Die Zeit Constantins des Großen

Die Zeit Constantins des Großen
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In der vorliegenden Darstellung der Zeiten vom Auftreten des Kaisers Diocletian bis zum Ausgang Constantins des Grossen könnte jeder Abschnitt seiner eigenen Einleitung bedürfen, weil die Dinge nicht nach der Zeitfolge und der Regierungsgeschichte, sondern nach den vorherrschenden Richtungen des Lebens geschildert werden sollen. Wenn dieses Buch aber gleichwohl einer allgemeinen Einleitung bedarf, so wird dieselbe am ehesten die Geschichte der höchsten Staatsgewalt des sinkenden Römerreiches im dritten Jahrhundert nach Christo enthalten müssen. Nicht dass aus ihr sich alle übrigen Zustände entwickeln liessen, aber sie gibt immerhin den Boden für die Beurteilung einer Menge äusserer wie geistiger Ereignisse der Folgezeit. Alle Formen und Grade, welche die Gewaltherrschaft erreichen kann, von den schrecklichsten bis zu den günstigsten, sind hier in einer merkwürdig abwechselnden Reihe durchlebt worden.

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Jacob Burckhardt. Die Zeit Constantins des Großen

Die Zeit Constantins des Großen

Inhalt

Vorrede der Erstausgabe (1853)

Vorwort der zweiten Auflage

Die Reichsgewalt im dritten Jahrhundert. Erster Abschnitt

Diocletian Das System seiner Adoptionen Seine Regierung. Zweiter Abschnitt

Einzelne Provinzen und Nachbarlande Der Westen. Dritter Abschnitt

Einzelne Provinzen und Nachbarlande Der Osten. Vierter Abschnitt

Das Heidentum und seine Göttermischung. Fünfter Abschnitt

Die Unsterblichkeit und ihre Mysterien Die Dämonisierung des Heidentums. Sechster Abschnitt

Alterung des antiken Lebens und seiner Kultur. Siebenter Abschnitt

Die Christenverfolgung Constantin und das Thronrecht. Achter Abschnitt

Constantin und die Kirche. Neunter Abschnitt

Hof, Verwaltung und Heer Konstantinopel, Rom, Athen und Jerusalem. Zehnter Abschnitt

Register

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Der Zweck des Verfassers vorliegender Schrift war, das merkwürdige halbe Jahrhundert vom Auftreten Diocletians bis zum Tode Constantins in seiner Eigenschaft als Übergangsepoche zu schildern. Es handelte sich nicht um eine Lebens- und Regierungsgeschichte Constantins, ebensowenig um eine Enzyklopädie alles Wissenswürdigen, was sich etwa auf jene Zeit bezieht; wohl aber sollten die bezeichnenden, wesentlich charakteristischen Umrisse der damaligen Welt zu einem anschaulichen Bilde gesammelt werden.

Diese Absicht hat das Buch allerdings nur in beschränktem Sinne erreicht, und der Leser wird ihm vielleicht keinen andern Titel zugestehen wollen als den von »Studien über die Zeit Constantins«. Diejenigen Lebensbeziehungen jener Epoche, welche nicht hinlänglich genau zu ermitteln sind und sich also auch nicht lebendig in das Ganze verweben liessen, sind weggeblieben, so zum Beispiel die damaligen Eigentumsverhältnisse, das gewerbliche Leben, die Staatsfinanzen und so vieles andere. Der Verfasser wollte nicht wissenschaftliche Kontroversen durch Herbeiziehung neuer Einzelheiten um einen Schritt weiterführen helfen, um sie dann doch im wesentlichen ungelöst liegen zu lassen; er hat überhaupt nicht vorzugsweise für Gelehrte geschrieben, sondern für denkende Leser aller Stände, welche einer Darstellung so weit zu folgen pflegen, als sie entschiedene, abgerundete Bilder zu geben imstande ist. Immerhin wird es ihm von grösstem Werte sein, wenn die neuen Resultate, die er in den hier behandelten Partien gewonnen zu haben meint, auch bei den Männern vom Fache Billigung finden.

.....

Mit Philipp war es angesichts jener grossen Gefahren bald vorbei. Er wandte sich ganz erschrocken an den Senat und bot seine Abdikation an; alles schwieg, bis der tapfere Decius sich zur Unterwerfung des Marinus erbot. Er führte sie durch, verlangte aber eilig seine Abberufung, weil er sah, dass bei der allgemeinen Verachtung gegen Philipp das Heer ihn bald würde zum Kaiser erheben wollen. Philipp willfahrte ihm nicht, und so geschah das Unvermeidliche Mit der dunkeln Darstellung des Ioh. Antiochenus (Fragm. 148) sind die bisherigen Annahmen über diese Ereignisse gar nicht zu vereinigen.. In oder nach einer Schlacht gegen Decius kam Philipp in Verona durch Soldaten um. Dass sein Bruder Priscus nachher noch Statthalter in Macedonien sein konnte, zeigt, dass Decius sich wegen des Geschehenen nicht zu schämen hatte. Priscus lohnte ihm in der Folge mit Verrat.

Decius (249–251) ist überhaupt ein Idealist, mit den Illusionen eines solchen. Seine gewaltige kriegerische Kraft im Dienst einer veredelten Senatsregierung Hist. Aug., Valerian. 1 u. 2. zu üben, altrömische Sitte und Religion und durch dieselbe die Macht des römischen Namens aufzufrischen und auf ewig festzustellen – das mochten seine Pläne sein. Damit hing allerdings zusammen, dass er die Christen verfolgte; sechzig Jahre später würde er vielleicht mit demselben Eifer versucht haben, die christliche Aufopferungsfähigkeit auf die Rettung des Reiches hinzulenken.

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