Anguckallergie und Assoziationskettenrasseln
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Inez Maus. Anguckallergie und Assoziationskettenrasseln
Vorwort
Inhalt
Prolog
Der Superwunsch
Der, die, das – was?
Ein auf der Spitze stehendes Dreieck
Marburg
Die Zeit der Weltfragen
Silly und Kira
Der Höhlenolm
Ein Fledermausdetektor
Stromausfall
Drosophila
Ein Schneeball
Mäuse
Epilog
Dank
Glossar
Literatur
Quellen
Benjamins Zitatenschatz
Inez Maus: „Mami, ich habe eine Anguckallergie. Licht und Schatten im Leben mit Autismus“
Отрывок из книги
Inez Maus
ANGUCKALLERGIE UND
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LEGO-Figuren in der Größe von Grundschulkindern taten ihren Dienst auf allen Fluren des Hotels und berühmte Gemälde aus LEGO-Bausteinen wie beispielsweise Da Vincis „Mona Lisa“ zierten die in warmen Farbtönen gehaltenen Wände. Benjamin erkundete das gesamte Hotel jeden Morgen sowie jeden Abend und begrüßte alle Figuren oder wünschte ihnen eine gute Nacht. Ich musste ihn mit jedem Plastik-Hotelangestellten fotografieren, erst dann war er zufrieden. Am ersten Abend im Hotelrestaurant riss sich mein Sohn schmerzhaft von meiner Hand los, noch bevor wir einen abgelegenen Tisch ausmachen konnten. Sofort befürchtete ich, er könnte jetzt die Flucht ergreifen oder eine aufsehenerregende Plünderung des Abendbrot-Büfetts durchführen, aber Benjamin stürzte zu einem niedrigen Fensterbrett, welches mit bunten Stofffähnchen auf Holzsockeln geschmückt war. Unbeirrt und zielsicher ergriff er ein Deutschlandfähnchen, rannte mit seiner Beute laut polternd quer durch den gesamten Gastraum und stellte es mit einem harten Aufprall auf einem unbesetzten Tisch am Fenster ab, um sich dann selber auf einen dunkelgrün bezogenen Stuhl erschöpft fallen zu lassen. Glücklicherweise überlebte das zierliche Fähnchen die Attacke, denn schon beim stürmischen Losrennen hatte Benjamin die skeptische Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich gezogen. Sprachlos stand ich noch immer am Eingang und die inzwischen eingetroffene Bedienung führte uns langsam zu unserem Tisch, zu Benjamins Tisch. Jetzt konnte ich im üppigen Garten vor dem riesigen Fenster ein hübsches Wasserspiel erblicken, welches die komplette Aufmerksamkeit unseres Sohnes beanspruchte. Ich hätte keinen besseren Platz für ihn auswählen können. Benjamin hatte im Bruchteil einer Sekunde den ganzen Raum überblickt und auch den Sinn der Fähnchen sofort durchschaut, die ich im ersten Moment nur für eine interessante Dekoration hielt, weil sie extrem ordentlich auf dem Fensterbrett aufgereiht waren. Aber sie dienten dazu, dem Personal anzuzeigen, welche Sprache die Gäste beherrschen. Auf dem üppigen Büfett fanden wir knusprige Fischstäbchen und zur übergroßen Freude der Kinder Pommes frites in der Form von LEGO-Bausteinen. Damit war zumindest das Abendbrot für Benjamin gesichert, denn bei seinen Allergien und Überempfindlichkeiten gab es nicht viele Gerichte, die in Gaststätten für ihn genießbar waren.
Eine verglaste Röhre verband das Hotel mit dem LEGOLAND-Park und da der Parkeintritt für die Dauer des Aufenthaltes im Hotelpreis inbegriffen war, vermochten wir nach Belieben zwischen Hotel, Park und Umgebung zu wechseln, was uns den Aufenthalt erheblich erleichterte. Da Conrad vor ein paar Jahren schon einmal mit mir den Park erkundet hatte, konnten wir Benjamin die Auswahl der Aktivitäten überlassen. Wie nicht anders zu erwarten war, ließ er kein Fahrgeschäft aus und musste alles in unzähliger Wiederholung ausprobieren, wofür er vier Aufenthaltstage Zeit hatte. Mittags ernährte er sich ausschließlich von frisch gebackenen Waffeln. Beim spannenden Goldwaschen, wo experimentierfreudige Kinder in der Westernstadt in einer nachgebauten Goldwaschanlage kleine Pyrit-Stückchen, also sogenanntes Katzengold, mittels flacher Schalen aus einem hölzernen Flussbett waschen müssen, zeigte sich deutlich Benjamins visuelle Überlegenheit. Wir konnten gar nicht so schnell gucken, wie er die winzigen Goldstückchen aus dem feuchten Sand pickte. Das erregte sofort die Aufmerksamkeit und wohl auch den Neid der anderen Kinder, welche sich daraufhin dicht um unseren Sohn drängten, weil sie wahrscheinlich hofften, hinter sein Geheimnis zu kommen oder aber in seiner Nähe mehr Schätze zu finden. Benjamin war so fieberhaft mit seiner Tätigkeit beschäftigt, dass er scheinbar nichts davon mitbekam. In kürzester Zeit hatte er genug Goldstücke erbeutet, um dann die begehrte LEGOLAND-Münze daraus pressen zu können.
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