Krieg und Frieden

Krieg und Frieden
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Mit seinem Buch über die Folgen des Ersten Weltkriegs für Europa wurde John Maynard Keynes über Nacht ein berühmter Mann. Niemand hat prophetischer analysiert, warum der Vertrag von Versailles einen neuen Krieg und bis heute schwelende politische Konflikte auslösen konnte. Keynes' glänzend geschriebene Polemik, von Joachim Kalka neu übersetzt, enthält die Darstellung der nie wieder erlangten Höhe von Europas Reichtum vor 1914 und den Ausblick auf die wenig hoffnungsvolle Nachkriegszeit. Kein anderer hat so anschaulich und mit analytischem Spott beschrieben, wie 1919 der Frieden verspielt und Europa unabsehbarer Schaden zugefügt wurde.

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John Maynard Keynes. Krieg und Frieden

JOHN. MAYNARD. KEYNES. KRIEG UND FRIEDEN

Dorothea Hauser. GELD UND MORAL

EDITORISCHE NOTIZ

VORBEMERKUNG DES ÜBERSETZERS

John Maynard Keynes. I. EINLEITENDES

II. EUROPA VOR DEM KRIEG

1. Bevölkerung

2. Organisation

3. Die Psychologie der Gesellschaft

4. Die Beziehung der Alten Welt zur Neuen Welt

III. DIE KONFERENZ

IV. DER VERTRAG

V. DIE WIEDERGUTMACHUNG

VI. EUROPA NACH DEM VERTRAG

VII. HEILMITTEL

1. Die Revision des Friedensvertrages

2. Die Regelung der Schulden unter den Alliierten

3. Eine internationale Anleihe

ANMERKUNGEN. Dorothea Hauser

John Maynard Keynes

Отрывок из книги

Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrages am 28. Juni 1919.

G. Clemenceau (Frankreich), Woodrow Wilson (USA) und D. Lloyd George (GB)

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Die unerquickliche Reparationsfrage ist so bis zu einem gewissen Grade auch ein Reparationstheater gewesen. Denn unter dem Druck ihrer jeweiligen Heimatfronten hatten Deutsche wie Alliierte, freilich aus ganz unterschiedlichen Beweggründen, ein politisches Interesse daran, das ganze Problem propagandistisch hochzuspielen und die Belastung durch die Reparationen als schwerwiegender darzustellen, als sie tatsächlich war. Schon die phantastische Londoner Reparationssumme von 132 Milliarden Goldmark entsprach aufgrund der Aufteilung in ein kompliziertes System unterschiedlicher Schuldenklassen mit zum Teil weit aufgeschobenen Laufzeiten bei näherem Hinsehen einer viel geringeren Schuld.

Die Einsicht in derlei Übertreibungen hat indes in der Geschichtswissenschaft neue Verstiegenheiten hervorgebracht. Dazu gehört eine gewisse Tendenz einiger Historiker, die Reparationen gleich rundum als Kleinigkeit abzutun. Die Tribute, so die These, hätten mit strikter Haushaltsführung und höheren Steuern kraft eigener Anstrengung von Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg voll geleistet werden können, wenn die Deutschen nicht aggressiv vom Bazillus des Revisionismus befallen gewesen wären. Statt dessen hätte die Weimarer Republik ohne Mitleid für die Nöte der Alliierten eine »Zahlungsfähigkeit ohne Schmerzen«22 vorgezogen, erst zynisch die Inflation angeheizt, später allenfalls auf Pump gezahlt und sich zu viele soziale Aufwendungen und zu höhe Löhne geleistet. Freilich läßt sich die Belastbarkeit der fragilen Weimarer Demokratie nicht nur am Bruttosozialprodukt, sozusagen unter politischen ceteris paribus-Bedingungen messen. Dies empfand nicht nur der politische Ökonom John Maynard Keynes als eine selbstverständliche Tatsache; sie war allen am Reparationsgeschäft Beteiligten bewußt. »Die einzigen, die jemals geglaubt haben, daß die Deutschen ihre Reparationsverpflichtungen erfüllen konnten«, hat der verstorbene Doyen der Wirtschaftsgeschichte der Weimarer Republik, der Amerikaner Gerald D. Feldman, daher ironisch bemerkt, »sind einige Historiker«23. Die Wahrheit ist, daß auch jenseits des reparationspolitischen Theaterdonners weder Deutschland die ihm abverlangten Tribute in voller Höhe je hätte zahlen können noch die Alliierten dies je gewollt hätten. Der Revisionismus nach Versailles ist nicht nur ein deutsches Syndrom gewesen.

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