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1 Weltkriegs
Der Kampf um die Ostsee 1914-1918
Jürgen Prommersberger: Der Kampf um die Ostsee 1914-1918
Regenstauf , Mai 2016
Alle Rechte bei:
Jürgen Prommersberger
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93128 Regenstauf
Erstausgabe:
Herstellung: CreateSpace Independent Publishing Platform
INHALTSVERZEICHNIS
Kapitel 1 Die Ostsee – Ausgangslage
Kapitel 2 Seekrieg 1914
Kapitel 3 Seekrieg 1915
Kapitel 4 Seekrieg 1916
Kapitel 5 Seekrieg 1917
Kapitel 6 Seekrieg 1918
Kapitel 7 Minenkrieg 1914-18
Kapitel 1 Einleitung : Die Ostsee – Ausgangslage
Beim Ausbruch des Kriegs im August 1914 standen sich in der Ostsee das zaristische Russland und das deutsche Kaiserreich gegenüber. Als Ganzes betrachtet war die deutsche Hochseeflotte Russlands baltischer Flotte weit überlegen. Die Deutsche Marine besaß die zweitstärkste Flotte der Welt nach der britischen Royal Navy. Und sie hatte die bei weitem moderneren und kampfstärkeren Schiffe. Doch die deutsche Seekriegsführung war in den Anfangsjahren von dem Gedanken beherrscht, die kampfkräftigsten Verbände in der Nordsee bereit zu halten. Allerdings konnte die Hochseeflotte über den Nord-Ostseekanal schnell moderne Einheiten in die Ostsee verlegen, was einen immensen taktischen Vorteil darstellte.
Mit dem Zugang der modernen Gangut Klasse zur Flotte hatte Russland eine gewisse Überlegenheit erreicht. Zudem konnten die Russen bald auf britische Hilfe zählen, denn es gelang einigen britischen Unterseebooten durch die Belte in die Ostsee zu schlüpfen.
Die russische Baltische Flotte
Russlands einsatzbereite Baltische Flotte bestand 1914 lediglich aus vier Pre-Dreadnoughts. Allerdings sollten ab November 1914 vier neue Dreadnoughts der Gangut Klasse zur Flotte stoßen, die bei Kriegsausbruch kurz vor der Bauvollendung standen. Weiter umfasste die Flotte sechs alte Panzerkreuzer, vier Leichte Kreuzer, einige Zerstörer und Torpedoboote und auch ein paar kleine U-Boote. Mit diesen Einheiten war sie der deutschen Ostseeflotte zahlenmäßig überlegen. Allerdings trat sie im Ersten Weltkrieg entgegen den Vorstellungen ihres ersten Befehlshabers Admiral Nikolai von Essen nie zur Offensive in der Ostsee an, sondern wurde von deutschen Kräften unter Prinz Heinrich von Preußen bis zum Kriegsende weitgehend blockiert und so zur Untätigkeit gezwungen. Dies war einerseits den naturräumlichen Gegebenheiten geschuldet (die nördliche Ostsee friert ab November bis zu fünf Monate zu) und andererseits den defensiven Vorstellungen des Genmor (Generalstabs der Marine), der auf einer defensiven Kriegsführung mit Rückhalt der Seefestung Imperator Peter der Große abzielte. Zudem sollten die modernen großen Einheiten der Gangut Klasse nicht unnötigen Risiken ausgesetzt werden. Der Seekrieg in der Ostsee erschöpfte sich entsprechend der Vorgaben damit hauptsächlich in sporadischen Aktionen von Zerstörern sowie dem Handelskrieg mit U-Booten. Denen gelang es wiederum nicht, die für das Deutsche Reich lebensnotwendige Eisenerz-Zufuhr aus Schweden zu unterbinden. Allerdings führten beide Seiten einen intensiven Minenkrieg, dem im Laufe des Krieges viele Schiffe zum Opfer fielen.
Im Verlauf des Buches werden die einzelnen Einheiten der beteiligten Flotten noch detaillierter vorgestellt. Hier zunächst eine Übersicht der russischen Flotte zu Kriegsbeginn:
Flottenliste schwere Einheiten:
1st Brigade Schlachtschiffe
Petropavlovsk (Indienststellung Januar 1915)
Gangut (Indienststellung Januar 1915)
Sevastopol (Indienststellung November 1914)
Poltava (Indienststellung Dezember 1914)
2nd Brigade Schlachtschiffe
Tsarevich
Slava
Andrei Pervozvannyi
Imperator Pavel I
Die Gangut Klasse
Die Schlachtschiffe der Gangut-Klasse waren die ersten Dreadnoughts, die für die Kaiserlich Russische Marine gebaut wurden. Das namensgebende Schiff Gangut (1911) ist nach der Seeschlacht von Gangut (Finnland) (schwedisch Hangö, finn. Hanko) benannt. Aufgrund der Unerfahrenheit russischer Schiffbauer mit Kampfschiffen dieser Größenordnung wurden die Entwürfe von einem Konsortium italienischer, deutscher (Blohm & Voss) und britischer (John Brown & Company) Werften und Ingenieure gefertigt, insgesamt 51 Entwürfe wurden begutachtet. Von diesen gelangten zehn in die engere Wahl, ausgewählt wurde dann ein von Blohm & Voss eingereichter, der aufgrund von Widerständen in der russischen Duma jedoch nicht zur Ausführung gelangte. Russische Konstrukteure verfertigten einen neuen Entwurf, der starke italienische Einflüsse erkennen ließ und eine Art Zwischentyp aus Schlachtschiff und Schlachtkreuzer mit starker Bewaffnung und mäßigem Panzerschutz anstrebte. Ihr Bau wurde im Jahre 1908 von der russischen Duma bewilligt, jedoch unter der Voraussetzung, dass die Schiffe auf russischen Werften gebaut werden sollten; bereits 1909 wurden die Schiffe bestellt. Die vier in der Admiralitätswerft und der Baltischen Werft in Sankt Petersburg auf Stapel gelegten und vollendeten Schiffe erhielten die Namen von Schlachten, zwei davon aus dem Nordischen Krieg unter Peter dem Großen, die beiden anderen erhielten die Namen von Schlachten aus dem Krimkrieg. Drei Schiffe waren Ersatzbauten für im Russisch-Japanischen Krieg verlorene Linienschiffe mit ähnlicher Namensgebung, lediglich das vierte war ein Vermehrungsbau. Die Ausarbeitung der Konstruktion übernahm die britische Werft John Brown & Company, Clydebank.
Aufgrund der zahlreichen Missstände in russischen Werften schritt der Bau nur langsam voran, und die Kosten für die Schiffe erwiesen sich auch deshalb als deutlich höher als ursprünglich geplant. Später sollte festgestellt werden, dass beim Bau auf ausländischen Werften bis zu 40 % der Kosten eingespart worden wären.
Anfängliche Konfiguration
Die Konstruktionspläne verwerteten die im Russisch-Japanischen Krieg gesammelten Erfahrungen aus russischer Sicht. So hatten beispielsweise die russischen Schiffe während der Schlacht von Tsushima durch Treffer in den ungepanzerten Aufbauten und oberen Rumpfteilen schwere Schäden und hohe Verluste an Besatzungen hinnehmen müssen, so dass der Panzerschutz nun auf einen größeren Teil des Rumpfes ausgedehnt wurde. Die Aufbauten selbst waren im Verhältnis sehr klein, um weniger Zielfläche zu bieten. Die Panzerung fiel jedoch aus Gewichtsgründen dafür deutlich dünner aus als bei anderen Schiffen, der Zitadellpanzer erreichte lediglich eine Stärke von 102 mm und der Gürtelpanzer eine von 203 mm, während die Geschütztürme mit einer 203 mm starken Panzerung genauso unzureichend geschützt waren. Diese Reduzierung wurde auch vorgenommen, um eine größere Höchstgeschwindigkeit zu erreichen, und tatsächlich waren die Schiffe mit etwa 23 Knoten deutlich schneller als zeitgenössische Schlachtschiffe, aber langsamer als Schlachtkreuzer. Vorübergehend wurde auch der Einbau von Dieselmotoren erwogen, jedoch aufgrund bis dato ungenügender Leistungsparameter wieder verworfen. Die Hauptbewaffnung bestand aus zwölf 305-mm-Geschützen in vier Drillingstürmen, die in der sogenannten Cuniberti-Aufstellung montiert waren: nur der vorderste und der achterste Turm konnten nach vorn bzw. achtern feuern, die beiden anderen standen zwischen den Aufbauten und konnten lediglich nach den Seiten eingesetzt werden. Die Mittelartillerie zählte sechzehn 120-mm-Geschütze in Einzelkasematten und war damit relativ schwach ausgelegt. Dazu kamen vier unter Wasser montierte 457-mm-Torpedorohre. Da die Türme der schweren Artillerie etwa 200 t schwerer als geplant ausfielen, mussten einige weitere Einsparungen an der Panzerung vorgenommen werden. Die Schiffe der Gangut-Klasse waren für die Baltische Flotte vorgesehen und erhielten eine entsprechende Ausstattung für die besonderen Verhältnisse in der Ostsee, so war der Bug aller Schiffe als Eisbrecher ausgelegt. Die vollendeten Schiffe bereiteten jedoch einige Probleme; sie galten als unwohnlich und schlecht lüftbar, die Sauberhaltung erwies sich als schwierig, und sie nahmen bei hohen Fahrtstufen viel Wasser über. Auch war die Konstruktion der Kamine verbesserungsbedürftig; die niedrigen Schornsteine unmittelbar hinter dem Brückenturm behinderten die Sicht mit Schwaden von Kohlenrauch und verschmutzten Deck und Aufbauten. Außerdem waren sie bei ihrer Indienststellung eigentlich bereits veraltet, in Bewaffnung und Panzerung waren sie zeitgleich gebauten Schiffen der britischen und deutschen Marinen unterlegen.
Einsatz im Ersten Weltkrieg
Der Bau aller vier Schiffe war beim Kriegsausbruch bereits weit gediehen, so dass sie nach und nach von der Flotte in Dienst gestellt wurden. Sie nahmen jedoch nur an wenigen Einsätzen teil – zu groß schien die Gefahr, die wertvollen Großkampfschiffe etwa durch Minentreffer, Torpedoangriffe oder das unverhoffte Auftauchen gegnerischer Schlachtschiffe einzubüßen. Mit dem Ausbruch der Revolution fielen die Schiffe in die Hand der Roten, die während des Bürgerkrieges jedoch kaum Gebrauch von ihnen machten. Die einzige größere Aktion, an der sie alle teilnahmen, war der berühmte Eismarsch der Baltischen Flotte.
