Отрывок из книги
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Jörg Rehmann
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Ehe ich die Residenz fand, ging und lief und rannte ich zwischen Roseneck und Hagenplatz umher. Die Gegend erschien mir wie eine Filmkulisse, in der Dallas oder Die Schwarzwaldklinik gedreht wurden. Keiner der wenigen Menschen auf den gepflegten Straßen kannte die Residenz. Mehrere Male lief ich an ihr vorbei. Es gab kein Schild draußen, nichts. Ein weißgetünchter Block, strahlend wie die Zähne in der Fernsehwerbung. Wurden die Wände hier mit Dentagard geschrubbt? Warum existierte die Residenz am Grunewald inkognito? Weil dort betagte Millionärinnen inkognito lebten. Ich stellte mir vor, dass sie nach Rosenöl dufteten und mir Schwänke aus ihrem Leben erzählten. Sie hatten keine Krankheiten, starben nicht und schmierten niemals mit Stuhlgang.
Die Einarbeitung an meinem ersten Arbeitstag beschränkte sich auf zwei Sätze: »Alle waschen, pampern, aus den Nestern raus und die Zimmer picobello. Wäschewagen steht im Bad, Abwurfwagen in der Spüle.« Schwester Gisela sprach und ging. Ich sollte mit ihr und Oberpfleger Rolf, dem Stationsleiter, arbeiten. Beide verschwanden in die obere Etage. Die Station 1 erstreckte sich über Page 12zwei Stockwerke mit verwinkelten, endlosen Fluren. Ich dachte an Albert Einstein. Von wegen nur das All und die Dummheit der Menschen sind unendlich! Nach einer Stunde glaubte ich, die Zimmer vermehrten sich nach dem Prinzip der Zellteilung. Schon das erste Bett, vor dem ich stand, gab mir Rätsel auf. Wie um alles in der Welt löste man das Bettgitter? Gab es einen Schalter? Musste man kräftig schütteln? Ich suchte und probierte. Minutenlang. Mein erster Schweißausbruch. Ich schlich um das Bett und kroch darunter. Vielleicht gab es zwischen Matratze und Bettgestell einen Drücker? Oder konnte man das Bettgitter überhaupt nicht lösen und sollte mit einer einfachen Hebeübung …
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