"Ich habe neun Leben gelebt"

"Ich habe neun Leben gelebt"
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"Ich habe die Nazis erlebt, die Kommunisten überlebt, die Zionisten erduldet und den Sozialisten geholfen." So beschreibt Joseph Melzer sein bewegtes Leben. Der leidenschaftliche Verleger wurde 1908 in Galizien geboren, kam 1918 nach Berlin, floh 1933 vor den Nazis nach Palästina, kehrte 1936 nach Europa zurück, wo er von Paris über Warschau nach Russland flüchtete. Hier wurde er als deutscher Spion verhaftet und kehrte 1948 nach Israel zurück. Zehn Jahre später gründete er in Köln seinen Verlag, der sich auf Bücher jüdischer Autoren spezialisierte, die die Nazis verbrannt hatten. Ein Buch auch über die Liebe zu und das Leben mit Büchern.

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Joseph Melzer. "Ich habe neun Leben gelebt"

Inhalt

Prolog

I 1907–1918. Eine unruhige Zeit

Galizien

Schabbat

Pessach

Auf der Flucht

II 1918–1933. Berlin

In der Landwirtschaft

Zurück in Berlin

Die Judenfrage

III 1933–1936. Unterwegs

Im Heiligen Land

Jerusalem

Zu Besuch in Berlin

IV 1936–1939. Paris

Warschau

Endlose Verhöre

V 1939–1941. Sibirien

VI 1942–1945. Samarkand

VII 1946–1948. DP-Lager Admont

VIII 1948–1958. Israel

IX 1958–1984. Zurück in Deutschland

Die Geburt des März-Verlags

Mein Sohn übernimmt den Verlag

Die Affäre Arrabal

Wieder Antiquar

Krebs

Epilog

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Ebook Edition

Ich habe neun Leben gelebt

.....

Ich war als Kind der Obhut meiner Großeltern anvertraut und fand bis zu meinem sechsten Lebensjahr bei ihnen ein Zuhause. Mit drei Jahren wurde ich von einem »Behelfer«, unserem Hausknecht, zum Cheder gebracht, wo den Kindern vom Rebben Mejer, der Rojter die Thora und Hebräisch beigebracht werden sollte. Der »Behelfer« trug mich auf seinen Schultern, und da er ein großer Goi war, thronte ich hoch über allen und genoss es, in den Cheder gebracht zu werden. Mein Freund Schalom lief uns hinterher.

Der »Behelfer« hieß Karl und war Pole. Er verstand aber auch Jiddisch. Eigentlich war er mein bester Freund. Er machte jeden Unsinn mit, um mich zu erheitern und bei Laune zu halten. Donnerstags, wenn Markttag war und wir vom Cheder nach Hause gingen, machte er einen Umweg über den Marktplatz und kaufte uns, Schalom und mir, von dem wenigen Geld, das er hatte, ein Zitroneneis. Und manchmal, wenn es im Sommer erbarmungslos heiß war, ging er mit uns runter zum Tscheremosch, und ich durfte meine Schuhe ausziehen und ins Wasser treten, allerdings nur so weit, dass er mich jederzeit packen konnte, sollte ich den Versuch unternehmen, mich vom Ufer zu entfernen.

.....

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