis.
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