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Kapitel 1
Leicht verzweifelt stand Laura im Schlafzimmer und starrte in ihren offenen Kleiderschrank, während der berüchtigte ich-hab-nichts-zum-Anziehen-Frust über sie kam. Na toll, wie wunderbar klischeehaft. Unwillkürlich tauchte in ihrem Kopf das Bild einer Frau vor einem zum Bersten vollen Kleiderschrank auf, die sich theatralisch zu ihrem Mann umdreht und verkündet: »Ich habe nichts, was ich anziehen kann!«, während der Mann resigniert die Augen verdreht.
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Mario hingegen war durchaus zufrieden mit sich. Es gefiel ihm, dass er die Kontrolle über die Situation hatte. Mit der Zeit hatte er gelernt, auch auf kleine Zeichen zu achten, die viel über das Befinden des anderen aussagen konnten. Und das mit der Einkaufsliste war definitiv erstunken und erlogen gewesen, sonst hätte sie nicht so nervös reagiert. Wie zum Beweis war dann auch noch eine zarte Röte über ihre blassen Wangen gezogen, die ihm letzte Gewissheit gegeben hatte. Es war ein wunderschöner Anblick gewesen, sie so dastehen zu sehen, so unglaublich zart und verletzlich. Allerdings hatte er nicht riskieren wollen, es schon zu früh zu weit zu treiben, indem er genauer nachhakte, was sie denn tatsächlich so beschäftigt hatte. Daher hatte er das Gespräch einfach ganz unbefangen fortgesetzt. Sie wusste ohnehin, dass sie aufgeflogen war, weshalb sie jetzt wohl auch dastand, als wolle sie am liebsten im Erdboden versinken. Interessant wäre es schon gewesen zu wissen, woran sie tatsächlich gedacht hatte. Mario hatte da so eine Theorie, aber wahrscheinlich war hier eher der Wunsch Vater des Gedanken. Als er sie angesprochen hatte, hatte sie ihn für einen Sekundenbruchteil angestarrt, als wäre er ein Geist. Als hätte sich ihr Phantasiebild von ihm plötzlich vor ihren Augen in Fleisch und Blut verwandelt. Aber wie auch immer, es wurde Zeit, Laura aus dieser unangenehmen Situation zu erlösen, bevor sie noch auf die Idee kam, die Flucht zu ergreifen.
»Gut. Das heißt dann wohl, du hast nachher nichts vor und könntest mit mir eine Kleinigkeit essen gehen.«
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