Die Poltawa unter Volldampf
Die Gangut
Kapitel 2 Seekrieg 1914
26. August 1914
Strandung der SMS Magdeburg
Die SMS Magdeburg war ein Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine. Er war das Typschiff der nach ihm benannten Magdeburg-Klasse und seine Schwesterschiffe waren Stralsund, Straßburg und die Breslau.
Technische Daten
Das Schiff wurde 1910 bei der AG Weser in Bremen als Ersatz für die Bussard auf Kiel gelegt und lief am 13. Mai 1911 nach Taufe durch den Oberbürgermeister Magdeburgs, Hermann Otto Reimarus, vom Stapel. Es war der zehnte Kleine Kreuzer, der von AG Weser für die kaiserliche Marine gebaut wurde. Die Indienststellung erfolgte am 20. August 1912. Am 1. Dezember 1912 nahm die Magdeburg ihren Dienst als Torpedo-Versuchsschiff auf und löste die Augsburg ab. Bei einer Länge von 138,7 m (Wasserlinie 136 m), einer Breite von 13,5 m und einem Tiefgang von 5,1 m verdrängte die Magdeburg 4.570 Tonnen. Sie war mit zwölf Schnellladekanonen des Kalibers 10,5 cm und zwei 50 cm Torpedorohren bewaffnet. Das Schiff hatte ein langes, flaches Achterschiff, das Platz für 120 Minen und eine entsprechende Wurfvorrichtung bot. Die Besatzung zählte ca. 373 Mann.
Drei Bergmann-Turbinen mit zusammen 25.000 PS Konstruktionsleistung (29.904 PS bei der Abnahme) und drei Schrauben ermöglichten der Magdeburg eine Höchstgeschwindigkeit von 27,6 Knoten. Mit einer Bunkerkapazität von 1.200 Tonnen Kohle konnte sie bei einer Marschgeschwindigkeit von 12 Knoten 5.820 Seemeilen zurücklegen. Die Maschinenräume waren jedoch sehr beengt, so dass Wartungsarbeiten nur schwer durchzuführen waren. Ab einer Geschwindigkeit von 22 Knoten kam es zu sehr hohen Vibrationen im Schiffskörper, so dass die Schiffsgeschwindigkeit erheblichen Beschränkungen unterlag. Damit war die Magdeburg als schneller Aufklärungskreuzer der Hochseeflotte eigentlich eine Fehlkonstruktion. Die Kreuzer der Magdeburg-Klasse waren die ersten in der Kaiserlichen Marine, die keinen Rammbug mehr hatten. Sie besaßen einen sogenannten Kreuzerbug mit einem geraden Steven, der über der Wasserlinie wesentlich steiler war als darunter. Sie waren außerdem die ersten Kleinen Kreuzer der deutschen Marine mit Gürtelpanzerung, der etwa 80 % ihrer Länge abdeckte. Dies wurde allerdings auf Kosten einer geringeren Deckpanzerung erreicht. Diese betrug maximal 40 mm, die Gürtelpanzerung dagegen 60 mm.
Schicksal
Aufgrund der mangelhaften Maschinenanlage konnte die Magdeburg nicht im regulären Flottendienst eingesetzt werden und wurde stattdessen als Torpedoversuchsschiff an Stelle des Kleinen Kreuzers Augsburg genutzt, der daraufhin Artillerieversuchsschiff wurde. Dazu wurden die beiden vorderen Geschütze durch Torpedorohre ersetzt. Mit dieser Bewaffnung fuhr das Schiff bis zu seinem Untergang. Nach Beginn des Krieges wurde die Magdeburg in der Ostsee eingesetzt. In den ersten Wochen führte sie Minenlegeunternehmungen durch und beschoss die Küste von Libau. Am 25. August 1914 stieß die Magdeburg in den Finnischen Meerbusen vor. Dort lief sie am nächsten Tag im dichten Nebel bei der Insel Odensholm, vor der estnischen Nordküste, auf Grund. Alle Versuche, das Schiff wieder flott zu bekommen, scheiterten. Als sich die russischen Kreuzer Bogatyr und Pallada näherten und die Magdeburg unter Feuer nahmen, sprengte die Besatzung ihr eigenes Schiff. Das Torpedoboot V 26 und der Kleine Kreuzer Amazone übernahmen die Überlebenden. Insgesamt 15 Mann kamen ums Leben. Der Kommandant, Korvettenkapitän Habenicht, und sein Adjutant blieben auf dem Schiff und wurden von den Russen gefangengenommen. Die Russen konnten die zehn Geschütze der Magdeburg bergen, womit sie dann insgesamt vier ihrer Schiffe ausrüsteten: Das Kanonenboot Chrabry erhielt sechs 10,5-cm-Geschütze, das Wachschiff Yastreb zwei, und die beiden Wachschiffe Kopchik und Korshun bekamen jeweils eines. Das Wrack der Magdeburg wurde später von den Russen und vor allem durch Eisgang im Winter 1914/15 vollständig zerstört.
Das Signalbuch der kaiserlichen Marine
Die Russen fanden auch drei Exemplare des geheimen Signalbuchs der Kaiserlichen Marine (Codebuch). Eins davon hatten die Deutschen, als die russischen Schiffe überraschend aus dem Morgennebel auftauchten, mit Blei beschwert, über Bord geworfen. Russische Taucher fanden es und konnten es bergen. Zwei weitere Exemplare wurden an Bord entdeckt. Die Russen boten eins der Signalbücher ihren britischen Verbündeten an, die es am 13. Oktober 1914 dankbar annahmen. Es erwies sich in der Folge als ein äußerst wertvolles Geschenk, denn es gelang den Briten, durch ihren neu gegründeten Marinenachrichtendienst Room 40 und mit Hilfe des Signalbuches, die Entzifferung aller deutschen Marinefunksprüche, was sich für die Royal Navy als enormer strategischer und taktischer Vorteil im Seekrieg erwies. Auch die berühmte Zimmermann-Depesche, die letztendlich kriegsentscheidend zum Eintritt der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg führte, konnte durch den Room 40 entziffert werden.
Attribution: Bundesarchiv, Bild 146-2007-0221 / CC-BY-SA 3.0
11. Oktober 1914
Die Torpedierung des Kreuzers Pallada
Die deutsche Marineleitung hatte nach den ersten Erfolgen der deutschen U-Boote in der Nordsee beschlossen, auch in der Ostsee Präsenz zu zeigen. Daher wurden drei deutsche U-Boote beauftragt, in den Gewässern vor dem Golf von Finnland zu patrouillieren. Die Russen patrouillierten ebenfalls im selben Seegebiet, wobei sie allerdings Kreuzer einsetzten, die von keinen U-Bootjägern begleitet wurden. Am 11. Oktober 1914 lief der Panzerkreuzer Pallada dem deutschen U-Boot U 26 vor die Rohre.
Panzerkreuzer Pallada (1906)
Der Panzerkreuzer Pallada war das dritte Schiff der Bajan-Klasse der kaiserlich-russischen Marine. Er war nach der griechischen Göttin Pallas Athene benannt. Namensvorgänger war der geschützte Kreuzer Pallada, der während des Russisch-Japanischen Kriegs 1904–1905 in Port Arthur versenkt, aber nach Kriegsende von Japan gehoben wurde, dann unter dem Namen Tsugaru bis 1922 als Schulschiff und Minenleger in der japanischen Marine diente und 1924 durch Sprengladungen versenkt wurde.
Die Bajan-Klasse
Die Bajan-Klasse war die vierte Klasse von Panzerkreuzern
der zaristischen Marine und stellte eine erhebliche Weiterentwicklung gegenüber den Vorgängerklassen dar. Die Schiffe waren nicht mehr als Handelsstörer, sondern als Flottenaufklärer konzipiert. Der Entwurf wich daher radikal von denen der früheren Panzerkreuzer ab und stammte vom russischen MTK (Morskoi Technitscheskii Komitet = Marine Technik Komitee), das aus Vertretern der russischen Schiffbau-, Waffen- und Ingenieursindustrie bestand. Die neue Klasse hatte nur etwa die halbe Wasserverdrängung der Vorgänger, aber fast die gleiche Bewaffnung und erreichte eine erheblich höhere Geschwindigkeit. Der Bauvertrag für die beiden ersten Schiffe – Bajan und Admiral Makarow – ging an die französische Compagnie des Forges et Chantiers de la Méditerranée in La Seyne bei Toulon. Die beiden letzten Schiffe, Pallada und Bajan, wurden bei der Neuen Admiralitätswerft in Sankt Petersburg gebaut.
Technische Daten
Die Pallada wurde im August 1905 auf Kiel gelegt und lief am 10. November 1906 vom Stapel. Die Indienststellung erfolgte am 21. Februar 1911. Das Schiff verdrängte 7.835 tons (standard; maximal 8.343 tons), bei 145 m Länge, 18,2 m Breite und 7,0 m Tiefgang. Die Panzerung bestand aus Krupp-Zement-Stahl und war im Seitengürtel bis zu 200 mm dick, 135 mm bei den Türmen und Barbetten, 60 mm in den Kasematten, und bis zu 30 mm am Hauptdeck. Die Bewaffnung bestand aus zwei 203-mm- und acht 152-mm-Geschützen sowie zwei 75-mm- und zwei 63-mm-Geschützen sowie zwei 450-mm-Torpedorohren. Bis zu 150 Seeminen konnten mitgeführt werden. Zwei Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen verliehen dem Kreuzer 16.500 PS und ermöglichten eine Höchstgeschwindigkeit von 22,5 Knoten. Mit einer Bunkerkapazität von 1.020 Tonnen Kohle betrug der Aktionsradius 2.100 Seemeilen bei einer Marschgeschwindigkeit von 12 Knoten. Die Besatzung bestand aus 573 Mann.
Kriegseinsatz
Die Pallada diente in der Baltischen Flotte unter deren Oberbefehlshaber Admiral Nikolai von Essen und war in den ersten Monaten des Ersten Weltkriegs sehr aktiv. Als in der Nacht des 26. August 1914 der deutsche Kleine Kreuzer Magdeburg im Nebel bei der Insel Odensholm, am Eingang zum Finnischen Meerbusen vor der estnischen Nordküste, auf Grund gelaufen war, waren es die Kreuzer Pallada und Bogatyr, die die Magdeburg unter Beschuss nahmen und zur Selbstversenkung zwangen. Dabei gelang es den Russen, ein deutsches Signalbuch zu bergen, das bei dem überraschenden Auftauchen der russischen Schiffe aus dem Morgennebel mit Blei beschwert über Bord geworfen worden war.
