heimatlos
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Joshua Durban. heimatlos
Inhalt
Editorial
2. heimatlos, ein Thema für eine psychoanalytische Tagung? – Problematisierungsversuche. Annegret Dieterle, Friedemann Schmoll, Jürgen Keim
Die (unheimliche) Geschichte des Tagungsthemas und der Einwände dagegen (J. Keim)
Heimat, eine Gebrauchsgeschichte zwischen Fürsorge und Verbrechen (F. Schmoll)
Heimatlos – eine psychoanalytische Annäherung (A. Dieterle)
Nach Hause – Skizzen zur Geschichte der Heimweh-Krankheit (F. Schmoll)
Eckpunkte eines psychoanalytischen Verständnisses, in dem das Phänomen heimatlos „aufgefunden“ werden kann (J. Keim)
1. „Der Anfang ist unsere Heimat“ – eine erste Annäherung an Heimat
2. Heimat als inneres Objekt:
3. Die Bedeutung des potentiellen, intermediären (Zwischen-)Raums
Bezogen auf das Tagungsthema sollen drei Aspekte nochmals explizit hervorgehoben werden:
Literatur
a. Zuhause, Heimatlosigkeit und Nirgends-Sein in der frühen Kindheit. Joshua Durban
Einige Unterschiede zwischen Heimatlosigkeit und Nirgends-Sein
Die Geburt der Heimat
Daseinsängste
Abwehrstrukturen gegen das Nirgends-Sein
Einige technische Überlegungen
George und Fhadi – Heimatlosigkeit und Nirgens-Sein
Abschließende Gedanken
Anhang. Die Notwendigkeit, die analytische Technik zu erweitern
Literatur
b. „Man hat das Gefängnis … immer noch sehr geliebt“ Innere Heimat: Zusammenfall des potenziellen Raums und Rückzug ins Klaustrum. Christoph Frühwein
Herr B
Das Klaustrum-Erleben in Übertragung und Gegenübertragung
Das Pyramidenbild:
Das Konzept des potential space, Übergangsraum und Triangulierung
Das Klaustrum
Totes und Lebendiges
Heimat?
Literatur
c. Die Urheimat vor der Geburt als Tiefendimension von Heimat – ihre Entdeckung und Ausblendung in der Psychoanalyse und die Folgen für die Praxis. Ludwig Janus
Einleitung
Grundlinien und Hintergründe der Mentalitätsentwicklung im Laufe der Geschichte
Die Entdeckung der Erlebniswirksamkeit vorgeburtlicher und geburtlicher Erfahrungen
Zwei Briefe von Freud und Rank zum Thema der Bedeutung der frühen Muttererfahrung
Die Geschichte der pränatalen Psychologie
Bestätigungen der Lebens- und Erlebenswirksamkeit vorgeburtlicher und geburtlicher Erfahrungen aus der empirischen Forschung
Freud und die pränatale Dimension seelischen Erlebens
Praxisbezüge und Relevanz der psychoanalytischen Einsichten in die Erlebnisdimension von Schwangerschaft und Geburt
Rückkehr zum Ausgangsthema von der „Urheimat vor der Geburt als Tiefendimension von Heimat“
Schlussfolgerungen
Literatur
d. Liebe ist Heimweh. Peter Messer
Ich möchte nun das Thema in neun Thesen bzw. Argumentationslinien entfalten
Ausblick
Literatur
a. Von der Unvermeidlichkeit des Heimatverlustes und der Fähigkeit, neue Heimaten zu schaffen. Mario Erdheim
1. Von der Unvermeidlichkeit des Heimatverlustes
2. Von der Fähigkeit des Menschen, neue Heimaten zu schaffen
Was ist dem Heranwachsenden fremd?
