Body-Bilder

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In den Sozialen Netzwerken boomen Workout-Videos. Jörg Scheller untersucht, wie YouTube, Instagram und Smartphones das Training und die Idealbilder im Gym verändern und welche Formen körperlicher Selbstoptimierung zwischen Konformitätsdruck und Subver­sion sich im digitalen Zeitalter durchsetzen.

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Jörg Scheller. Body-Bilder

Prolog

Pumping Icon. Das Leben der Bilder im Gym

Ausstellungskörper. Vom Gym zum gläsernen Atelier

Tätowierung, Digitalisierung und Körper als Quellcode

Corona-Workouts, Funktionelles Training und die Trägheit des Sozialen

Fit Follows Function. Workouts für die Risikogesellschaft

Altes Training in neuen Medien

#GirlsWhoLift. High Heels und High Strength

Epilog

Anmerkungen

Abbildungsnachweis

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DIGITALE BILDKULTUREN

Durch die Digitalisierung haben Bilder einen enormen Bedeutungszuwachs erfahren. Dass sie sich einfacher und variabler denn je herstellen und so schnell wie nie verbreiten und teilen lassen, führt nicht nur zur vielbeschworenen »Bilderflut«, sondern verleiht Bildern auch zusätzliche Funktionen. Erstmals können sich Menschen mit Bildern genauso selbstverständlich austauschen wie mit gesprochener oder geschriebener Sprache. Der schon vor Jahren proklamierte »Iconic Turn« ist Realität geworden.

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Auf YouTube, Instagram, TikTok und Co. lässt sich die zweite Form der Wiederannäherung der Bilder an die Körper mitverfolgen. Dort sind die im gleichen Zuge produzierenden wie konsumierenden Subjekte, in den Worten des Soziologen Andreas Reckwitz, Teilnehmer am »umfassenden sozialen Attraktivitätsmarkt, auf dem ein Kampf um Sichtbarkeit ausgetragen wird, die nur das ungewöhnlich Erscheinende verspricht. Die Spätmoderne erweist sich so als eine Kultur des Authentischen, die zugleich eine Kultur des Attraktiven ist.«10 Dieser Kampf ist zwar nicht neu. Verändert haben sich aber die quantitative Dimension, die Intensität und die technologisch-medial-soziale Umwelt, in dem er stattfindet. »Attraktiv«, also anziehend, sind im Sichtbarkeitskampf auch Menschen wie Rühl, die gezielt ein Freak-Image aufbauen und vermarkten. Als »ungewöhnlich« wiederum dürfen paradoxerweise auch diejenigen Körper gelten, die der Schönheitsnorm entsprechen, da normalerweise wenige Menschen normkonform sind. Norm ist nicht Normalität.

Eine entscheidende bildkulturelle Neuerung der Digitalisierung besteht darin, dass die immer kleineren, immer leichteren Bildapparate ständig unmittelbar am zu b(u)ildenden Körper getragen werden. Bildproduktion und Körperproduktion gehen im Gym – aber nicht nur dort – eine immer engere Liaison ein. Vielleicht wird die Kamera dereinst im buchstäblichen Sinne zur Handkamera werden; wird das Foto-Equipment in unser Fleisch implementiert wie heute schon Chipkarten, mit denen sich Türen öffnen und Produkte bezahlen lassen. Das ist die »Nature of Technology«, die W. Brian Arthur in seinem gleichnamigen Buch analysiert hat: Technologien werden immer »biologischer«, das heißt, sie lernen, passen sich unterschiedlichen Situationen an und reparieren sich selbst. Die Grenzen zwischen Natur und Technologie verschwimmen.11

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