Am 6. September 1914 trafen die Pallada und ihr Schwesterschiff Bajan nördlich von Dagö auf den Kleinen Kreuzer Augsburg, der versuchte, die russischen Panzerkreuzer zu einer Verfolgung zu veranlassen. Er suchte sie auf den Verband des Oberbefehlshaber der Ostseestreitkräfte (O.d.O.), Großadmiral Prinz Heinrich von Preußen, zu ziehen, der mit seinem Flaggschiff Blücher, sieben Linienschiffen, fünf Kleinen Kreuzern und 24 Torpedobooten in die östliche Ostsee vorgestoßen war. Pallada und Bajan zogen sich jedoch in den Finnischen Meerbusen zurück, und es kam zu keinem Gefecht.
Am 10. September 1914 führte Admiral von Essen sein Flaggschiff, den Panzerkreuzer Rurik, und die Pallada in die Ostsee, um dort Handelskrieg zu führen. Obwohl das Unternehmen erfolglos blieb, war dieser Vorstoß für die Moral der russischen Marine wichtig, da er den Besatzungen signalisierte, dass sie nicht nur untätig in ihren Häfen zu verbleiben hatten.
Verlust des Schiffes
Nur einen Monat später, am 11. Oktober 1914, wurde die Pallada am Eingang zum Finnischen Meerbusen 16,5 sm vor Russarö von dem deutschen U-Boot U 26 unter Kapitänleutnant Egenolf von Berckheim torpediert. Dabei explodierten Munitionskammern, und der Kreuzer sank innerhalb weniger Minuten mit der gesamten Besatzung von 597 Mann. Der Panzerkreuzer hatte nicht mit einem U-Boot gerechnet, als er zu einem Gefecht mit den deutschen Kreuzern Amazone, Lübeck und Augsburg anlief. Es war der erste Totalverlust eines Schiffes der russischen Marine im Ersten Weltkrieg. Nach dieser Katastrophe befahl Admiral von Essen, dass alle größeren Schiffe nur noch mit Torpedobootseskorten operieren durften. Alle Linienschiffe wurden in den finnischen Meerbusen verlegt. Zu aktiven Einsätzen der Linienschiffe kam es danach kaum noch.
Oktober 1914
Die Ankunft der britischen U-Boote
Die russische Ostseeflotte hatte nur wenige wirklich effektive U-Boote und daher erhielten drei britische E-Klasse U- Boote den Auftrag, durch die enge Meeresstraße die Dänemark von Schweden trennt in die Ostsee einzusickern. Während E-11 unter dem Kommando von Lt-Cdr Naismith bei dem Versuch scheiterte, gelang zwei anderen Booten der Durchbruch. Es waren dies E-1 unter Lt Cdr Laurence und E-9 unter Lt Cdr Horton. Russland hatte den Marinestützpunkt in Libau aufgegeben und daher liefen die britischen Boote nach Reval im Golf von Finnland. Sie kamen dort unter das russische Oberkommando. Ende 1915 folgten diesen beiden Booten dann weitere U-Boote der E-Klasse und auch vier Boote der C-Klasse. Diese U-Boote spielten im Ostseezufuhrkrieg bald eine wichtige Rolle. Die deutsche Hochseeflotte konnte ihre Übungen in der Ostsee nicht mehr gefahrlos durchführen und auch die deutsche Versorgung mit schwedischen Eisenerz wurde ein aufs andere Mal gefährdet.
Britische E-Klasse Unterseeboote
Die U-Boote der britischen E-Klasse waren verbesserte Versionen der D-Klasse Boote. Alle Einheiten der ersten Baugruppe und auch einige der zweiten Gruppe wurden vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs fertiggestellt. Die Boote der E-Klasse kosten je nach Baugruppe zwischen £ 101.900 und £ 105.700 pro Einheit. Als die U-Boot-Technologie voranschritt, wurden auch auf der E-Klasse mehrere Änderungen durchgeführt.
Die Boote waren in der Nordsee, der Ostsee und auch in türkischen Gewässern im Einsatz. Von den Ostseebooten operierten einige zusammen mit der russischen Marine. Allerdings wurden diese Boote nach der Oktoberrevolution selbst versenkt, um sie nicht in die Hand der Kommunisten fallen zu lassen. Die E-Klasse war im gesamten Ersten Weltkrieg das Rückgrat der britischen U-Boot-Flotte und wurde schließlich von der L-Klasse ersetzt. Alle E-Klasse-U-Boote wurden bis spätestens 1922 aus dem Dienst zurückgezogen.
17. November 1914
SMS Friedrich Carl sinkt durch Minentreffer
SMS Friedrich Carl war ein Großer Kreuzer der deutschen Kaiserlichen Marine, das zweite Schiff einer Klasse von zwei Einheiten. Typschiff war SMS Prinz Adalbert.
Bau und Technische Aspekte
Die Friedrich Carl wurde 1901 mit der Baunummer 155 bei Blohm & Voss in Hamburg auf Kiel gelegt und lief dort am 21. Juni 1902 vom Stapel. Der Kreuzer wurde 1903 fertiggestellt und am 12. Dezember 1903 in Dienst gestellt. Die Baukosten betrugen 15.665.000 Goldmark. Das Schiff war der vorher gebauten Prinz Heinrich sehr ähnlich, hatte allerdings drei Schornsteine, und die zwei 24-cm-Geschütze der Prinz Heinrich wurden durch vier 21-cm-Schnellladegeschütze in zwei Doppeltürmen ersetzt, deren Feuergeschwindigkeit erheblich höher war als die der alten 24-cm-Geschütze. Wie bei vielen Schiffen der damaligen Zeit waren die sechs unteren Kasemattgeschütze der Sekundärartillerie nur bei ruhiger See brauchbar. Die beiden Schiffe hatten gute Fahrqualität, die jedoch bei abnehmender Bunkerladung merklich nachließ.
Einsatzgeschichte
Das Schiff begleitete Kaiser Wilhelm II. auf dessen Spanien- und Mittelmeerreise auf dem Passagierdampfer König Albert von März bis Mai 1904 und wurde danach den Aufklärungskräften der Flotte zugeteilt. Von Juni bis August 1904 unternahm es Ausbildungsfahrten in englische, niederländische und norwegische Häfen, gefolgt von der Teilnahme an den Herbstmanövern der Flotte im August in Nord- und Ostsee. Damit waren die Probe- und Ausbildungsfahrten beendet.
Von März bis Mai 1905 diente die Friedrich Carl unter dem Kommando von Kapitän zur See Hugo von Cotzhausen wiederum als Eskorte für des Kaisers Mittelmeerreise auf der Hamburg. Dabei kollidierte das Schiff im April im Hafen von Gibraltar mit dem britischen Linienschiff HMS Prince George und beschädigte dessen Heck. Danach war es bis zum 2. April 1906 Flaggschiff des Befehlshabers der Aufklärungskräfte. Das Schiff nahm im Juli 1905 an der Sommerreise der Flotte nach Schweden und im Februar 1906 an Übungsfahrten in dänischen Gewässern teil. Von September 1906 bis März 1908 war der spätere Admiral Franz Hipper sein Kommandant.
Am 5. März 1908 wurde die Friedrich Carl vorübergehend außer Dienst gestellt, um am 1. März 1909 als Torpedoversuchs- und Schulschiff zum Torpedoversuchskommando in Kiel zu treten. Im Winter 1911/12 diente sie zeitweise als Eisbrecher in der Ostsee. Von 31. Juli bis 21. August 1914 war sie zu Reparaturen in der Werft. Gegen Ende September 1914 wurde sie der Ostseeflotte zugeteilt, wo sie als Teil der Aufklärungsgruppe Ostsee unter Konteradmiral Ehler Behring, der seine Flagge auf der Friedrich Carl setzte, an verschiedenen Operationen gegen die Baltische Flotte der russischen Marine teilnahm. Bei ihren Vorstößen in den Finnischen Meerbusen führte sie bis zu vier Wasserflugzeuge mit, die (soweit das Wetter es zuließ) täglich zur Aufklärung starteten.
Untergang
Am 16./17. November 1914 nahm die Friedrich Carl unter Fregattenkapitän Loesch an einem geplanten Angriff auf die durch Minenfelder gesicherte russische Marinebasis Libau teil, die von der russischen Marine größtenteils geräumt worden war, von der die deutsche Marineführung jedoch annahm, dass sie als Stützpunkt für britische U-Boote genutzt werden sollte. Dabei lief die Friedrich Carl am Morgen des 17. November etwa 30 Seemeilen südwestlich vor Memel auf zwei Minen und musste gegen 6:30 Uhr aufgegeben werden. Sie kenterte und sank um 7:15 Uhr. Sieben Mann ihrer Besatzung im Hecktorpedoraum kamen ums Leben. Der gesamte Rest der Besatzung wurde von dem Kleinen Kreuzer SMS Augsburg aufgenommen. Auch die vier an Bord befindlichen Flugzeuge gingen verloren. Der Angriff auf Libau wurde daraufhin abgebrochen.
Bildmaterial vom Schwesterschiff Prinz Adalbert auf den Seiten 59 und 60
12. Dezember 1914
Eine missglückte Minenoperation
12. Dezember – Mitte Dezember 1914 erhielten die beiden russischen Zerstörer ISPOLNITELNI und LETUCHI den Auftrag südwestlich von Libau eine Minenoperation durchzuführen. Es handelte sich bei den beiden Booten um 1906 gebaute Schiffe von 400t Verdrängung, die zur Lovki Klasse gehörten. Während eines Schneesturms sank die Ispolnitelni, nachdem eine ihrer eigenen Minen explodiert war. Ihr Schwesterboot versuchte daraufhin die Überlebenden zu retten, kenterte jedoch beim Versuch. Nur wenige Männer überlebten den Untergang der beiden Schiffe.
Kapitel 3 Seekrieg 1915
25. Januar 1915
SMS Augsburg und SMS Gazelle beschädigt
Die SMS Augsburg und die SMS Gazelle laufen in der Nähe der dänischen Insel Bornholm auf Minen und werden schwer beschädigt. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die russische Minenoffenve mit unverminderter Wucht anhält.
