Jahrzehntelang sind indigene Frauen und Mädchen an der abgelegenen Strecke eines Highways im Nordwesten von British Columbia verschwunden oder ermordet aufgefunden worden. Dieser Korridor ist bekannt als der «Highway der Tränen» – und wurde inzwischen das Symbol für eine nationale Krise. Die Journalistin Jessica McDiarmid untersucht in ihrem Buch akribisch die verheerenden Auswirkungen, die diese Tragödien auf die Familien der Opfer und ihre Gemeinschaft haben. Sie zeigt auf, wie systemischer Rassismus und Gleichgültigkeit ein Klima geschaffen haben, durch das indigene Frauen und Mädchen verstärkt polizeilichen Repressalien ausgesetzt sind und gleichzeitig durch die gleichen Behörden keinen Schutz erfahren. McDiarmid hat dabei jene Angehörigen interviewt, die den Opfern am nächsten stehen – Mütter und Väter, Geschwister und Freunde- und liefert damit einen intimen Bericht aus erster Hand über deren Verlust und ihren unermüdlichen Kampf nach Gerechtigkeit. Sie untersucht die historisch gewachsenen sozialen und kulturellen Spannungen zwischen den Siedlern und indigenen Völkern in der Region und verknüpft diese Fälle mit weiteren, die in ganz Kanada geschehen sind – aktuelle Schätzungen gehen von rund 4000 vermissten oder ermordeten indigenen Frauen und Mädchen aus – und stellt sie damit in den Kontext einer breiten Untersuchung über die Geringschätzung von Indigenen in Kanada. "Highway of Tears" ist eine schonungslose Analyse des Versagens der Gesellschaft und eine Würdigung des ungebrochenen Bemühens der Familien und Gemeinschaften, den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. "Diese Mordfälle veranschaulichen das ganze Ausmaß eines systemischen Problems: Indem McDiarmid jeden Mordfall im Kontext von indigener Identität und den besonderen Härten vor Ort untersucht, behandelt sie genau diese Probleme und verdeutlicht die Notwendigkeit, die tieferen Ursachen jeder einzelnen Gewalttat zu erforschen." The New York Times, Rezension
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Jessica McDiarmid. Highway der Tränen
Highway der Tränen. Eine wahre Geschichte über Rassismus und Gewalt an indigenen Frauen und Mädchen
INHALT
VORWORT VON MARY TEEGEE
VORWORT VON MONIKA SEILLER
EINFÜHRUNG DER HIGHWAY DER TRÄNEN
EIN HELLES LICHT
EINE MAUER DES SCHWEIGENS
EIN TEIL VON DIR FEHLT
DURCHS NETZ GEFALLEN
UNGEWISSHEIT
KURZ VOR DEM ZIEL
EKLATANTES VERSAGEN
ES KOMMT DARAUF AN, WESSEN BLUT VERGOSSEN WIRD
STEIGENDE FLUT
EINEN GEIST BRECHEN
DAMIT MÜSSEN WIR JEDEN TAG LEBEN
WO WAREN SIE VOR ZWANZIG JAHREN?
KANADAS DUNKELSTES GEHEIMNIS
ABWICKLUNG DER FÄLLE
DER LETZTE MARSCH
EPILOG. EIN SICHERER PLATZ
DANKSAGUNG
ANMERKUNG ZU DEN QUELLEN
QUELLENANGABEN
BILDNACHWEIS
DANKSAGUNG DES VERLAGES
Отрывок из книги
Jessica McDiarmid
übersetzt von
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Eines Herbstnachmittags – Ramona war fünfzehn Jahre alt und hatte gerade die elfte Klasse begonnen – ging Matilda die Hauptstraße entlang, ein paar Blocks von ihrem Haus entfernt. Sie beobachtete, wie ihre Tochter die Straße entlang kam und eine ältere Frau sich unweit von ihr mit ihrer Einkaufstasche abmühte. Matilda sah voller Stolz zu, wie Ramona auf die Frau zuging, ihr die Tasche abnahm und über die Straße half. Matilda wartete auf der anderen Seite. „Oh Gott, Ramona, du bist so großartig“, sagte sie stolz zu ihr. „Ich danke dir so sehr. Jetzt weiß ich, dass ich keine Angst davor haben muss, alt zu werden.“ Ramona lachte nur. „Mama, seit wann würdest du jemals alt werden?“
Am Freitag, dem 10. Juni 1994, stürzte Ramona zur Tür des Hauses an der Railway Avenue herein. Sie hatte gerade erfahren, dass sie einen Sommerjob als Jugendberaterin beim Smithers Community Services, der kommunalen Beratungsstelle, bekommen hatte. Sie war ganz aufgeregt, als sie mit ihrer Mutter ihre Pläne diskutierte, bei „Smitty‘s“ zu kündigen. Jetzt, mit 16 Jahren, hatte sie das Gefühl, dass sich die Dinge zu einem Ganzen zusammenfügen würden. Es war, so sagte sie ihrer Mutter, der schönste Tag in ihrem Leben.