Lebenszeichen
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Ilse Wind. Lebenszeichen
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Отрывок из книги
Ich war nur einen Moment unaufmerksam gewesen, da riss mich ein entsetzlicher Schrei aus meinen Gedanken: „Lieber Gott, hilf mir!“ Nun, ich war nicht Gott aber doch in seinem Auftrag tätig. Dieser Ruf galt also irgendwie mir. Ich sah ihr in die Augen und wollte mich darin spiegeln, aber das blanke Entsetzen erinnerte mich daran, dass ich keine Zeit hatte, meine eitlen Spiele zu spielen. Sie war in höchster Gefahr. Ihr schicker kleiner Sportwagen schlitterte auf schneeglatter Fahrbahn, schoss auf einen Baum zu, prallte dort ab und raste in unvermindertem Tempo in Richtung Böschung. Ich habe es ja lieber, wenn ich Einsätze planen kann, aber in diesem Fall musste ich improvisieren. Das wird zwar nicht gerne gesehen, weil Wunder oft Misstrauen erregen, aber ich hatte keine andere Wahl, wenn ich meinen Auftrag erfüllen wollte.
Ich warf mich vor ihr Auto und brachte es an der Böschung zum Stehen. Der Motor ragte über den Abgrund hinaus. Es kostete mich enorme Kraft, den Wagen zu halten, doch sie stieg nicht aus. Sie lag bewusstlos im Wagen mit dem Kopf auf dem Airbag, der allmählich Luft verlor. Es blieb mir nichts anderes übrig, als ihr laut zu befehlen auszusteigen. In Trance gehorchte sie mir und befreite sich aus dem Fahrzeug. Ich war froh, dass ich das Auto endlich die Böschung hinabstürzen lassen konnte. Sie tat mir leid, wie sie mit leerem Blick in die Tiefe auf das Wrack schaute, doch sie realisierte wohl noch nicht, was passiert war. Über ihrem linken Auge klaffte eine kleine Schnittwunde und das Blut rann über ihre weiße Wange. Ich nahm sie auf meine Arme und trug sie auf die andere Straßenseite. Dort legte ich sie ins Gras. Ihr hübsches Gesicht sah so friedlich aus, als ob sie tot wäre. Hätte ich nicht eingegriffen, wäre sie von allen irdischen Qualen für immer erlöst gewesen. Doch davon stand nichts im Plan und ich bin gerne mit ihr zusammen. Wir hatten schon so viel Spaß gemeinsam, wobei sie das so sicher nicht sagen würde. Denn sie nahm mich schon lange nicht mehr wahr. Was mich etwas kränkte. Aber solche Gefühle sollte ich tunlichst nicht aufkommen lassen. Auf dem Weg ins Krankenhaus erzählte sie dem jungen Notarzt, dass sie einen Schutzengel gehabt habe. Doch sie bedankte sich nicht bei mir.
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Specht kam wieder herein.
„Für den Haftrichter wird es reichen, Ladies“, sagte er. „Sie sollten sich das mit dem Geständnis noch einmal überlegen. Mit Notwehr und guter Führung kommen sie vielleicht schon in drei bis vier Jahren wieder raus.“
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