SMS Augsburg
Die SMS Augsburg war ein Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine, der im Ersten Weltkrieg gegen die russische Flotte eingesetzt wurde. Während ihrer Erprobungszeit nahm die Augsburg am 17. Januar 1911 bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten für das gesunkene Unterseeboot U 3 teil. Am 24. Februar 1911 wurde sie Versuchsschiff bei der Torpedoinspektion. 1912 und 1913 diente sie als Artillerieversuchsschiff. Zu diesem Zweck baute man die Augsburg bei der Kaiserlichen Werft in Danzig um. Ab Juni 1914 versah sie Vorposten- und Sicherungsdienste in der Ostsee. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges legte die Augsburg, zusammen mit dem Kleinen Kreuzer Magdeburg, Minen in der östlichen Ostsee, beschoss die Stadt Libau und unternahm Vorstöße in den Finnischen Meerbusen. Bei vier weiteren solcher Unternehmungen kam es am 2. September 1914 zu einem Gefecht mit dem russischen Zerstörer Nowik sowie am 6. September 1914 mit den beiden russischen Panzerkreuzern Bajan und Pallada. Als bei einem geplanten deutschen Angriff auf die durch Minenfelder gesicherte russische Marinebasis Libau der Große Kreuzer Friedrich Carl am Morgen des 17. November 1914 etwa 30 Seemeilen vor Memel auf zwei Minen lief und aufgegeben werden musste, nahm die Augsburg die überlebende Besatzung auf. Bei einem weiteren Vorstoß im Januar 1915 erhielt die Augsburg selbst einen Minentreffer und hatte acht Tote zu beklagen. Das Schiff erreichte mit eigener Kraft Stettin, wo man es notdürftig reparierte. Nach einer gründlichen Überholung bei Blohm & Voss in Hamburg, war die Augsburg im April 1915 wieder einsatzbereit.
Am 2. Juli 1915 nahm die Augsburg am sogenannten Gotland-Raid teil. Dann folgten in den nächsten Monaten mehrere Vorstöße und Minenunternehmungen mit dem Kleinen Kreuzer Straßburg sowie den Minenschiffen Rügen und Deutschland. Im Juli 1916 kam es bei einem solchen Unternehmen im Rigaischen Meerbusen zu einer Grundberührung. Die Augsburg musste deshalb nach Kiel in die Kaiserliche Werft zur Reparatur. Zugleich wurden die 10,5-cm-Geschütze gegen sechs 15-cm-Kanonen ausgetauscht und die Brücke umgebaut.
Im April 1917 war die Augsburg wieder klar und fuhr weiterhin Einsätze in der Ostsee. Im Oktober war sie bei der Besetzung der Baltischen Inseln (Unternehmen Albion) dabei. Nach dem Waffenstillstand mit Russland teilte man die Augsburg im Januar 1918 der Unterseebootsinspektion zu. Seit dem 20. Juli 1918 ersetzte sie den Kleinen Kreuzer Stettin als Führerschiff der Minen- und Räumverbände. Ihr Liegeplatz war nun Cuxhaven, wo sie am 17. Dezember 1918 außer Dienst gestellt wurde. Gemäß den Bedingungen des Versailler Vertrages musste die Augsburg aus der Flottenliste gestrichen und am 3. September 1920 als Reparationsschiff Y an Japan ausgeliefert werden. Da die Japaner keine Verwendung für das ihnen zugesprochene Schiff hatten, ließen sie es 1922 in Dordrecht abwracken.
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 130,5 m (Lüa) /130,0 m (KWL)
Breite 14,0 m
Tiefgang max. 5,45 m
Verdrängung Konstruktion: 4.362 t
Besatzung 317 bis 383
Maschinenleistung 31.033 PS (22.825 kW)
Höchstgeschwindigkeit 26,7 kn (49 km/h)
SMS Gazelle
SMS Gazelle war ein Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine und Typschiff der zehn Einheiten umfassenden Gazelle-Klasse.
Einsatzgeschichte
Nach dem Stapellauf am 31. März 1898 stellte die Gazelle ab dem 23. November 1898 für die üblichen Probefahrten in Dienst. Technische Schwierigkeiten mit den installierten Niclausse-Kesseln führten jedoch schon am 6. April 1899 zur Außerdienststellung und Überarbeitung, die bis 6. Oktober 1900 anhielt. Kurz darauf, am 14. November 1900, musste aufgrund derselben Probleme eine weitere Außerdienststellung bis 15. Juni 1901 vorgenommen werden. Erst mit diesem Datum konnte die endgültige Indienststellung erfolgen, da die Probleme mit den Kesseln zufriedenstellend behoben waren. Trotzdem wurden diese schon 1905 gegen neue und zuverlässige Marinekessel ausgetauscht.
Anfang Oktober 1901 wurde die Gazelle zum Ostasiengeschwader detachiert, aber der Befehl wurde kurz darauf widerrufen und der Kreuzer durch das Schwesterschiff SMS Thetis ersetzt. Im Januar 1902 wurde das Schiff doch noch zum Kreuzergeschwader abgeordnet, aber vorerst auf die westindische Station entsandt, um dort im Zusammenwirken mit SMS Vineta und SMS Falke während der Venezuela-Krise Patrouillenfahrten längs der venezolanischen Küste zu unternehmen. Im Herbst 1902 entließ man das Schiff auch formell aus dem Ostasiengeschwader und ordnete es der neu gebildeten Ostamerikanischen Kreuzerdivision bei. Ein Konflikt zwischen Deutschland, Großbritannien und Italien einerseits und Venezuela andererseits führte zur Blockade der venezolanischen Küste. Dabei wurde durch die Gazelle das im Hafen von Guanta liegende alte Kanonenboot Restaurador am 11. Dezember 1902 geentert. Das Kanonenboot wurde auf Reede geschleppt und durch Kapitänleutnant Titus Türk mit Besatzungsangehörigen der Gazelle als SMS Restaurador in deutschen Dienst gestellt. Bereits am 23. Februar 1903 erfolgte die Rückgabe an Venezuela, wobei sich das Schiff durch die unternommenen Instandsetzungsarbeiten in einem wesentlich besseren Zustand befand als bei der Wegnahme.
Das Jahr 1903 über war die Gazelle mit der Wahrung deutscher Interessen und dem Schutz deutscher Bürger im karibischen Raum (so in Santo Domingo und Port-au-Prince) beauftragt. Im Folgejahr unternahm der Kreuzer zahlreiche Besuche entlang der mittelamerikanischen Küste (Mexiko, Britisch-Honduras), wobei im Juni Newport News in den Vereinigten Staaten angelaufen wurde und der Kommandant zusammen mit dem Divisions-Chef Ludwig von Schröder vom amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt empfangen wurde. Anschließend erfolgte der Rückmarsch nach Kiel, welches am 18. Juli 1904 angelaufen wurde. Dort wurde das Schiff umgehend auf der Kaiserlichen Werft Danzig am 3. August 1904 zum Umbau außer Dienst gestellt. Dabei wurden die störanfälligen Niclausse-Kessel durch neue Schultz-Marine-Wasserrohrkessel ersetzt und die Brücke umgebaut. Danach gehörte die Gazelle bis zum Kriegsausbruch zur II. Bereitschaft.
Erster Weltkrieg
Zu Kriegsbeginn 1914 wurde die Gazelle reaktiviert und der Küstenschutz-Division der Ostsee zugeteilt. Dort erfolgt ab dem 18. August 1914 die Unterstellung zum „Detachierten Admiral“ der Ostsee für offensive Einsätze. Bei einer Unternehmung des IV. Geschwaders gegen den Finnischen Meerbusen vom 24. bis 29. August nahm der Kreuzer eine Vorpostenlinie zwischen der Insel Gotland und der kurländischen Küste ein. Bei einer weiteren Unternehmung vom 4. bis 9. September musste die Gazelle vorerst mit einem Maschinenschaden in Danzig verbleiben, um nach der Reparatur diesem Vorstoß bis zur Aaland-See doch noch mitzufahren. Danach erfolgte die Rückkehr zur Küstenschutz-Division, wobei sie zeitweise als Flaggschiff fungierte. Die Hauptaufgabe bestand im Schutz des Öresunds und des Langeland-Belts gegen eindringende britische U-Boote.
Dabei erhielt der Kreuzer am 25. Januar 1915 nordnordwestlich von Kap Arkona einen Minentreffer am Achterschiff. Dies führte zum Verlust beider Schrauben. Der Havarist wurde am Folgetag von den begleitenden Torpedobooten G 132 und G 134 nach Swinemünde eingeschleppt. Die Untersuchung der Schäden bei den Stettiner Oderwerken in Stettin-Bredow ergab zu hohe Reparaturkosten für das mittlerweile 17 Jahre alte Schiff, daher wurde die Gazelle am 22. Februar 1915 außer Dienst gestellt und die Besatzung auf andere Kriegsschiffe verteilt.
Der Kreuzer diente von 1916 bis Kriegsende als Minenlager-Hulk in Cuxhaven und wurde endgültig am 28. August 1920 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und in Wilhelmshaven abgewrackt.
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 105,0 m (Lüa) / 104,4 m (KWL)
Breite 12,2 m
Tiefgang max. 5,53 m
Verdrängung Konstruktion: 2.643 t
Besatzung 257 Mann
Maschinenleistung 6.366 PS (4.682 kW)
Höchstgeschwindigkeit 20,2 kn (37 km/h)
8. Mai 1915
Minentreffer Torpedoboot V 107
Zusammen mit ihren Schwesterbooten V105, V106 und V108 wurde das Torpedoboot V107 als kleiner Zerstörer Z1 – Z4 für die niederländische Marine entworfen und gebaut. Sie wurden bei Kriegsausbruch beschlagnahmt und als Große Torpedoboote V 105 – V 108 im Jahr 1915 in Dienst der kaiserlichen Marine gestellt. Die Boote waren 340 t groß, waren mit 2 x 8,8 cm Geschützen sowie mit zwei Torpedorohren bewaffnet.
Bei der Einnahme des früheren russischen Flottenstützpunkts Libau lief das Große Torpedoboot V 107 auf eine in der Hafeneinfahrt liegende Mine. Dabei wurde dem Schiff der komplette Bug abgerissen. Die V 107 sank innerhalb kurzer Zeit. Bei dem Untergang kam ein Besatzungsmitglied ums Leben. l
Nach Räumung der Minen wurde Libau ein wichtiger deutscher Flottenstützpunkt in der Ostsee.
4. Juni 1915
U 26 versenkt den Minenleger Jenissei
Die beiden Minenleger der zweiten Amur-Klasse waren Weiterentwicklungen der beiden ersten Hochsee-Minenleger Amur und Jenissei die 1898 bis 1901 für die Kaiserlich Russische Marine gebaut worden und im Russisch-japanischen Krieg 1904 verloren gegangen waren. Auch die 1905 bei der Baltischen Werft in Sankt Petersburg in Auftrag gegebenen, gleichnamigen Schiffe waren kreuzerähnliche Zweischornsteiner. Die revolutionäre Situation in Russland verzögerte ihre Fertigstellung erheblich.
Baugeschichte
Die Minenleger der zweiten Amur-Klasse sollten eine verbesserte Ausführung ihrer Vorgänger sein. Beide Schiffe, Jenissei und Amur, wurden wieder bei der Baltischen Werft in Sankt Petersburg in Auftrag gegeben. Die Kiellegung der Jenissei erfolgte 1905 noch während des Krieges gegen Japan, die der Amur 1906. Sie erhielten einen verstärkten Rumpf, eine stärkere Maschine und eine erheblich verstärkte Bewaffnung gegenüber den Schiffen der ersten Serie. Auch das Minenfassungsvermögen war etwas höher.
