Böse alte Zeit 2
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Jan Wiechert. Böse alte Zeit 2
Impressum
Inhalt
Eine Hochzeit und ein Todesfall
Die Herrin der Fliegen
Mutterseelenallein
Der Bauren-Änderle
Galgenbau für Anfänger
Strafe unter Palmen
Ein Stich ins Dunkle
Waldesruh
Anmerkungen des Autors
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Quellenverzeichnis
Karte
Der Autor
Отрывок из книги
Jan Wiechert
BÖSE ALTE ZEIT 2
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Nachdem alle vorherigen Schlichtungsversuche gescheitert waren, schaltete sich mit Friedrich von Kirschky, dem hohenlohischen Amtmann in Sindringen, ein weiterer hoher Beamter der Grafschaft Hohenlohe ein. Dieser gab später zu Protokoll, wie sehr er sich gerade an jenem Sonntag gefreut habe, dass die Hochzeitsfeierlichkeiten bisher ohne größere Zwischenfälle vonstattengegangen seien. Er habe, so seine Aussage, in der Hofstube gestanden »und mit zusammen gelegten Henden Gott gedanckht, daß es bey diser großen Menge so fridlich und wol abgangen, auch sonst kheyn Feursgefahr entstanden« sei. Der bei ihm stehende Sebastian von Morstein brachte den frohlockenden Amtmann auf den Boden der Tatsachen zurück, indem er ihm erklärte, »es were nit alledings frid, dann dort zween, die sich wollen streiten und balgen.« Nach einigen Nachforschungen musste Kirschky feststellen, dass es sich bei einem der »zween« um Friedrich von Lelliewah, den Sohn seiner Schwester, handelte. Der Amtmann musste demnach ein besonderes Interesse daran haben, den entstandenen Zwist nicht eskalieren zu lassen. Sollte sich sein junger Neffe in einen Skandal verwickeln lassen, so würde das zweifelsohne auch auf ihn zurückfallen. Entsprechend suchte er Lelliewah auf und wies ihn zurecht: »Es weren so vil Fürsten, Graven, Herrn und vom Adel alhier gewesen und [haben] nichts angefangen. Was er thon wolle? Solle sich zur Rhue begeben.« Lelliewah beteuerte gegenüber seinem Onkel, dass er dem Kontrahenten nichts tun wolle, wenn man ihm nur zu seinem Recht, also zu seinem Geld, verhelfe. Er führte weiter aus, dass er die sechs Batzen weit dringender brauche als Meusebach: Dieser »hette 10 Thaler zu verzehren, wo er khaum 10 Batzen hette.« (Tatsächlich fand sich bei der Inventarisierung des Gepäcks des Liebmann von Meusebach eine erhebliche Geldsumme von mehr als 23 Gulden. Rechnet man mit einem Gulden zu 60 und einem Taler zu 90 Kreuzern, so führte Meusebach mehr als 15 Taler mit sich. Es ist allerdings gut möglich, dass diese erkleckliche Summe mit den Familiengeschäften zusammenhing, die ihm aufgetragen worden waren, sodass er über das Geld nicht frei verfügen konnte.)
Nachdem sich Kirschky die Klagen seines jüngeren Verwandten angehört hatte, unternahm er einen Versuch, das zerbrochene Porzellan durch ein Versöhnungsritual zu kitten. Gemeinsam mit Lelliewah suchte er dessen Kontrahenten Meusebach auf und redete auch diesem ins Gewissen. Anschließend ließ er den beiden je ein »Glaslin mit Wein« einschenken und forderte sie auf, »es soll ir einer dem andern umb Fridlebens willen einen [Trinkspruch] bringen.« Auch dieser Versuch der Konfliktlösung zeigte keinen Erfolg: »Es hette aber kheyner den Anfang machen wollen.« Vielmehr habe »jeder das Glaslin ausgedrunckhen, von sich gesezt und were alsbald Lelif [Friedrich von Lelliewah] zur Stuben hinaus gangen.« Meusebach sei noch bei ihm geblieben und habe ihm von verschiedenen Angelegenheiten seiner Verwandtschaft erzählt, ehe auch er die Runde verlassen habe.
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