Literatur
b. „Beheimatungsversuche“ im Ghetto Theresienstadt (1942-1944) Die Tagebücher von Egon Redlich. Sigmund Mang, Eva Gaal†
Begriff „Beheimatungsversuch“
Das Ghetto Theresienstadt und Egon Redlich
Egon Redlich und seine Tagebücher
Psychoanalytische Auswertung der Tagebücher
Beheimatungsversuch: Aktivität und Engagement im öffentlichen Leben Theresienstadts
Beheimatungsversuch: Schaffen einer familiären, mütterlichen Idylle
Beheimatungsversuch: Schaffen einer jüdischen Identität
Attacken gegen die konkreten Beheimatungsversuche: Schuld und Schuldgefühle, das Scheitern
Konstruktive und destruktive Merkmale der Beheimatungsversuche
Beheimatungsversuch: Hinwendung zum Transzendenten
Diskussion und Schluss
Beheimatungsversuch: Schreiben des Tagebuchs
Literatur
c. Freud und das Vaterland im Ersten Weltkrieg. Frank Dirkopf
I
II
Siglen der Briefwechsel
Literatur
d. Heimat? – Los! Karla Hoven-Buchholz
Die Bürgerinitiative: Flüchtlinge und ihre Heimat
Klinisches Beispiel: Veronique
Heimat im Himmel
Heimat auf Erden – Das Heimatrecht
Heimat in der Romantik
Sehnsucht nach der Heimat - Heimweh
Umbuchung ins Psychologische: Spyri, Schwarzmann
Heimatvertriebene
Heimatlos im Film
Conclusio
Literatur:
e. Die Heimat(losigkeit in) der Psychoanalyse. Michael Pavlović
Die doppelte Aufgabe von Organisationen
Angstabwehr
Und was bedeutet dies für psychoanalytische Gesellschaften in der Bundesrepublik Deutschland?
Die DPG als traumatisierte Organisation
DPG – IPV
Hofgeismar
Was waren unsere Erfahrungen während der Konferenz?
Heimatlos aus Notwendigkeit
Zum Abschluss
Zur Heimat erkor ich mir die Liebe
Literatur:
a. Exil und Heimatlosigkeit im Schatten extremer Traumatisierung. Sverre Varvin
Die Erfahrung als Flüchtling
Die Struktur des Heimatkontextes
Die individuelle körperlich-emotionale Beziehung zu Anderen
Die Beziehung des Einzelnen zur Gruppe
Die Dimension vom Diskurs des Subjekts
Exil
Verlust ist das Kennzeichen des Exilanten,
Exil und Identität, weitere Überlegungen
Folgen von Traumatisierung
Antworten auf Traumatisierungen: psychoanalytischer Ansatz
Traumatisierung und gesellschaftlicher Kontext
Ein Zuhause für die Toten
Heimatgefühl
Schlussfolgerung
Literatur:
b. Risse in Beziehungen [1] Psychoanalytische Psychotherapie mit Migranten der zweiten Generation. Alexander Frohn
Beispiel Aischa
Ausschnitte und Szenen aus dem Behandlungsverlauf
Tabus und Etikette
Kollektive Situation
Ödipuskomplex im Vorderen Orient bzw. Brechen mit der Etikette
Priorität materiellen Wohlstands
Analphabetismus und Bildungsferne
Frühe Brüche in Beziehungen und Abwehr von Schmerz und Trauer
Abrupte Trennungen
Erschüttertes Urvertrauen
Schwere Hypothek
Ein zweiter Abschied, nachträgliche Trauerarbeit
Polytraumatisierungen
Verlorenheit als zentrales Gefühl
Eine Art Entschuldigung und Überwinden der Verbitterung
Abwesenheit eines hinreichend guten Umfelds
Probleme der zweiten Generation von Migranten sind ubiquitär
Literatur
c. Heimatverlust und seine psychosozialen Spätfolgen bei Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten am Beispiel der schlesischen Spätaussiedler. Norbert Mierswa
Literatur:
a. Heimat ist kein Ort. Anna Leszczynska-Koenen
Literatur
b. Wieviel Fremdheit braucht eine Psychoanalyse? Psychoanalytisches Verstehen zwischen kultureller Nähe und Distanz. Paola Francesca Acquarone
Einleitung
Die Rolle des “wir” und des “anderen” für das psychische Gleichgewicht
Wie viel persönliche Nähe verträgt sich mit der analytischen Funktion? An den Grenzen der Gegenübertragungsarbeit
Das analytische Paar als narzisstisch-rassistisches Bündnis
Das globalisierte Paar
Schlusswort
Literatur
c. Die Heimatlosigkeit des Psychoanalytikers in der Begegnung mit dem Fremden. Astrid Kloth, Annette Wieder. Einführung