Die neuen Schiffe waren in der Wasserlinie 98,9 m lang, waren 14,05 m breit und hatten einen Tiefgang von 4,4 m. Die Bewaffnung war mit fünf 120-mm-L/45-Canet-Kanonen und zwei 75-mm-L/50-Kanonen des Modells Canet 1892 erheblich verstärkt worden. Ihre Besatzung betrug 312 Mann. Die langen Bauzeiten und das Festhalten an den alten Plänen führte wie bei anderen zeitgleich umgesetzten Projekten (z. B. den Panzerkreuzern der Bajan-Klasse) zu Schiffen, die bei Fertigstellung technisch bereits überholt waren. Vor allem die Geschwindigkeit der Schiffe war völlig unzureichend, zumal die Amur nicht einmal die unzureichende Konstruktionsgeschwindigkeit von rund 19 kn erreicht haben soll.
Einsatzgeschichte
Die beiden Schiffe wurden bei der gemeinsamen Indienststellung dem Minenlegergeschwader der Baltischen Flotte zugewiesen. Dem Legen defensiver wie offensiver Minensperren maß die Russische Marine eine erhebliche Bedeutung zu, zumal sie auf gute Erfahrungen aus dem Krieg gegen Japan zurückgreifen konnte, in dem die japanische Marine etliche Schiffe durch Minen verlor. Für die offensive Kriegsführung waren Kreuzer und Zerstörer vorgesehen und auch etliche alte Kreuzer wurden zu Minenlegern umgebaut, wie etwa die Panzerkreuzer Rossija und Gromoboi. Ab 1910 bestand die Absicht, den finnischen Meerbusen durch eine massive Minensperre gegen Angriffe völlig zu sperren; ab 1913 verfügte die russische Marine über den notwendigen Minenvorrat. Erster Kommandant der Jenissei von 1909 bis 1913 war Kazimierz Porębski (1872–1933), der später der erste Befehlshaber der polnischen Marine wurde.
Kriegseinsatz
Schon vor der offiziellen Kriegserklärung vorbereitet, verlegten die russischen Minenleger Ladoga, Narova, Amur und Jenissei am 31. Juli 1914 auf Befehl des Befehlshabers der Baltischen Flotte, Vizeadmiral Nikolai Ottowitsch von Essen, eine zentrale Sperre, die einen Zugang fremder Marinen in den finnischen Meerbusen unmöglich machen sollte. Unter dem Schutz der Flotte wurden 2129 Minen in 4,5 Stunden verlegt. Bis zum Ende 1914 wurde hier 3150 Minen verlegt. Trotz ihrer geringen Geschwindigkeit kamen die Minenleger der Amur-Klasse im Weltkrieg auch bei offensiven Minenunternehmungen zum Einsatz. So verlegte die Amur am 17. bis 22. November 1914 unter dem Schutz des Panzerkreuzers Rurik und der Kreuzer Bogatyr und Oleg 240 Minen an der Stolpe-Bank in den Schifffahrtsweg zwischen Kolberg und Danzig. Am 14. bis 16. Dezember 1914 verlegte die Jenissei unter dem Schutz der Bogatyr in 45 Minuten 240 Minen in den Schifffahrtsweg nach Danzig, denen mindestens ein (wahrscheinlich sogar vier) deutsche Handelsschiffe zum Opfer fielen. Gleichzeitig waren die Panzerkreuzer Rurik und Admiral Makarow in See, die einige Minen noch weiter westlich verlegten. Insgesamt wurden 1914 über 1600 Minen von der russischen Marine in der mittleren und südlichen Ostsee gelegt. Prominentester Minenverlust des ersten Kriegsjahrs der deutschen Marine war der Panzerkreuzer Friedrich Carl vor Memel am 17. November 1914. Die Minen waren vermutlich vom russischen Zerstörer Nowik gelegt worden.
Das Ende der Jenissei
Zu Beginn des Jahres 1915 nahm die Jenissei an der Verbesserung der Minensperren vor den Baltischen Inseln, insbesondere um Dagö teil. Am 22. Mai 1915 passierte sie mit zwölf Knoten Geschwindigkeit Odensholm, als sie mittschiffs von einem Torpedo des deutschen U-Boots U 26 getroffen wurde. Der Minenleger bekam sofort starke Schlagseite nach Steuerbord und sank innerhalb von zehn Minuten. Aus dem kalten Wasser konnten nur 20 Mann gerettet werden, 298 Mann starben mit der Jenissei. Das gut erhaltene Wrack wurde 1993 von estnischen Tauchern gefunden; die Untersuchungen dauern an.
Verbleib der Amur
Die Amur gehörte von 1915 bis 1917 zum „Minenleger-Detachement Ostsee“ in der Rigaer Bucht und war zur Bewachung und Verstärkung der dortigen Sperren eingesetzt. Zwischen dem 10. und 15. August 1915 verstärkte sie die Sperre an der Irbenstrasse gegen die deutschen Durchbruchversuche. Allein an der Irbenstrasse wurde von 1915 bis 1917 fast 10.000 Minen von der russischen Marine verlegt, um die Sperrung der Rigaer Bucht aufrecht zu halten. Das Schiff verlegte nach St. Petersburg und war an der Revolution 1917 beteiligt. Ab August 1918 war die Amur außer Dienst und als Blockschiff vorgesehen.
2. Juli 1915
Der Gotland Raid
Der Gotland-Raid war ein Vorstoß der russischen Baltischen Flotte im Ersten Weltkrieg in der Ostsee, der am 2. Juli 1915 zu einem Seegefecht zwischen deutschen und russischen Seestreitkräften in der Nähe der zum neutralen Schweden gehörenden Insel Gotland führte. Dabei waren auf russischer Seite auch britische U-Boote beteiligt.
Die Ausgangslage
Die Ausgangslage war ein deutsches Unternehmen zur Verminung der Zugänge zum Finnischen Meerbusen in der Nähe der Ålandinseln bei Bogskär. Zeitgleich hatte das Kommando der Baltischen Flotte eine Aktion gegen deutsche Vorpostenstreitkräfte sowie eine Beschießung Memels geplant. Die deutschen Streitkräfte unter dem Befehl von Kommodore Johannes von Karpf, bestehend aus dem Großen Kreuzer Roon, den Kleinen Kreuzern Augsburg und Lübeck, dem Minenkreuzer Albatross und sieben Torpedobooten (S 126, S 131, G 135, G 141, S 142, G 147 und S 149), liefen am 30. Juni 1915 aus Memel aus. Die Unternehmung war nicht die erste ihrer Art, denn in den zwei Monaten zuvor gab es mindestens sieben weitere. Nachdem die Minenlegeaktion am 1. Juli beendet war, teilte sich der deutsche Verband und lief mit unterschiedlichen Kursen ab. Nur der Kreuzer Augsburg verblieb bei der Albatross. Während des gesamten Unternehmens war auf deutscher Seite der Funkverkehr aufrechterhalten worden. Diesen konnte die russische Seite mithören, da ihr nach dem Stranden des Kleinen Kreuzers Magdeburg am 26. August 1914 vor Odensholm die Signalbücher der Kaiserlichen Marine in die Hände gefallen waren. So erhielt die russische Seite genauen Aufschluss über Anwesenheit, Stärke, Position und Kurs der deutschen Schiffe. Der russische Seebefehlshaber wurde von dem deutschen Unternehmen in Kenntnis gesetzt und änderte umgehend seine Pläne.
Das Gefecht
In den Morgenstunden des 2. Juli sichtete ein unter dem Befehl von Konteradmiral Michail Bachirew stehendes russisches Geschwader, bestehend aus den Panzerkreuzern Admiral Makarow und Bajan sowie den Geschützten Kreuzern Bogatyr und Oleg, auf seinem Weg zur ostpreußischen Küste die deutschen Schiffe. In dem folgenden Artillerieduell wurde der deutsche Minenkreuzer Albatross so schwer beschädigt, dass er brennend an der ostgotländischen Küste bei Ostergarn auf Strand gesetzt werden musste. Das Schiff wurde im neutralen Schweden samt Besatzung interniert, später geborgen und nach dem Kriege restituiert. Die Augsburg konnte entkommen, da die russischen Einheiten ihr Feuer auf die Albatross konzentrierten. Der Große Kreuzer Roon erschien erst nach diesem Gefechtsabschnitt auf dem Kampfplatz und griff die bereits abziehenden russischen Kreuzer an. Er erzielte einen Treffer auf dem Panzerkreuzer Bajan, der aber keinen großen Schaden anrichtete. Die Roon erhielt selbst keine direkten Treffer, lediglich die Funkantenne wurde durch Splitter heruntergerissen. Während das Gefecht andauerte, schickten beide Seiten weitere schwere Kräfte zur Unterstützung. Auf russischer Seite stieß der Panzerkreuzer Rurik hinzu und traf auf die deutschen Schiffe, die bereits nach Süden abliefen. Dabei kam es erst zu einem heftigen Gefecht mit der Lübeck, die die Rurik im Nebel mit der Novik, einem Großzerstörer, verwechselt hatte. Als dann die Roon der Lübeck zur Hilfe eilte, kam es auch zu einem kurzen Gefecht beider Panzerkreuzer. Die Rurik erlitt in diesem Gefecht leichte Schäden durch Treffer; die Lübeck hatte Glück und wurde nur durch Splitter leicht beschädigt. Deutscherseits liefen von Danzig die beiden Großen Kreuzer Prinz Adalbert und Prinz Heinrich mit zwei Torpedobooten aus. Vor Hela wurde die Prinz Adalbert von dem dort patrouillierenden britischen U-Boot E9 unter Max Kennedy Horton torpediert. Das Schiff konnte trotz der Beschädigungen im Unterwasserbereich gehalten und von seinem Kommandanten, Kapitän zur See Andreas Michelsen, nach Kiel eingebracht werden.
Konsequenz
Die Konsequenz dieses deutschen Debakels war die Erkenntnis, dass die in der Ostsee eingesetzten und zum größten Teil veralteten Schiffe dringend durch modernere Einheiten ergänzt und dass Vorstöße durch schwere Einheiten (etwa ältere Schlachtschiffe) gedeckt werden mussten.
Die beteiligten Schiffe / Kaiserliche Marine
SMS Roon
SMS Roon war ein Großer Kreuzer (Panzerkreuzer) der Kaiserlichen Marine. Das einzige Schwesterschiff war SMS Yorck. Benannt war das Schiff nach dem preußischen Generalfeldmarschall Albrecht von Roon (1803–1879).
