"An die nächsten zehn bis fünfzehn Sekunden habe ich keinerlei Erinnerung. Das nächste, was ich weiß, ist, dass ich auf die Erde zustürzte, während mein Motor auf Hochtouren lief. Ich erfasste meine Lage und war doch machtlos, sie zu ändern. Mein Gehirn weigerte sich, meinen Körper zu Handlungen aufzufordern. Ich konnte nicht das Geringste tun. Schließlich hatte ich einen klaren Gedanken: 'Stehe ich in Flammen?' Diese Vorstellung schnitt wie ein Messer in meinen umnebelten Geist." Zahlreiche junge Männer, die sich während des Ersten Weltkriegs mit romantisch verklärten Vorstellungen von den «Rittern der Lüfte» den Luftstreitkräften anschlossen, wurden rasch von der grausamen Realität eingeholt und konnten sich glücklich schätzen, wenn sie ihre Lektion nicht mit dem Leben bezahlten. Unter ihnen befand sich auch der US-Amerikaner James Norman Hall, der später als Co-Autor der Romantrilogie «Meuterei auf der Bounty» weltweite Bekanntheit erlangen sollte. Hall erlag den Lockungen des prestigeträchtigen Fliegerlebens und schloss sich der berühmten Escadrille Lafayette, einer Jagdstaffel bestehend aus in französischen Diensten kämpfenden Freiwilligen aus den (vorerst noch offiziell neutralen) Vereinigten Staaten, an. Seine Erlebnisse sammelte er in Berichten, welche er einer US-amerikanischen Zeitschrift zur Veröffentlichung sandte. Im Juni des Jahres 1918 erschienen Halls Aufzeichnungen in dem Buch «High Adventure: A Narrative of Air Fighting in France», das nun erstmals in deutscher Sprache vorliegt. "Zwischen Himmel und Hölle mit der Escadrille Lafayette" gewährt nicht nur einen detaillierten Einblick in das Alltagsleben eines Jagdpiloten des Ersten Weltkriegs, sondern legt auch Zeugnis ab über die schweren Opfer, die der Luftkrieg den jungen Männern körperlich wie geistig abverlangte.
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James Norman Hall. Zwischen Himmel und Hölle mit der Escadrille Lafayette
Widmung des Autors
Vorwort des Übersetzers
KAPITEL I: Das Franko-Amerikanische Korps
KAPITEL II: Pinguine
KAPITEL III: Auf dem Luftweg
KAPITEL IV: In der G.D.E
KAPITEL V: Unsere erste Patrouille
KAPITEL VI: Ein Ballonangriff
KAPITEL VII: Abgeschossen
KAPITEL VIII: Einhundert Stunden
KAPITEL IX: "Einsam wie eine Wolke"
KAPITEL X: "Mais oui, mon vieux!"
KAPITEL XI: Die getarnten Kühe
KAPITEL XII: Cafard
Aus einem Brief, der Boston am 01. Oktober 1918 erreicht
Impressum
Отрывок из книги
Titel
Widmung des Autors
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"Wusste toute suite, was ich von euch zu halten habe" rief er. "Uns Amerikaner erkennt man auf einen halben Kilometer an unseren Hüten. Wie läuft's denn so in den Staaten? Denkt ihr, wir fangen bald mal an, mitzumischen?" Wir deckten ihn mit den neuesten Nachrichten von Zuhause ein und er bot uns eine Führung durch die Baracken an. Als er unser Gepäck sah, verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen: "Meine Güte, ihr seid ja auf alle Eventualitäten vorbereitet! Attendez un peu, während ich ein Bataillon Annamiten auftreibe, um uns tragen zu helfen und dann können wir uns auf den Weg machen." Die Annamiten aus Indochina dienen im Lager als Wachtpersonal und Träger und er etwa 20 von ihnen eingesammelt hatte, brach unsere lange Kolonne in Richtung der Baracken auf. In der Folgezeit bereitete es uns stets ein hämisches Vergnügen, unsere amerikanischen Neuzugänge zu beobachten, denn in neun von zehn Fällen waren sie ebenso gnadenlos überladen wie wir bei unserer Ankunft.
Unsere Baracke, die nach dem gleichen Bauplan wie die anderen Militärgebäude zusammengezimmert worden war, war eine langgezogene, niedrige Holzhütte, die an der Außenseite verwittert, innen jedoch blitzeblankgebohnert war. Sie konnte etwa 40 Feldbetten beherbergen. Das eine Ende des Schlafsaals war offensichtlich von den Amerikanern belegt. Ein Phonograph stand auf dem Tisch, in einer Ecke türmte sich Baseballausrüstung und die Wände waren mit aus amerikanischen Zeitschriften ausgeschnittenen Karikaturen und Photographien bedeckt. Das andere Ende gehörte augenscheinlich den Franzosen, denn es war in ihrer typischen spartanischen und ordentlichen Weise eingerichtet. Der amerikanische Bereich wirkte häuslicher, der französische hingegen militärischer. In der Mitte des Saales, wo die beiden Kulturen aufeinandertrafen, vermischten sich ihre Eigenheiten auf die harmonischste Weise. Drew und ich waren entzückt von diesem Arrangement. Wir waren froh, nicht in einer rein amerikanischen Baracke untergebracht zu sein, denn wir wollten die französische Sprache erlernen. Noch wichtiger war uns allerdings, mit unseren französischen Lagerkumpanen eine enge, persönliche Kameradschaft aufzubauen.