Über den Alltag der alten Römer ist schon viel geschrieben worden. Aber hatte Roms erster Mann überhaupt so etwas wie einen Alltag? Jörg Fündling begleitet einen Tag im Leben eines römischen Kaisers (zwischen 27 vor und 235 n. Chr.), angefüllt mit alltäglichen und außergewöhlichen Terminen und Ereignissen. Der Tag beginnt mit dem Morgenritual. Fündling beschreibt das Opfer an die Hausgötter und die Frühstücksgewohnheiten, wirft einen Blick auf die wartende kaiserliche Familie und bietet eine allgemeine Skizze des ›Biotops‹ Kaiserpalast. Es folgen die zahlreichen Termine, die ein Kaiser wahrzunehmen hatte. Erst die Mittagsruhe bietet Gelegenheit für eine kurze Auszeit. Die Hauptmahlzeit des Tages gibt es am Abend, praktisch nie im kleinsten Kreis, häufig als ›Staatsbankett‹ im Palast. Schläft der Kaiser jemals allein? Das kaiserliche Eheleben wird ebenso beleuchtet wie späte Unterhaltungen bei Wein und Würfeln.
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Jörg Fündling. Kaiser von morgens bis abends
Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Tagesanbruch. Lever auf dem Palatin
Feste Termine. Bittsteller, Berater, Sekretäre
Luftveränderung. Die wandernde Mitte des Reiches1
Lang erwartete Feste. Das ganz normale Außergewöhnliche
Zwischenspiel. Atempause am Mittag
Halbtags oder Gleitzeit? Ehrenplätze und freie Momente
Flucht. Kaisersein als Last
Herr und Freunde bitten zu Tisch. Die Logistik des Banketts
Nacht. Am Ende eines langen Tages
Anmerkungen
Liste der Kaiser
Literatur
Dank
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Jörg Fündling
Kaiser von morgens bis abends
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Im Fall des Exzentrikers Caligula leistet der a cubiculo, der Oberkämmerer (wir können beinahe „Butler“ sagen), ihm Gesellschaft und sorgt für Konversation. Er ist ein freigelassener Sklave, oft hochgebildet, nicht selten ehrgeizig – und von seinem Wort hängen Karrieren ab. Von Caligulas vier Frauen hören wir nichts.8
Auch Kindergeschrei in den Palastfluren ist die Ausnahme. Längst nicht jeder Kaiser hat eigene legitime Kinder, seien sie leiblich oder adoptiert. Andere – den Nachwuchs einer Konkubine oder gar aus einem Ehebruch – würde er nie anerkennen, noch weniger würde es die römische Gesellschaft. Umgekehrt wird ein ,junger‘ Vater nicht so oft Kaiser, sondern der hat, wenn überhaupt, wahrscheinlich Kinder, die sich der Mündigkeit nähern. Erst dann werden sie beruflich interessant für ihn – die Töchter muss er zeitig verloben (und zeitig bedeutet eine Heirat mit 12 bis 14 Jahren), die Söhne an ihre öffentlichen Aufgaben heranführen. Jüngere Kinder werden auf Münzen und bei Auftritten vor Publikum zwar als Garanten der Zukunft präsentiert, aber im Innern des Palastes sind sie zwangsläufig Nebensache. Ihre Eltern sehen sie täglich, doch die Hauptpersonen in ihrem Leben sind die Amme (nutrix) und später der Erzieher (nutritor), durchweg Sklaven oder Ex-Sklaven. Wenn die Kaiserin wesentlich mehr tut, als die Arbeit der Erzieher zu überwachen und für gute Lehrer zu sorgen, ist das bereits ein großes zeitliches Opfer. Die Väter sind die meiste Zeit über die großen Abwesenden; wenn ein Kind alt genug ist, darf es vielleicht beim Abendessen neben der Liege seiner Eltern sitzen. Tagsüber bleibt es unsichtbar und würde nur stören – vorlaute Kinder finden manche Römer zwar spaßig, aber nur solange es nicht die eigenen sind.9