Zunächst die Frage nach unseren analytischen Konzepten
Literatur
d. Braucht Heimat einen Ort? Menschen auf der Suche nach Heimat in der Fremde. Hermann Hilpert
Literatur:
e. „Seelische Wahrheit als Heimat“ – Die Verschränkung von äußeren und inneren Räumen in Louise Bourgeois’ Werk. Bettina Hahm
Bei einer Arbeit über eine Künstlerin stehen deren Bilder im Mittelpunkt
Zur Biographie von Louise Bourgeois
1. Akt – Auf unsicheren Füßen in der neuen Heimat
„Personages Louise Bourgeois“
2. Akt – Rückzug in innere Welten
3. Akt – Wiederauftritt in der Öffentlichkeit, Expansion, eigene Räume, die Zellen
Aber zuvor ein Einschub zu meinen Gegenübertragungsgefühlen während der Arbeit am Vortrag
4. Akt – Rückzug in die mütterliche Welt
5. Akt – Heimkehr
Nachsatz
Zitate
Hinweise zu den Autorinnen und Autoren
Impressum
Отрывок из книги
DPG Tagungsband 2016
Herausgeber: Ingo Focke, Gerhard Salzmann
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Von Heimweh, auch das zeigt Jaspers auf, werden nicht nur junge Menschen, sondern vor allem die Angehörigen unterer sozialer Schichten befallenen – solche, für die es in der angestammten Heimat keinen Platz mehr gibt, weil diese sie nicht mehr nähren kann – junge Dienstmädchen vom Land, Soldaten, die in der Heimat kein Auskommen mehr finden, Taglöhner, Entwurzelte … Heimweh – das war das Symptom einer Zeit, in der vormoderne Gesellschaften an die Grenzen ihrer Aufgabe gelangt waren, ihren Angehörigen Zugehörigkeit zu ermöglichen. Die alte, nicht bessere, aber eben die vertrautere Welt brach aus den Fugen. Eine seit dem Dreißigjährigen Krieg unaufhaltsam wachsende Bevölkerung konnte nicht mehr ernährt werden. Rund ein Drittel der Einwohner in vielen Landstrichen Deutschlands wählte notgedrungen die Auswanderung, um wenn nicht Glück, so doch Brot und Auskommen in Amerika, Russland oder Südosteuropa zu finden. Das angestammte „Heimatrecht“ als Versorgungssystem verlor seinen sozialen Sinn, weil die Industriegesellschaft nicht mehr auf Sesshaftigkeit, sondern auf Mobilität drang. Sozialhistorisch gemünzt erscheint die Heimweh-Krankheit also als Symptom umfassender Enttraditionalisierung im Übergang von Agrar- zu modernen Industriegesellschaften.
Heimweh und Verbrechen – diese Zusammenhänge müssen natürlich aus ihrer Zeit herausgelesen und verstanden werden. Aber: Sie verweisen auf die allgemeinere Frage, wie Imaginationen des Heimatlichen nicht immer auch als Nachtseite, als Kehrseite, das Verbrechen, die Bereitschaft zu rücksichtlosem Exzess in sich tragen – das Unheimliche als verdrängter Anteil des Heimisch-Vertrauten. Die Ambivalenzen waren beständig präsent: Ungestilltes Heimweh – entfesselte Brutalität; zarte Geschöpfe – barbarische Gewalt; Gemütlichkeit und Brutalität – mit diesem vordergründig Nicht-Zusammengehörenden hat der Berliner Religionswissenschaftler Klaus Heinrich die wechselseitig verflochtenen Beziehungen als „Charakteristikum einer spezifisch nationalen Mentalität“ der Deutschen zusammengefasst (Heinrich 1984, S. 47). Gemütlichkeit und Brutalität – zwei Seiten einer deutschen Heimat-Medaille. Die Geschichte des Heimwehs, so ließ denn auch Elisabeth Bronfen 1996 ihr Vorwort zur Neuausgabe von Karl Jaspers „Heimweh und Verbrechen“ enden, diene „einer doppelten Mahnung: Sie lassen uns nicht nur erfahren, wie der Verlust von Heimat ganz plötzlich und unerwartet Gewalt und Verbrechen hervorrufen kann. Sie drängen uns auch die Erkenntnis auf, dass einer zur Plombe erstarrten Vorstellung von Heimat der Ausbruch von Gewalt immer eingeschrieben ist.“ (Bronfen 1996, S. 25)
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