Werfen wie ein Mädchen. Ein Essay über weibliches Körperbewusstsein
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Iris Marion Young. Werfen wie ein Mädchen. Ein Essay über weibliches Körperbewusstsein
Werfen wie ein Mädchen
Inhalt
Werfen wie ein Mädchen1
I
II
III
IV
Zu dieser Ausgabe
Der Körper als Provokation27
1. Bringing the Body Back In
2. Normen, Körper, Erfahrungen
3. Politische Provokation
Literatur
Werke von Iris Marion Young (Auswahl)
Fußnoten
Über dieses Buch
Hinweise zur E-Book-Ausgabe
Отрывок из книги
Iris Marion Young
Ein Essay über weibliches Körperbewusstsein
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Beauvoir gibt einen Überblick über die Situation der Frauen von bemerkenswerter Tiefe, Klarheit und Brillanz. Jedoch gelingt es auch ihr weitgehend nicht, dem Status und der Orientierung des weiblichen Körpers einen Platz zuzuweisen, sofern er sich in lebendiger Handlung auf seine Umgebung bezieht. Wenn Beauvoir über das körperliche Sein der Frau und ihre physische Beziehung zu ihrer Umgebung spricht, neigt sie zur Konzentration auf die offensichtlicheren Umstände der weiblichen Physiologie. Sie behandelt die weibliche Erfahrung des Körpers als eine Last und beschreibt, wie die hormonellen und physiologischen Veränderungen des Körpers während der Pubertät, während Menstruation und Schwangerschaft als undurchschaubar und beängstigend empfunden werden. Nach ihrer Auffassung belasten diese Erscheinungen die Existenz der Frau, weil sie sie an die Natur, an die Immanenz und die Erfordernisse der Arterhaltung fesseln – was auf Kosten ihrer eigenen Individualität geht.5 Indem sie die Situationsgebundenheit der wirklichen Körperbewegung der Frau weitgehend ignoriert, kommt bei Beauvoir der Eindruck auf, dass es die weibliche Anatomie und Physiologie als solche sind, die zumindest teilweise den unfreien Status der Frau bestimmen.6
Dieser Aufsatz versucht zuallererst, eine Lücke zu füllen, die sowohl in der Existentialphänomenologie als auch in der feministischen Theorie besteht. Ich möchte zunächst versuchen, einige der grundlegenden Modalitäten weiblicher Körperhaltung, Bewegungsweisen und Raumbeziehung nachzuzeichnen. Bestimmte beobachtbare und ganz alltägliche, typische Verhaltensweisen von Frauen in unserer Gesellschaft sollen einsichtig und in ihrer Bedeutung verständlich gemacht werden, sofern sie sich von männlichen Verhaltens- und Bewegungsweisen unterscheiden. Genau wie die existentialistische Beschäftigung mit der Situationsgebundenheit menschlicher Erfahrung beanspruche auch ich keine Allgemeingültigkeit dieses typischen weiblichen Körperverhaltens und der daraus abgeleiteten phänomenologischen Beschreibungen. Der hier entwickelte Ansatz nimmt lediglich für sich in Anspruch, die Modalitäten weiblicher Körperexistenz für Frauen in zeitgenössischen, fortgeschritten industrialisierten, städtischen Handelsgesellschaften zu beschreiben. Teile dieser Darstellung können auf die Situation der Frau in anderen Gesellschaften und Epochen zutreffen oder auch nicht; es ist jedenfalls nicht das Anliegen dieses Aufsatzes zu entscheiden, auf welche anderen sozialen Umstände diese Beschreibung außerdem – wenn überhaupt – zutrifft.
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