Maike ist 10 Jahre alt, etwas zu groß für ihr Alter, und ihrer Meinung nach zu dick. Sie wächst in der wohlhabenden Gesellschaft Heidelbergs der 70er Jahre auf. Die Familie von Hochfelden lebt in einer repäsentativen Villa. Der Vater Victor von Hochfelden, ist ein erfolgreicher und anerkannter Rechtsanwalt für Scheidungsrecht. Doch Maike sieht Abend für Abend das wahre Gesicht ihres Vaters. Maike wünscht sich in eine Zeit, in ein anders Leben. Immer tiefer gerät sie in die Schattenwelt der Fantasie und der Träume, taucht darin unter und findet damit eine Möglichkeit, sich vor Schmerz und Enttäuschung zu schützen, entflieht so der Realität. Unter dramatischen Ereignissen gerät Maike immer tiefer unter den Einfluss der alles umgebenden schwarzen Macht, der sie sich bedingungslos hingibt…
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Impressum
Отрывок из книги
Titel
Esther
.....
Aus andächtiger Starre gelöst sammelte Esther hastig all ihre Kostbarkeiten zusammen und verstaute sie wieder in ihrem Rucksack. Auch ihre Steine wurde sorgfältig wieder zurückgeschoben.
Wie willenlose Schafe folgten wir dem Strom der Kinder aus den Zelten und allen Winkeln und Ecken des großzügig angelegten Feriengeländes zu dem einstöckigen, lang gestreckten Haupthaus, vor dem wir uns am morgen schon einmal alle versammelt hatten. Kühle und gedämpftes Licht umgaben mich, als ich aus dem warmen, gleißenden Sonnenlicht direkt in den mit kaltem Stein gefliesten Hauptraum trat. Überall klapperten Teller, plauderten Kinder und hallten unzählige Schritte wider. Der Geruch von Nudeln, Brühe und Pfefferminztee erfasste mich, hüllte mich ein, zog mich in den dunklen Raum. Sehen konnte ich für einen Moment nichts. Stand einfach nur da und ließ mich in diese Welt aus hallendem Getose und deftigem Geruch ziehen. Langsam, ganz langsam gewöhnten sich meine Augen an das dämmrige Licht des fensterlosen Raumes, dessen einzige Lichtquelle aus den weit geöffneten Flügeltüren bestand, die direkt wieder auf den gepflasterten Vorhof und die Wiese mit den Zelten führten. Am Pfosten einer jeden Tür stand ein großer silberfarbener Milchkübel, an dessen Außenseite eine verbeulte Kelle hing. Der Kübel selbst war bis zum Rand mit Tee, mal war es Pfefferminztee mal Früchtetee, gefüllt. Kinder standen in Reih und Glied vor den Kübeln und schöpften unermüdlich kühle Flüssigkeit in ihre Becher. Andere standen an der am Ende des Raumes befindlichen Kantine an, in der eine rundliche Frau, mit von Hitze errötetem und glänzendem Gesicht eifrig die ihr hingehaltenen Teller füllte.