Описание книги
Eine historische Kurzgeschichte über eine dramatische Liebe.
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Primrose & Bjarne - Der Wille der Götter
Heute, 2015
Irland, im Jahre 841
Die Barbaren des Teufels
Zwischen Leben und Tod
Der gefiederte Unheilverkünder
Schicksal
Ein riskantes Spiel
Gedankensünden
Bittere Wahrheit
Das fremde Verlangen
Der Wille der Götter
Heute, 2015
Impressum
Wiederkehrende Träume – etwas, was wir vermutlich alle schon einmal durchgemacht haben. Die Klassiker unter ihnen sind Verfolgungsszenen, der Tod von geliebten Menschen oder Angst vor Prüfungen. Bei mir hingegen ist es etwas eher Ungewöhnliches. Jede Nacht träume ich von einem Steinkreis, irgendwo im Nirgendwo. Ich stehe direkt in der Mitte und starre auf zwei pechschwarze Raben, die auf dem höchsten Stein sitzen und mit weitaufgeschlagenen Flügeln auf mich hinabkrähen. Ich verspüre keine Angst, ganz im Gegenteil. Die Raben strahlen eine enorme Vertrautheit aus, die ich nicht beschreiben kann. Wie angewurzelt stehe ich da, bis sich alles um mich dreht. Und dann wache ich schweißgebadet auf.
Dies ist nun schon insgesamt 421mal passiert. 421 Nächte mit demselben Traum, was soll man darüber denken? „Vielleicht bist du einfach überarbeitet, Emma.“ war die Theorie meiner Freunde. Wohl kaum. Ich habe meine Arbeitsstunden sogar noch aufgestockt, damit ich erschöpft ins Bett falle und die Angst vor dem Einschlafen verschwinden würde. Doch dies hat auch nicht geholfen.
.....
Und nun stehe ich hier, mitten im Drombeg Stone Circle in Irland, der zwischen grünen Hügeln und saftigen Wiesen eingebettet ist. Der nicht weit entfernte Küstenwind bläst durch meine langen, braunen Haare und ich drehe mich einmal um die eigene Achse. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, an dem Ort zu sein, von dem ich schon 421 Nächte lang träume. Dass der Steinkreis als ein magischer Kraftort verrufen ist, kann ich tatsächlich spüren. Er besitzt 16 stehende und einen senkrecht liegenden Stein, der vor vielen Jahren als Opfertisch diente. Ich kann fühlen, dass sich an diesem Ort die unterschiedlichsten Dinge abgespielt haben. Gutes und Böses. Ich schließe die Augen und lasse die Magie des Steinkreises auf mich wirken. In diesem Moment höre ich ein aufgeregtes Krähen und mein Pulsschlag beschleunigt sich. Ich reiße die Augen auf und kann nicht glauben, was ich vor mir sehe. Die zwei Raben aus meinem Traum sitzen auf dem höchsten Stein und starren mich mit ihren zwei schwarzen Augen an. Anstelle von Furcht, strömt plötzlich eine innige Ruhe durch meinen Körper. Es ist so, als hätte ich auf diesen Moment schon so lange Zeit gewartet. Ich lächle die Raben erleichtert an und starre ihnen wie hypnotisiert in ihre Augen. Es war nicht überraschend, dass sich in dieser Sekunde alles um mich dreht. Wie angewurzelt stehe ich noch immer inmitten des Steinkreises und lasse die Karussellfahrt ihren Lauf, bis ich alles blitzartig verschwommen sehe und mich die Dunkelheit verschlingt.
Es dauerte nicht lange, als es an meiner Tür klopfte und Keiron eintraf. Er setzte sich zu mir und sah mir erwartungsvoll dabei zu, wie ich die brodelnde Suppe über den Flammen des Feuers rührte. „Was verlangte Lord Colman von dir?“ fragte er schließlich. „Eine Heilung.“ antwortete ich knapp und ohne ihn dabei anzusehen. Ich nahm zwei Holzschalen, füllte sie reichlich mit der Suppe und übergab eine davon Keiron, der sie dankend annahm. Er musterte mich prüfend. Ich starrte in die Flammen des Feuers, als ich den ersten Löffel der Suppe schlürfte. „Eine Heilung der Nordmänner?“ fragte er etwas leiser. Ich sah ihn erschrocken an. „Du weißt davon?!“ „Gewiss. Zwei meiner Mönche fanden heute Morgen einzelne Schiffsteile und mehrere Männerleichen an der Küste. Der Sturm vergangene Nacht muss auf dem Atlantik sehr gewaltig gewesen sein. Sofort überbrachten sie dies Lord Colman, der daraufhin in Begleitung mit einigen Wachmännern zur Küste eilte. Sie fanden drei Überlebende, nahmen ihre Waffen in Beschlag und brachten sie zur alten Scheune. Oh Primrose, sag mir nicht, dass er dich bat, diese Barbaren zu heilen?“ „Der Lord verbot mir ausdrücklich darüber zu sprechen, es tut mir leid.“ „Mein liebes Kind, ich bin der Letzte, der dich verraten würde. Sprich mit mir!“ Ich überlegte kurz. „Ja, er bat mich um die Heilung der Nordmänner. Zwei von ihnen sind leicht verletzt, doch ich bete um den dritten Mann, ich weiß nicht, ob er an seinen Verletzungen erlegen wird.“ „Nein Primrose, für diese Tiere zu beten wäre eine Schande Gottes! Ich kann nicht glauben, wie dieser Abschaum nur von dir verlangen kann, dich in Gefahr zu bringen! Diese Männer sind ein Werk des Teufels, sie werden uns alle umbringen, sobald sie sich erholt haben. Und er unterstützt dies noch mit dem Nutze deiner heiligen Fähigkeiten! Ich kann es einfach nicht verstehen!“ Er legte die Suppenschale beiseite und vergrub das Gesicht in seine Hände. „Lord Colman verhandelte mit den Männern Frieden. Er weiß was er tut und ich bin mir gewiss, dass wir ihm vertrauen können.“ „Es ist töricht zu denken, mit den Nordmännern Frieden zu verhandeln! Sie ließen sich schon an der Ostküste unseres Landes nieder, warum sollten sie wegen eines Sturms unser Volk verschonen und die Südküste nicht mehr ansegeln? Nein, ich vertraue weder Lord Colman noch den anderen Männern. Ich hoffe, der Herr wird uns begnadigen.“ „Gewiss schenke ich dir Glauben, lieber Keiron, dennoch trage ich stets die Hoffnung des Friedens und die Liebe der Menschheit in mir. Vielleicht sind diese Männer gar nicht so grausam, wie es sich in unserem Lande herumspricht.“ Keiron riss empört die Augen auf. Plötzlich stand er auf, zog die Kapuze seiner braunen Mönchskutte über den Kopf und sprach: „Du bist genauso töricht wie Lord Colman, so habe ich dich nie erzogen, Primrose! Ich bin schwer enttäuscht und hoffe, dass du bald wieder bei Sinnen bist!“ Nach diesem Satz verließ er mit grimmiger Miene die Hütte. Es lohnte sich nicht ihm nachzugehen - Keiron war ein frommer Mönch der stets zu seiner Meinung stand und ich war mir gewiss, dass er sich wieder beruhigen würde. So saß ich nun alleine da - versunken in meinen Gedanken. Ich konnte nicht aufhören, über diese Nordmänner zu grübeln und hätte am liebsten noch einmal nach ihnen gesehen, um mich zu vergewissern, dass sich die Zustände nicht verschlechterten. Doch Keiron hatte recht, ich kannte ihre Absichten nicht und sollte mich daher von ihnen fernhalten.
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