Отрывок из книги
Eine Frau, die stottert, schreibt ein Buch, um andere stotternde Frauen zum Stottern zu inspirieren? Klingt nach ziemlich viel Gestotter, nicht wahr? Und überhaupt: wozu das Ganze? Sollten wir das Stottern nicht viel lieber verbergen oder noch besser, es bis zur endgültigen Elimierung bekämpfen? Ist dieses Buch denn wirklich nötig? Ja! Es ist sogar längst überfällig.
Würde ich abnehmen oder fasten wollen, einen Triathlon laufen oder meine Fingernägel verlängern, eine Sprache in 5 Tagen, einen Kopfstand, das Programmieren oder Häkeln lernen wollen – ich fände zu allem unzählige Bücher. Sogar gestaffelt. Ob 100kg, 50kg oder 5kg – zu jedem Abnehmziel ein Buch. Vegane Küche mit roten, grünen oder gelben Früchten? Alles kein Problem. Aber ich fand nie ein Buch über das Stottern. Wie gehen andere Frauen damit um? Womit haben sie zu kämpfen? Hört der Kampf jemals auf? Ich fand kein Buch, das mich als stotternde Frauen dazu aufrief, ich selbst zu sein und dass ich mein Stottern akzeptieren darf, ja sogar muss. Ich fand kein Buch, das mir stotternd aus dem Herzen sprach. Also entschloss ich mich, selbst ein Buch zu schreiben, meine Geschichte zu erzählen und damit das Buch zu schreiben, was ich selbst nie im Bücherregal fand.
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Mein Ziel ist es nicht, durch mein Buch anderen stotternden Frauen meine Stimme zu geben oder in ihrem Namen zu sprechen. Ich will niemandem meinen ganz persönlichen Umgang mit dem Stottern aufzwingen. Wir alle haben vielmehr unsere eigene wundervolle Stimme und unsere Art zu sprechen, die gehört werden darf. Mein Wunsch ist es, die stotternden Frauen zu mehr Mut zu inspirieren, die ebenfalls spüren, dass es da mehr im Leben zu erreichen gibt, als uns alte Glaubenssätze und falsche Scham weismachen wollen. Euch möchte ich dazu motivieren, ganz selbstverständlich von euch hören zu lassen. Um das zu schaffen, teile ich meine Erfahrungen und hoffe, damit auch einen Mehrwert zu liefern. Sei es als Erkenntnis: „Das passiert mir so auf keinen Fall.“ Oder als Inspiration, im Sinne von: „Das will und schaffe ich auch.“
Ich bin weder Psychologin noch Therapeutin und will es auch nicht sein. Ich bin eine Frau die stottert und etwas bewegen will. Und das schaffe ich nur, wenn ich endlich ausspucke, was mich bewegt. Dabei war und ist das Stottern ein Teil von mir. Ich habe keinen 10-Punkte-Plan, kein Mantra und keine neuartige Methode, die mein Stottern verschwinden lässt. Mein Stottern ist nie verschwunden. Im Gegenteil. Je mehr ich es bekämpfte, desto schlimmer wurde es. Bis ich eben aufgehört habe, es zu bekämpfen und es stattdessen akzeptierte. Ich stottere seitdem jeden Tag mutig drauf los. Mal wild, mal mehr, mal weniger und manchmal überhaupt nicht.
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