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Jens Jäger. Das vernetzte Kaiserreich
Inhalt
Einleitung
1 Wer und was gehörte zum Kaiserreich? Ein Blick auf die Landkarte
Ein Kaiser, viele Landesherren: Die politische Ordnung des Deutschen Reichs
Bevölkerungswachstum, Verstädterung und soziale Dynamik
Die zweite industrielle Revolution und der internationale Handel
2 Unterwegs im Kaiserreich und in der Welt
Mit dem Dampfer über Meer und Wasserstraßen
Von Eisenbahnen, Omnibussen und dem Siegeszug des Fahrrads
Man hört voneinander – per Post, Telegramm und Telefon
3 »Extrablatt!« – Die Geburt der modernen Mediengesellschaft
Gedrucktes für alle: Buch, Zeitung, Illustrierte
Musik für alle – Die Entstehung der Phonoindustrie
Die Erfindung der bewegten Bilder
War das Kaiserreich eine »Mediengesellschaft«?
4 Internationalisierung, Nationsbildung und Heimatbewegung
Internationale Standardisierung und Vereinigungen
Wie erzeugt man ein Nationalgefühl?
Die Heimatbewegung
5 Das Kaiserreich als Kolonialmacht
6 Transnationale Kooperation
Strafverfolgung im Kaiserreich
Die Frauenbewegung im internationalen Austausch
Fazit
7 Modern, weil vernetzt? Das Kaiserreich um 1900
Abbildungsnachweis
Literaturhinweise
Einführendes
Literatur zu den einzelnen Kapiteln. Infrastruktur
Medien
Internationalisierung, Nation, Heimat
Kolonien
Vernetzung (Polizei, Frauenbewegungen)
Endnoten
Über Jens Jäger
Über dieses Buch
Hinweise zur E-Book-Ausgabe
Отрывок из книги
Jens Jäger
Das vernetzte Kaiserreich
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Rechts- und Wirtschaftsordnung schufen einen Binnenraum, der das Handeln der Bevölkerung rahmte und bestimmte. All dies signalisierte den Zeitgenossen die Eigenständigkeiten nationaler Entwicklungen und lud zu ständigen Vergleichen mit den Nachbarn ein. Bestimmend war der Blick durch die »nationale« Brille; ein Blick, der lange Zeit und teils bis in die Gegenwart auch die Geschichtswissenschaft bestimmte. Deutsche Geschichte zu schreiben bedeutete, eine Innenperspektive einzunehmen, und das hieß auch, dass man alle Entwicklungen, ob politisch, ökonomisch, sozial, wissenschaftlich oder kulturell, vornehmlich aus dieser Perspektive betrachtete. Einflüsse von »außen« nahm man zwar wahr, beschrieb sie aber kaum je als treibende oder entscheidende Faktoren. Das hatte durchaus seine Berechtigung, weil der Staat die Rahmenbedingungen setzte und sich die Bevölkerung innerhalb dieses Rahmens bewegte und handelte. Impulse von »außen« wurden von inländischen Akteuren verarbeitet und in Debatten eingespeist; nur auf diese Weise schlugen sie sich in den Quellen nieder. Diese scheinbar klare Trennung zwischen »innen« und »außen« ist bei näherer Betrachtung alles andere als zwingend, da vielfältige offene und unterschwellige, kurz- und langfristige Prozesse unauflöslich miteinander vermengt sind. Gerade unter der Bedingung zunehmend vernetzter Kommunikation sind durchgängig und ausschließlich lokale Lösungen von Problemen eher die Ausnahme als die Regel.
In den vergangenen Jahrzehnten sind transnationale und globale Perspektiven entstanden, die dieses Phänomen in der Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts zu Deutschland verdeutlichen. Verflechtungen sind nicht dadurch weniger relevant, dass sie über Staatsgrenzen hinausreichen. Wenn es um Ideen- oder Ideologiegeschichte geht, war das auch immer offensichtlich: Liberalismus, Konservatismus und Marxismus beispielsweise sind niemals rein nationale Phänomene gewesen, wenngleich sie unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen jeweils spezifische Ausprägungen und Konsequenzen hatten. Politische Bewegungen entfalten sich immer in einem internationalen Austausch.
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