Geschichte
Der Kreuzer lief am 27. Juni 1903 auf der Kaiserlichen Werft Kiel vom Stapel, wurde aber erst drei Jahre später, am 5. April 1906, in Dienst gestellt. Mit 127 m Länge, 20,2 m Breite und 7,3 m Tiefgang verdrängte das Schiff 9500 Tonnen. Die Bewaffnung bestand aus vier 21-cm-L/40-Schnellfeuerkanonen in zwei Doppeltürmen, zehn 15-cm-L/40-Schnellfeuerkanonen, 14 8,8-cm-L/35-Schnellfeuerkanonen sowie vier 45-cm-Torpedorohren. Drei Dampfmaschinen gaben dem Schiff 19.000 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 21,4 Knoten. Die Reichweite betrug 5000 Seemeilen. Die Besatzung zählte 633 Mann.
Die Roon wurde den Aufklärungsstreitkräften zugeteilt und nahm in den nächsten Jahren an verschiedenen Flottenmanövern und 1907 an Truppentransporten nach Tsingtao und einer USA-Reise teil. Durch den Bau der erheblich schnelleren und stärker bewaffneten neuen Schlachtkreuzer wurde das Schiff aber schon sehr bald obsolet und daher schon 1911 außer Dienst gestellt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Roon reaktiviert, um zunächst als Flaggschiff der III. Aufklärungsgruppe unter Konteradmiral von Rebeur-Paschwitz und dann als Aufklärungsschiff in der Ostsee zu dienen. Wegen des nur schwach ausgebildeten Unterwasserschutzes war der Kreuzer allerdings nur sehr bedingt einsatztauglich. Er nahm am 2. Juli 1915 am Gefecht bei Gotland teil, bei dem es zum Feuerwechsel mit den russischen Panzerkreuzern Rurik und Bajan kam. Dabei wurden zwei Treffer erzielt; die Roon wurde durch einen Nahtreffer an der Funkantenne beschädigt. Am 10. August desselben Jahres kam es zu einem Gefecht mit russischen Zerstören bei Zerel. Hinzu kamen einige Küstenbeschießungen an der kurländischen Küste.
Im Jahr 1916 wurde das Schiff wieder außer Dienst gestellt und als Wohnschiff in Kiel festgemacht. Überlegungen, den großen Rumpf des noch nicht übermäßig alten Schiffs zu nutzen, mündeten in einem Umbauplan zum Seeflugzeugträger. Vorgesehen waren vier Seeflugzeuge und eine Bewaffnung von 6 x 15 cm Sk und 6 x 8,8 cm Flak. Im Sommer 1918 begannen die Umbauarbeiten. Sie wurden jedoch nach relativ kurzer Zeit wieder eingestellt, da man im Konstruktionsamt des Reichsmarineamts nun einen echten Flugzeugträger bevorzugte und den seit 1914 unfertig bei Blohm & Voss in Hamburg liegenden italienischen Passagierdampfer Ausonia zum Flugzeugdampfer I mit höchster Priorität umbauen wollte.
1920 wurde das Schiff endgültig außer Dienst gestellt, am 25. November 1920 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und 1921 in Kiel abgewrackt.
SMS Roon im Hintergrund
SMS Augsburg
Beschreibung siehe Seite 29-31
SMS Lübeck
Der Kleine Kreuzer SMS Lübeck war ein Schiff der Kaiserlichen Marine. Sie war das vierte Schiff der Bremen-Klasse und das erste deutsche Kriegsschiff, welches einen Dampfturbinenantrieb hatte. Der als Ersatz des Kriegsschiffs Meteor gedachte Kreuzer wurde auf Wunsch des Kaisers von dem Bürgermeister Heinrich Klug in Begleitung des Senators Friedrich Heinrich Bertling auf den Namen der Freien und Hansestadt Lübeck getauft.
Einsatz im Frieden
Die Lübeck wurde 1903 bei der AG Vulcan Stettin mit der Baunummer 260 auf Kiel gelegt und lief am 26. März 1904 vom Stapel. Da es bei der Fertigung der Antriebsturbinen zu Verzögerungen kam, konnte das Schiff erst am 26. April 1905 in Dienst gestellt werden. Danach folgte eine lange Erprobungszeit, um Vergleiche zum Kolbenmaschinenantrieb anzustellen. Am 30. Oktober 1905 wurden die Probefahrten wegen der revolutionären Unruhen in Russland unterbrochen. Der Kreuzer ging mit sieben Torpedobooten in die östliche Ostsee. Die Torpedoboote hielten den durch einen Eisenbahnerstreik unterbrochenen Postverkehr mit Sankt Petersburg aufrecht, während die Lübeck vor dem Finnischen Meerbusen kreuzte, um auf Wunsch des Kaisers bei einer Zuspitzung der Lage die Zarenfamilie an Bord zu nehmen. Nach zwei Wochen hatte sich die Lage beruhigt und die deutschen Schiffe wurden abgezogen. Während der fortgesetzten Probefahrten wurde die Lübeck vom 31. März bis zum 25. April 1906 als Führerschiff der Schul- und Torpedobootsflottille eingesetzt. Anschließend gehörte sie bis zum 17. Mai 1906 dem Verband der Schul- und Versuchsschiffe an. Am 22. August 1906 waren alle Erprobungen beendet. Das Schiff wurde nun in den Verband der Aufklärungsschiffe eingereiht und nahm an den üblichen Reisen, Übungen und Manövern teil. Am 19. April 1909 lief die Lübeck ins Mittelmeer aus, da in Anatolien Unruhen ausgebrochen waren. Am 2. Juni 1909 trat sie wieder die Heimreise an und wurde am 17. Juni wieder in den Verband der Aufklärungsschiffe eingereiht Am 10. Oktober 1911 wurde das Schiff außer Dienst gestellt und erhielt den Reservestatus.
Kriegseinsatz
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde die Lübeck am 12. August 1914 wieder in Dienst gestellt. Sie wurde in der Ostsee beim Küstenschutz und bei Vorstößen in die östliche Ostsee eingesetzt. Außerdem nahm sie an Küstenbeschießungen teil. Vom 30. Juni bis zum 2. Juli 1915 nahm die Lübeck an einem Vorstoß nach Gotland teil, bei dem es zu einem Gefecht mit russischen Kreuzern kam und sie acht Treffer auf dem Panzerkreuzer Rurik erzielte, ohne selbst getroffen zu werden. Am 13. Januar 1916 erhielt die Lübeck auf dem Marsch von Libau nach Kiel nördlich Rixhöft einen Minentreffer. Dabei wurden Ruder und Schrauben beschädigt. Auch brach der Fockmast und stürzte auf die Kommandobrücke. Es gab zwei Tote und fünf Verletzte, darunter der schwerverletzte Kommandant, Fregattenkapitän Halm. Es drangen ca. 240 Tonnen Wasser ins Schiff. Die Lübeck wurde zuerst vom Torpedoboot V 189 abgeschleppt und schließlich vom Schlepper Weichsel nach Danzig-Neufahrwasser eingebracht. Am 28. Januar 1916 wurde das Schiff außer Dienst gestellt und dann nach Stettin verholt. In der Vulcanwerft wurde die Lübeck repariert und gleichzeitig umgebaut. Vier der 10,5-cm-Geschütze wurden durch zwei 15-cm-Kanonen ersetzt, der alte Rammsteven wich einem modernen Bug und die Brückenaufbauten wurden den neuesten Konstruktionen angeglichen. Äußerlich ähnelte Lübeck nun bewusst den neuen Minen-Kreuzern der Brummer-Klasse. Am 15./16. Dezember 1916 erfolgten die Probefahrten, jedoch verblieb das Schiff mangels Personal in der Reserve. Im März 1917 wurde die Lübeck wieder in Dienst gestellt und zum U-Boot-Schul- und Zielschiff umfunktioniert. Am 8. März 1918 wurde das Schiff erneut außer Dienst gestellt. Die Besatzung wechselte auf den Kleinen Kreuzer Stuttgart, welcher zum Flugzeugkreuzer umgebaut worden war. Nach Ende des Krieges wurde das Schiff am 5. November 1919 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und am 3. September 1920 an Großbritannien ausgeliefert. In den Jahren 1922–1923 wurde der Kleine Kreuzer Lübeck schließlich in Deutschland abgewrackt.
Der Lübecker Bürgermeister Johann Georg Eschenburg begibt sich anlässlich eines Besuches von Lübeck im Jahre 1905 an Bord des Kreuzers
SMS Albatross
SMS Albatross war ein Minenkreuzer der deutschen kaiserlichen Marine; sie gehörte zur Nautilus-Klasse.
Einsatzkonzept
Die Albatross und ihr Schwesterschiff Nautilus wurden aufgrund der Erfahrungen des Russisch-Japanischen Kriegs 1904/05 und einer Neubewertung des Minenkriegs entworfen. Seeminen, so die Erfahrungen, stellten kein reines Defensivmittel mehr dar, sondern konnten auch erfolgreich als Offensivwaffe eingesetzt werden. Beide Schiffe waren dazu konzipiert, im Verband der Hochseeflotte mitzufahren und im Fall eines taktischen Rückzuges hinter der eigenen Flotte Minensperren zu werfen, auf die verfolgende feindliche Schiffe auflaufen sollten bzw. Offensivsperren in den Anfahrtswegen feindlicher Häfen zu legen. Deshalb wurden sie nicht als Minenleger, sondern als Minenkreuzer klassifiziert. Angesichts ihrer nur schwachen Artilleriebewaffnung stellt dies aber eher einen Euphemismus dar. Sie hätten mit ihren kleinen Geschützen im Gefecht mit einem echten Kleinen Kreuzer nicht lange bestehen können und waren deshalb stets auf den Schutz „echter“ Kreuzer angewiesen.
Geschichte
Nach den verschiedenen Probefahrten im Jahr 1907 wurde das Schiff dem Manöver-Geschwader mit dem Hauptliegehafen Cuxhaven zugeteilt. 1911 wurde es von dem Hansa-Dampfer Wartburg gerammt und repariert. Gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs, im August 1914, warf die Albatross zusammen mit dem Kleinen Kreuzer Stuttgart eine Offensivsperre von 200 Minen in das Mündungsgebiet des Tyne. Es folgten weitere Einsätze in der südlichen Nordsee und später auch in der Ostsee.
