Italienische Erzählungen

Italienische Erzählungen
Автор книги: id книги: 1963389     Оценка: 0.0     Голосов: 0     Отзывы, комментарии: 0 194,58 руб.     (1,9$) Читать книгу Купить и скачать книгу Купить бумажную книгу Электронная книга Жанр: Языкознание Правообладатель и/или издательство: Bookwire Дата добавления в каталог КнигаЛит: ISBN: 9788711445952 Скачать фрагмент в формате   fb2   fb2.zip Возрастное ограничение: 0+ Оглавление Отрывок из книги

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Isolde Kurz ist eine Meisterin darin, die kleinen anrührenden Geschichten zu erzählen, die einem in Italien begegnen können. Besonders amüsant wird es, wenn sie deutsche Landsleute beschreibt, die sich mit den Lebensumständen in Italien zurechtfinden müssen. In Schuster und Schneider versucht zum Beispiel der in armen Verhältnissen in Florenz lebende deutsche Dichter Paul Andersen all seinen Mut zusammen zu nehmen und seine Braut Lydia zu heiraten. Um sich am nächsten Tag eingestehen zu müssen, dass es dafür bei ihm nicht reicht. AUTORENPORTRÄT Isolde Kurz (1853 – 1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Ihre Kindheit nahe Stuttgart schilderte sie später als idyllisch, jedoch nicht frei von Konflikten zwischen dem freigeistigen Lebens- und Erziehungsstil ihrer Eltern und den bodenständigen Anschauungen der Dorfbevölkerung. Seit 1873 lebte sie für über 40 Jahre in Florenz. Ihre Novellen und Erzählungen spielen meist in Mittelitalien. Sie starb – 90jährig – in Tübingen.

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Isolde Kurz. Italienische Erzählungen

Isolde Kurz. Italienische Erzählungen

Schuster und Schneider

Mittagsgespenst

Pensa

Die Glücksnummern

Erreichtes Ziel

Ein Rätsel

Über Italienische Erzählungen

Autorenporträt

Ebook-Kolophon

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Paul Andersen war, wie so mancher junge Künstler vor ihm, auf einer Studienreise in Italien hängen geblieben und hatte niemals wieder den Rückweg nach Deutschland gefunden. Über seine Aussichten gab er sich selber keiner Täuschung hin, er besaß weder Vermögen noch die nötige Protektion, um sich auf dem fremden Boden vorwärts zu bringen, auch war sein Talent und sein Selbstgefühl von dem überwältigenden Anblick der großen Alten allmählich so zusammengedrückt worden, daß er es kaum mehr wagte, den Pinsel in eigener Sache einzutauchen, sondern sich zumeist auf das Kopieren alter Bilder warf. An diese Aufgabe wandte er den ganzen Ernst und Fleiß und die unermüdliche Treue seiner tiefgründigen Natur, und die Eigentümlichkeiten der alten Meister wurden ihm mit der Zeit so geläufig, daß für ein ungeübtes Auge seine Kopien von den Originalen kaum zu unterscheiden waren. Darüber ging freilich die eigene schöpferische Kraft zugrunde, und sein Interesse beschränkte sich bald ganz auf das Ausdenken technischer Kunstfertigkeiten im Behandeln der Farben und Leinwand, wodurch er seinen Arbeiten auch noch das Aussehen des Alters gab und sie den Urbildern auf Haaresbreite vollends annäherte.

Obgleich er nun so hoch über dem Troß der Kopisten stand wie die alten Meister über ihm, brachte er sich doch nur kümmerlich fort, denn er wußte sich keine Geltung zu verschaffen, und fast alle seine Bestellungen gingen durch dritte Hand, wobei die Hälfte der Einnahmen unterwegs blieb. Dennoch zog er dieses trübe, schattenhafte Dasein dem freundlichen, aber spießbürgerlichen Sonnenschein seiner heimischen Verhältnisse bei weitem vor und war gesonnen, in Florenz zu leben und zu sterben. Nie gönnte er sich eine Abwechslung oder Zerstreuung, die Geld gekostet hätte, und die ängstliche Gewissenhaftigkeit, mit der er über seine Ausgaben wachte, wurde ihm im Lauf der Jahre zur zweiten Natur. Das Erdarbte brachte er seiner Braut, einem blonden, schüchternen Mädchen, das als Gouvernante in einer kinderreichen deutschen Fabrikantenfamilie auch nicht auf Rosen gebettet war. Diese trug es mit dem ihrigen auf eine Bank, wo sie sich von einem Kommis, der ihr persönlich bekannt war, beim Ankauf der Papiere beraten ließ. Paul Andersen mischte sich nie in dieses Geschäft, er war bei aller Besonnenheit ein wenig Phantast und sah das Geld für eine dämonische, dem Menschen feindselige Natur an, mit der er so wenig wie möglich zu schaffen haben mochte, ja er fühlte sich immer ordentlich erleichtert, wenn die kleinen Summen, die er beiseite legen konnte, nicht mehr in seinen Händen waren.

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Das Essen, das auf Pomonas feinstem Porzellan serviert und mit ihrem ältesten Wein begossen wurde, brachte eine sanft gehobene Stimmung, die auf die beiden Kummervollen wie der erste milde Sonnenblick nach schwerem Hagelschlag wirkte, sie sahen sich leise um, was ihnen noch an Hoffnungen geblieben sei. Karl Neubrunn quoll über von Laune und Liebenswürdigkeit, wie immer, wenn er in Gesellschaft und bei gutem Wein saß. Die Räume wurden weiter, in denen er sich befand, man fühlte sich mit ihm in freier Luft; es schien, als müsse nun gleich ringsum alles zu grünen und zu blühen beginnen. Seine Nachbarin Lydia, deren gedrücktes Aussehen ihn erbarmte, überhäufte er mit den ritterlichsten Aufmerksamkeiten, wollte sie immer selbst bedienen und machte sie dadurch zum Mittelpunkt der Gesellschaft. Die Hausfrau ging schnell auf diesen Ton ein, indem sie recht als Italienerin damit anfing, Lydias körperliche Vorzüge herauszustreichen, sie lobte auch ihr schönes Italienisch sowie ihre Geschicklichkeit in häuslichen Dingen und wunderte sich, daß man bei so großer Jugend schon so viel Reife und Haltung besitzen könne.

Dem anmutigen, verschüchterten Geschöpf ging das Herz auf, endlich auch einmal etwas zu bedeuten. Sie war sehr hübsch und schien auf den ersten Blick noch ganz jung, aber ihren überschlanken Formen fehlte schon die Rundung, und ihr Gesicht hatte einen heimlich leidenden Ausdruck, wie eine Rose, die seit mehreren Tagen im Wasser steht: sie bewahrt noch ihren Duft und Farbenschmelz und ist scheinbar unverändert, dennoch fühlt man ihr an, daß sie beim ersten Stoß zerblättern kann.

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