Drei sehr ungleiche Freunde stellen gewissermaßen den Rahmen dieses Romans dar – der eine Arzt, der andere Privatgelehrter und der dritte angehender Diplomat. In ihrer Mitte aber bewegt sich Franziska, die mit ihrer Hilfe einen bemerkenswerten Start am Theater hinlegt. Sie liebt den einen, liebt den anderen und bald gesellt sich zu den Vieren noch der junge, aber eher introvertierte Ingenieur Hadwiger. Am Ende eines Sommers treffen sie sich alle in einem Landhaus, Franziska wie immer der strahlende Mittelpunkt der Gruppe. Sie hat einen wertvollen Spiegel mitgebracht, den sie den Freunden schenkt. Wichtiger aber ist noch, dass sie ihnen das Versprechen abnimmt, sich in genau einem Jahr an gleicher Stelle wieder zu treffen. Die Freunde finden sich rechtzeitig ein, nur Franziska erscheint erst im letzten Moment, um Jahre gealtert. Sie überrascht die Freunde mit der Idee, dass derjenige den Spiegel sein Eigen nennen soll, der die ergreifendste Geschichte erzählen kann. Es folgen denkwürdige Stunden, in denen unterhalten oder mit dem Leben abgerechnet wird.-
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Jakob Wassermann. Der goldene Spiegel
Der goldene Spiegel
Ebook-Kolophon
Ich widme dieses Buch meiner Frau
Franziska und die Freunde
Was über den Spiegel beschlossen wurde
Die Pest im Vintschgau
Der Stationschef
Geronimo de Aguilar
Von Helden und ihrem Widerspiel
Der Tempel von Apamea
Die Gefangenen auf der Plassenburg
Paterner
Nimführ und Willenius
Herr de Landa und Peter Hannibal Meier
Begegnung
Die Geschichte des Grafen Erdmann Promnitz
Franziskas Erzählung
Aurora
Der Affe und der Spiegel
Отрывок из книги
Jakob Wassermann
Erzählungen in einem Rahmen
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Mittags umwölkte sich der Himmel, und als nach Anbruch der Dunkelheit die drei zu Lamberg kamen, regnete es schon seit einigen Stunden. Franziska spielte mit Quäcola Ball, der dabei eine erquickende Gravität entfaltete; so oft der Ball zu Boden fiel, fletschte er wütend die Zähne und blickte seine Partnerin mit vorwurfsvollem Erstaunen an. „Wir lieben uns, wir zwei“, sagte Franziska zu den Freunden, indes der Affe von Lamberg aus dem Zimmer geführt wurde; „Quäcola ist mein letzter Anbeter.“
Während des Abendessens liess nur Hadwiger die wünschenswerte Haltung vermissen. Stumm sass er da und betrachtete das hingewelkte Geschöpf, ein Opfer unbekannter Schicksale, so dass Franziska, gerührt und verwirrt, ihm einmal lächelnd die Hand reichte. Doch gleich darauf nahm sie an dem lebhaften Gespräch der andern teil, sprach von Paris, von Marseille, von Rom, als ob sie allein dort gewesen und eine misslungene Vergnügungsreise gemacht härte. Als die Tafel aufgehoben war, legte sich Franziska auf die Ottomane, und fröstelnd bedeckte sie sich von den Füssen bis zum Hals mit einem dunkelhaarigen Schal.