Für den 1. Juli 1915 war geplant, eine offensive Minensperre von 180 Minen, nordöstlich und nordwestlich von Bogskär zu werfen. Bogskär ist eine Inselgruppe, die aus drei kleinen Klippen in der nördlichen Ostsee besteht, ca. 70 Kilometer südlich von Mariehamn. Es ist der südlichste Punkt Finnlands. Auf dem Rückweg traf ein unter dem Befehl von Konteradmiral Michail Bachirew stehendes russisches Geschwader, bestehend aus den Panzerkreuzern Admiral Makarow und Bajan sowie den Geschützten Kreuzern Bogatyr und Oleg, am 2. Juli 1915 während des sogenannten Gotland-Raid vor der schwedischen Insel Gotland auf die Albatross und den Kleinen Kreuzer Augsburg sowie drei Torpedoboote. Die Russen konzentrierten ihr Feuer auf die Albatross, die schwer getroffen von ihrem Kommandanten, Fregattenkapitän West, an der gotländischen Küste auf Grund gesetzt wurde. Die Mannschaft hatte 28 Tote zu beklagen, an die ein Gedenkstein an der Kirche von Östergarn erinnert. Die Überlebenden wurden von den Schweden bis zum Ende des Krieges interniert. Die Schweden schleppten das Schiff am 23. Juli 1915 nach Fårö und gaben es nach Ende des Krieges im Dezember 1918 an das Deutsche Reich zurück. Am 31. Dezember 1918 kehrte das Schiff nach Danzig zurück. Am 21. März 1921 wurde es aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und danach in Hamburg abgewrackt.
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SMS Prinz Adalbert
SMS Prinz Adalbert war ein Großer Kreuzer der deutschen Kaiserlichen Marine. Benannt war das Schiff nach Prinz Adalbert von Preußen (1811–1873), dem Begründer und ersten Oberbefehlshaber der kaiserlichen Marine. Die Prinz Adalbert war das Typschiff einer Klasse von zwei Einheiten. Das Schwesterschiff war die Friedrich Carl. Die Prinz Adalbert war als Ersatzbau für die König Wilhelm geplant, während die Friedrich Carl ein Vermehrungsbau war.
Bau und technische Aspekte
Im April 1900 erfolgte in Kiel mit der Baunummer 27 bei der Kaiserlichen Werft die Kiellegung. Dort lief es am 22. Juni 1901 vom Stapel. Die Schiffstaufe wurde von Prinzessin Irene, der Gattin des Prinzen Heinrich von Preußen, vorgenommen. Der Kreuzer wurde am 12. Januar 1904 in Dienst gestellt. Die Baukosten betrugen 16.371.000 Goldmark.
Die Prinz Adalbert und ihr Schwesterschiff waren der vorher gebauten Prinz Heinrich sehr ähnlich, hatten allerdings drei Schornsteine, und die zwei 24-cm-Geschütze der Prinz Heinrich wurden durch vier 21-cm-Schnellladegeschütze in zwei Doppeltürmen ersetzt, deren Feuergeschwindigkeit erheblich höher war als die der alten 24-cm-Geschütze. Wie bei vielen Schiffen der damaligen Zeit waren die sechs unteren Kasemattgeschütze der Sekundärartillerie nur bei ruhiger See brauchbar. Die beiden Schiffe hatten gute Fahrqualität, die jedoch bei abnehmender Bunkerladung merklich nachließ.
Laufbahn
Die Prinz Adalbert diente zunächst als Artillerieschul- und -versuchsschiff bei der Inspektion der Schiffsartillerie in Sonderburg. 1906 brachte der Kreuzer den Prinzen Heinrich von Preußen nach Drontheim zur Teilnahme an der Krönung Haakons VII. von Norwegen. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Prinz Adalbert der III. Aufklärungsgruppe der Hochseeflotte zugeteilt. Die ersten Kriegswochen diente der Kreuzer in der Ostsee. Am 26. August wurde er dem vor der Küste Estlands auf Grund gelaufenen Kleinen Kreuzer Magdeburg zu Hilfe geschickt, dann aber zurückbefohlen, als die Meldung von der Sprengung der Magdeburg eintraf. Am 7. September verlegte die Prinz Adalbert in die Nordsee, wo sie am 9. September die Minenkreuzer Nautilus und Albatross und das Hilfsminenschiff Kaiser beim Legen einer Minensperre zum Schutz der Zufahrt zum Kaiser-Wilhelm-Kanal sicherte. Kurzzeitig wurde sie danach zur Bewachung des Großen Belts detachiert, als man deutscherseits einen Durchbruchsversuch britischer Schiffe in die Ostsee befürchtete. Und vom 2. bis zum 4. November nahm sie am Vorstoß der Hochseeflotte in die Nordsee teil, als die Schlachtkreuzer Hafenstädte an der englischen Ostküste beschossen und Kleine Kreuzer Minensperren legten. Ende November 1914 wurde die Prinz Adalbert in die Ostsee verlegt, um dort ihr am 17. November in einem Minenfeld vor Libau gesunkenes Schwesterschiff Friedrich Carl zu ersetzen und im Rahmen der Aufklärungsgruppe Ostsee unter Konteradmiral Ehler Behring gegen die russische Ostseeflotte zu operieren. Am 24. Januar 1915, bei einem erneuten Vorstoß nach Libau, um die dortige Marinebasis zu beschießen, lief die Prinz Adalbert bei Steinort auf Grund, konnte aber wieder flottgemacht werden.
Erste Torpedierung
Als die Prinz Adalbert und die Prinz Heinrich am 2. Juli 1915 von Danzig aus den bei der Insel Gotland von russischen Einheiten im sog. Gotland-Raid überraschten deutschen Schiffen SMS Roon, SMS Augsburg und SMS Albatross zu Hilfe eilten, wurde die Prinz Adalbert unter Kapitän zur See Andreas Michelsen auf der Höhe des Leuchtturms Rixhöft nordwestlich der Halbinsel Hela von dem britischen U-Boot E9 unter Max Kennedy Horton, der im Oktober 1914 in die Ostsee eingedrungen war und seitdem von Reval aus operierte, torpediert und beschädigt, konnte aber mit eigener Kraft nach Kiel zurückkehren, wobei sie 240 der 295 Seemeilen rückwarts fuhr. Die bei diesem Angriff getöteten zehn Besatzungsmitglieder wurden auf dem Kieler Nordfriedhof bestattet; ihr Gemeinschaftsgrab befindet sich dort im Feld N, unter Nr. 89 A, zwischen den Gräbern der Männer des Torpedoboots S 126 und des Hilfsschiffs Binz.
Untergang
Am Morgen des 23. Oktobers 1915, um 8:34 Uhr, wurde die Prinz Adalbert nach dem Auslaufen aus dem inzwischen von deutschen Truppen besetzten Libau etwa 20 Seemeilen vor Libau von dem britischen U-Boot E8 mit einem Torpedo aus etwa 1200 m Distanz getroffen. Der Torpedo traf das Munitionsmagazin im Vorderschiff. Die Explosion riss das Schiff in zwei Teile, die sofort sanken. Nur drei Mann der 675-köpfigen Besatzung konnten gerettet werden. Das Wrack wurde erst im Juni 2007 von schwedischen Tauchern der Deep Sea Productions in 80 m Tiefe auf der Position ♁56° 33′ N, 20° 18′ O entdeckt.
SMS Prinz Heinrich
Die SMS Prinz Heinrich war ein Panzerkreuzer (Großer Kreuzer) der ehemaligen Kaiserlichen Marine, benannt nach Großadmiral Prinz Heinrich von Preußen. Sie war ein Einzelschiff. Im Vergleich zur vorhergehenden SMS Fürst Bismarck verdrängte die Prinz Heinrich ca. 1.800 t weniger. Die verringerte Tonnage und die aus lediglich zwei 24-cm-Geschützen bestehende schwere Artillerie dienten dem Ziel der Kostenreduzierung und ergaben eine kreuzerartigere Konstruktion. Die Geschwindigkeit von 20 kn trug hierzu ebenfalls bei.
Im Ersten Weltkrieg gehörte die Prinz Heinrich zur III. Aufklärungsgruppe und nahm als Teil der Rückdeckungsstreitkräfte am 16. Dezember 1914 am Beschuss von Hartlepool durch Seydlitz, Blücher und Moltke teil. Ab April 1915 war sie im Ostseeraum stationiert. Dort erlebte sie auch ihr einziges Gefecht, als sie am 10. August 1915 bei Zerel russische Zerstörer beschoss. Ende 1915 wurde sie aus dem aktiven Dienst entlassen und diente ab März 1916 nur noch als Wohnschiff, bis sie 1920 zur Verschrottung verkauft wurde.
Schiffsdaten
Kiellegung: Dezember 1898
Indienststellung: 11. März 1902
Bauwerft: Kaiserliche Werft Kiel
Besatzung: ca. 567 Mann
Baukosten: 16,6 Millionen Goldmark
Wasserverdrängung: Konstruktion: 8.887 t
maximal: 9.806 t
Länge: KWL: 124,9 m
Breite: 19,6 m
Tiefgang: 7,65–8,07 m
Maschinenleistung: 15.000 PSi
Höchstgeschwindigkeit: 19,9 kn
Die beteiligten Schiffe / Baltische Flotte
Admiral Makarow
Die Admiral Makarow war ein Panzerkreuzer der Bajan-Klasse der Kaiserlich Russischen Marine. Sie wurde nach dem am 13. April 1904 beim Untergang seines Flaggschiffes Petropawlowsk vor Port Arthur getöteten russischen Admiral Stepan Ossipowitsch Makarow benannt.
Vorgeschichte
Nachdem das Typschiff Bajan im Russisch-Japanischen Krieg in Port Arthur versenkt und von den Japanern gehoben worden war, baute man den Schiffsentwurf nur leicht modifiziert weiter. Die 1899–1902 gebaute Bajan war noch mit Harvey-Nickelstahl gepanzert worden, die ab 1905 gebauten Nachbauten erhielten den moderneren Krupp-cemented-Stahl, was bei fast identischer Panzerstärke eine erheblich erhöhte Widerstandsstärke ergab. Im April 1905 wurde der Auftrag für ein neues Schiff an die französische Bauwerft der Bajan vergeben, die gleichzeitig Bauzeichnungen für zwei Nachbauten auf russischen Werften zur Verfügung stellte.
Die Admiral Makarow unterschied sich anfangs von den russischen Nachbauten Pallada II und Bajan II durch einen Zentralmast. Dieser wurde vor dem Krieg entfernt und durch zwei Masten ersetzt. Während des Krieges erhielt sie für ihre Verteidigungsaufgaben in der Rigaer Bucht noch ein drittes 203-mm-Geschütz mit Schutzschild zwischen den Schornsteinen und dem hinteren Mast.
Einsätze
Am 28. Dezember 1908 befand sich die Admiral Makarow mit einem russischen Schulschiffsverband unter Konteradmiral Wladimir Iwanowitsch Litwinow in Augusta (Sizilien), als es im nahen Messina zu einem sehr schweren Erdbeben kam. Sie lief mit den Linienschiffen Slawa und Zessarewitsch sofort mit Höchstfahrt nach Messina. Dort bebte die Erde weiterhin, so dass die Schiffe keine Anker ausbringen konnten und die Russen setzten Teile ihrer Besatzungen an Land, um nach Verschütteten zu suchen. Bereits am Mittwoch, dem 30. Dezember, lief die Admiral Makarow mit 685 Verletzten in den Hafen von Neapel ein. Sie übernahm Medikamente und Versorgungsgüter und kehrte nach Messina zurück, um dieses schon am 1. Januar abends zu einer erneuten Evakuierungsfahrt zu verlassen. Nach und nach trafen Kriegsschiffe vieler Nationen im Katastrophengebiet ein, um die Rettungsarbeiten zu unterstützen.
