Prophezeiung - Zeilen der Zukunft
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J.R. Irish. Prophezeiung - Zeilen der Zukunft
Prophezeiung - Zeilen der Zukunft
Irland, im Jahre 1333
Verborgener Mut
Die Flammen des Todes
Irland, im Jahre 1348
Zeilen der Zukunft
Eine Begegnung mit Folgen
Gefangen in der Einsamkeit
Langersehnte Antworten
Der Abschied
Eine unerwartete Wendung
Fremde Gefühle
Unter dem Nachthimmel
Böse Absichten
Der schicksalsvolle Tag
Die bitterliche Wahrheit
Flucht oder Tod?
Das Wiedersehen
Der unerträgliche Schmerz
Auf einen Neuanfang
Heute, im Jahre 1360
Impressum
Отрывок из книги
Es war eine bitterlich, kühle Herbstnacht, als ich von dem lauten Gespräch meiner Eltern aufgeweckt wurde. Ich war gerade mal 12 Jahre alt und ahnte noch nicht, was diese Auseinandersetzung für die Zukunft meiner Familie bedeuten würde. Mein Schlafplatz befand sich auf einer höheren Etage unter dem Dach, welchen man nur mit einer Leiter erreichen konnte. Meine Eltern konnte ich somit nicht sehen, sie saßen sich vermutlich – wie üblich – gegenüber am Tisch und tranken Wein. Ich spitzte meine Ohren und konnte am Unterton heraushören, dass dies kein angenehmes Gespräch war. „Bitte glaube mir doch, Ekarius! Wir müssen unser Dorf warnen und von hier fortgehen!“ flehte meine Mutter und wimmerte leicht dabei. „Ich sagte doch, dass du nicht so einen Unsinn erzählen sollst! Das Dorf würde dir niemals glauben, sondern dich bei lebendigem Leibe auf dem Scheiterhaufen verbrennen!“ schimpfte er sie. Abrupt bekam ich Gänsehaut. „Lieber sterbe ich, als zuzusehen wie mein Volk zugrunde geht!“ Nach diesen Worten wurde es kurz still in der Hütte. „Claire, es war nur ein Traum…“ versuchte mein Vater ihr einzutrichtern. „Nein, das war es gewiss nicht und du weißt, dass ich diese Gabe besitze! Denk‘ doch an unseren Sohn - ist dir seine Zukunft so gleichgültig? Wenn wir doch fortgehen würden, könnten wir eine neue Siedlung errichten. An einem fernen Ort wo uns niemand finden wird und unser Heim in Sicherheit ist.“ Ein lauter Knall erschreckte mich - Vater schlug scheinbar mit seiner Faust gegen den Tisch. „Schweig‘ endlich still, Claire! Wir werden das Dorf nicht verlassen – weder jetzt noch irgendwann!“ Wieder wurde es kurz still. „Sag mir, liebster Gatte, wenn du mir nicht glaubst, wer dann?“ fragte sie etwas leiser – ihre Enttäuschung war kaum zu überhören. Mein Vater antwortete nicht, er verließ stattdessen wütend die Hütte. Ich konnte spüren, wie sich beim Öffnen der Holztür ein kühler Luftzug hineinschlich und die Feuerstelle zum Tanzen brachte. Vorsichtig krabbelte ich zur Leiter vor und lugte nach unten. Ich sah meiner Mutter zu, wie sie sich erschöpft vor dem Feuer niederkniete und nachdenklich hineinsah. Ich wäre am liebsten zu ihr gegangen und hätte sie gefragt, warum sie so traurig sei. Doch aus irgendeinem Grund war mir bewusst, dass ich dieses Gespräch hätte nicht hören dürfen, deswegen suchte ich gleich wieder das Strohbett auf, deckte mich mit dem Schafspelz zu und versuchte zu schlafen. Doch das leise, verbitterte Schluchzen meiner Mutter hielt mich so lange wach, bis das Feuer endgültig erloschen war.
Am nächsten Morgen kletterte ich die Leiter herunter und sprang auf den Fußboden. Meine Mutter entdeckte mich und stellte mir eine kleine Schale warmen Haferbrei auf dem Tisch. „Guten Morgen, Jacob!“ begrüßte sie mich herzlich. „Guten Morgen, Mutter.“ Ich setzte mich auf den Stuhl und löffelte den Haferbrei, während ich dabei meine Mutter musterte. Sie sah sehr müde aus – wohlmöglich fand sie nach dem Streit letzte Nacht keinen Schlaf. Normalerweise trug sie lockere, geflochtene Zöpfe die sie hübsch hochsteckte, doch heute lagen ihre langen schwarzen Haare offen und durcheinander auf ihren Schultern. „Hast du gut genächtigt?“ fragte sie. „Ja, Mutter.“ log ich. Sie lächelte zufrieden und ihre dunklen Augen funkelten. Nun setzte sie sich mir gegenüber und starrte mich mit einem leichten Lächeln an. „Was ist denn, Mutter?“ fragte ich verunsichert. „Nichts - du bist ein guter Junge.“ antwortete sie. Verwirrt löffelte ich weiter und dachte mir nichts dabei. „Ich werde nun ins Dorf gehen und ein paar Wolldecken verkaufen, während du deinem Vater bei der Arbeit helfen könntest.“ Da erinnerte ich mich an ihre flehenden Worte letzte Nacht: „Wir müssen unser Dorf warnen und von hier fortgehen!“ „Könnte ich dich nicht lieber ins Dorf begleiten?“ fragte ich prompt. Sie lächelte wieder und antwortete: „Nein, denn dein Vater braucht dich auf der Weide. Der Winter wird sehr kalt werden und es müssen noch einige Schafe geschert werden, damit ich warme Decken und Gewänder herstellen kann. Die Nachfrage im Dorf ist sehr groß!“ Sie legte ihre Hand auf meinen Kopf und streichelte ihn sanft, als ich nach dieser Antwort den Kopf sank und genervt vor mich hin brummte. „Du bist bald kein Kind mehr und wirst eines Tages ein angesehener Schafshirte sein, Jacob! Du musst dich endlich mal für das wertvolle Wissen deines Vaters öffnen, denn irgendwann wirst du es benötigen.“ erklärte sie mir selbstsicher und fordernd. „Ist schon gut, Mutter - ich gehe ja schon!“ Genervt stand ich auf und zog mir einen warmen Mantel über meine braune, langärmlige Stofftunika. Es machte mich jedes Mal wütend, wenn man mich mit meinem Vater verglich und davon ausging, dass ich eines Tages in seine Fußstapfen als Schafshirte treten würde. Es stank mir, dass man mich kein einziges Mal fragte, was ich gerne machen würde oder wer ich als erwachsener Mann sein wollte. Tief in mir verbarg ich nämlich einen Traum – ich wollte Lehrer werden. Anderen Menschen das Lesen und Schreiben beibringen und somit etwas Sinnvolles ausüben. Zu diesem Zeitpunkt war ich ein 12 Jahre alter Junge, der genug Hoffnung in sich trug, doch noch eines Tages von der Weide zu entkommen. So nahm ich meine Filzkappe, setzte sie mir auf den Kopf und verließ mit einem unguten Gefühl die Hütte. Nicht, weil ich keine Lust auf meinen Vater hatte, sondern weil ich mir große Sorgen um meine Mutter machte. Ich bekam einfach das Gefühl nicht los, sie nicht gehen lassen zu dürfen und im Nachhinein hätte ich dummer Junge auf mein Bauchgefühl hören sollen.
.....
Gefangen auf der Weide, ihm war bewusst,
dass dies sein Schicksal sein muss.
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