Kriegseinsatz in der Ostsee
Die Admiral Makarow diente im Ersten Weltkrieg in der Baltischen Flotte. Die russischen Kreuzer liefen als Deckungsgruppen für Minenleger mehrfach weit in die Ostsee. Nach dem Verlust des Schwesterschiffes Pallada mussten sie von Zerstörergruppen zur U-Bootsicherung begleitet werden. Als Flaggschiff der 1. Kreuzerbrigade von Konteradmiral Michail Bachirew nahm die Admiral Makarow am 2. Juli 1915 am sogenannten Gotland-Raid mit dem Schwesterschiff Bajan und den Geschützten Kreuzern Bogatyr und Oleg teil, die auf dem Weg zur ostpreußischen Küste auf einen deutschen Minenlegerverband auf dem Rückmarsch traf. In dem folgenden Artillerieduell wurde der deutsche Minenkreuzer SMS Albatross so schwer beschädigt, dass er brennend an der ostgotländischen Küste bei Ostergarn auf Strand gesetzt werden musste. Der Kleine Kreuzer SMS Augsburg konnte entkommen, da sich die russischen Einheiten auf die Albatross konzentrierten. Der Große Kreuzer SMS Roon erschien erst spät auf dem Kampfplatz und griff die bereits abziehenden russischen Kreuzer an. Er erzielte einen Treffer auf der Bajan, der aber keinen großen Schaden anrichtete.
1916 gehörte die Admiral Makarow zu den Teilen der russischen Flotte, die die Rigaer Bucht verteidigten und war später an der Schlacht im Moon-Sund am 17. Oktober 1917 beteiligt, wo sie nach dem Angriff der Deutschen aus Tallinn kommend eingetroffen war, um noch die Abwehr an der Irben-Straße zu verstärken.
Vom 25. bis 27. Januar 1918 verlegte sie von Reval nach Helsingfors und nahm dann am Eismarsch der Baltischen Flotte im April 1918 nach Kronstadt teil. Am 7. September 1918 wurde sie außer Dienst gestellt. Im Juli 1921 diente sie dem Flottenstab in Petrograd nochmals als Hauptquartier.
Endschicksal
Am 15. August 1922 wurde die Admiral Makarov an die deutsch-sowjetische Gesellschaft „Derumetall“ verkauft, im Herbst nach Deutschland geschleppt und dort abgewrackt. Sie wurde am 21. November 1925 offiziell von der Flottenliste der sowjetischen Marine gestrichen.
Bayan
Die Bajan war der vierte der vier Panzerkreuzer der Bajan-Klasse der Kaiserlich Russischen Marine. Da das Typschiff Bajan im Dezember 1904, d. h. schon vor der Kiellegung ihrer Schwesterschiffe, in Port Arthur versenkt worden war, wurde das vierte Schiff der Serie ihr zu Ehren wiederum Bajan benannt.
Die Bajan diente in der Baltischen Flotte. Sie nahm, wie auch ihr Schwesterschiff Admiral Makarow, am 2. Juli 1915 am sog. Gotland-Raid teil und war später an der Schlacht im Moon-Sund am 17. Oktober 1917 und am Eismarsch der Baltischen Flotte im April 1918 beteiligt. Sie wurde 1922 in Stettin abgewrackt.
Bogatyr (1901)
Die in Deutschland gebaute Bogatyr war ein 1902 in Dienst gestelltes russisches Kriegsschiff. Sie war einer von drei nach dem Flottenbauprogramm 1898 im Ausland bestellten Geschützten Kreuzern. Die Bogatyr wurde schon vor ihrer Fertigstellung auf russischen Werften für die Baltische Flotte und die Schwarzmeerflotte nachgebaut.
Baugeschichte
Nach der auf eigenen Werften gebauten Pallada-Klasse bestellte die russische Marine im Flottenbauprogramm 1898 drei große Geschützte Kreuzer (klassifiziert als Kreuzer I. Klasse) im Ausland: die Warjag bei William Cramp and Sons in Philadelphia, Vereinigte Staaten, die Askold bei der Krupp Germaniawerft in Kiel und die Bogatyr bei der Stettiner Maschinenbau-AG Vulcan. Der Vulcan-Entwurf, der eine bessere Panzerung und Verteilung der 152-mm-Geschütze aufwies, wurde auf russischen Werften nachgebaut. Damit wurde die Bogatyr Typschiff einer Klasse von insgesamt vier Schiffen. Ein fünftes Schiff, das als zweites begonnen wurde, wurde durch einen Großbrand auf der Werft zerstört und nicht fertiggestellt.
Einsatz in Ostasien
Die Bogatyr verlegte im Herbst 1902/Frühjahr 1903 mit dem Überführungsverband des Konteradmirals E. A. Stackelberg nach Port Arthur, wo sie im Mai 1903 eintraf. Bei Ausbruch des Russisch-Japanischen Kriegs am 8./9. Februar 1904 gehörte die Bogatyr zum in Wladiwostok stationierten Kreuzergeschwader des Konteradmirals Karl Jessen, dem auch die Kreuzer Gromoboi, Rossija und Rurik angehörten. Das Geschwader sollte im Japanischen Meer Handelskrieg führen und japanische Transporte in die Mandschurei verhindern bzw. stören. In den ersten Kriegsmonaten griff Jessen mehrfach japanische Schiffe an, und im Juni versenkte er zwei Truppentransporter. Daraufhin stationierte die japanische Marineleitung acht Panzerkreuzer und Geschützte Kreuzer unter Vizeadmiral Kamimura Hikonojō in der Koreastraße, um weitere Angriffe zu verhindern. Die Bogatyr fiel für die Kriegführung des Kreuzergeschwaders in Wladiwostok am 15. Mai 1904 aus, als sie vor Wladiwostok auf einen Felsen lief. Sie wurde so schwer beschädigt, dass man sie zwar einbringen konnte, aber eine vollständige Reparatur gelang während des Krieges nicht. Die Bogatyr verbrachte daher den Russisch-Japanischen Krieg fast gänzlich nicht einsatzbereit im Hafen. Pressemeldungen, die Russen hätten das schwer beschädigte Schiff gesprengt, trafen nicht zu. Die Reparatur wurde vorangetrieben und nach dem Friedensschluss wurde der beschränkt einsatzbereite Kreuzer in die Ostsee verlegt.
Erdbebenhilfe
Am 28. Dezember 1908 befand sich die Bogatyr mit einem russischen Schulschiffsverband unter Konteradmiral Wladimir Iwanowitsch Litwinow in Augusta (Sizilien), als es im nahen Messina zu einem sehr schweren Erdbeben kam. Die Bogatyr blieb zur Sicherung der Kommunikation in Augusta, während die Linienschiffe Slawa und Zessarewitsch sowie der Panzerkreuzer Admiral Makarow sofort mit Höchstfahrt nach Messina liefen. Dort bebte die Erde weiterhin, so dass die Schiffe keine Anker ausbringen konnten, und die Russen setzten Teile ihrer Besatzungen an Land, um nach Verschütteten zu suchen. Bei den Nachbeben wurden auch russische Seeleute verschüttet und getötet. Auch die russischen Kanonenboote Giljak und Korejez kamen zur Unterstützung. Mit den Briten des Panzerkreuzers Sutlej wurde sehr eng zusammengearbeitet. Von etwa 3000 aus den Trümmern geborgenen Menschen retteten die Russen etwa 1800 Personen und brachte sie zum Teil nach Neapel. Im Jahr 1912 wurde die Bogatyr in Kronstadt modernisiert.
Einsatz in der Ostsee
Im Ersten Weltkrieg war die Bogatyr Teil der 1. Kreuzerbrigade. Ihr erster sehr erfolgreicher Einsatz ergab sich, nachdem am 26. August 1914 der deutsche Kleine Kreuzer Magdeburg bei der Insel Odensholm, vor der estnischen Nordküste, auf Grund gelaufen war. Die Bogatyr erschien mit der Pallada, und sie beschossen die Magdeburg und unterbanden die Versuche, sie abzuschleppen. Die deutsche Besatzung sprengte schließlich das eigene Schiff. Das Torpedoboot V 26 und der Kleine Kreuzer Amazone übernahmen die Überlebenden. Der Kommandant, Korvettenkapitän Habenicht, und sein Adjutant blieben auf dem Schiff und wurden von den Russen gefangengenommen. Bedeutender als der Verlust des Schiffes war, dass es den Russen gelang, das Signalbuch der deutschen Marine zu bergen.
Die russischen Kreuzer sicherten mehrfach Minenunternehmen, die nicht nur defensiv, sondern auch offensiv weit in die westliche Ostsee verlegt werden sollten. So sicherte die Bogatyr mit ihrem Schwesterschiff Oleg und dem Panzerkreuzer Rurik im November 1914 ein Unternehmen des Minenlegers Amur, der 240 Minen an der Stolpe-Bank verlegte und im Dezember 1914 eine ähnliche Aktion des Minenlegers Jenissei, dem Schwesterschiff der Amur. Im Januar 1915 wurden die Bogatyr und die Oleg auch direkt zum Minenlegen eingesetzt, als sie 196 Minen östlich von Bornholm verlegten. In dieses Minenfeld geriet kurz darauf der deutsche Kleine Kreuzer Augsburg, der durch Minentreffer drei Monate ausfiel.
Die Bogatyr und die Oleg nahmen im Verband der 1. Kreuzerbrigade, zusammen mit den beiden Panzerkreuzern Admiral Makarow (Flaggschiff von Konteradmiral Michail Bachirew) und Bajan, am sogenannten Gotland-Raid am 2. Juli 1915 teil. In einem Gefecht mit deutschen Kreuzern trieben sie den deutschen Minenkreuzer Albatross bei Östergard, Gotland, auf den Strand.
Im Juni 1916 versuchte die russische Flotte Angriffe auf die deutschen Luleå-Geleitzüge vor der schwedischen Küste. Neben der Bogatyr, ihrem Schwesterschiff Oleg und dem Panzerkreuzer Rurik kamen dazu vor allem eine Anzahl von Zerstörern zum Einsatz. Am 14. Juni trafen die drei neuen Zerstörer Nowik, Pobeditel und Grom in der Nähe der Insel Gotland südöstlich von Oxelösund auf ein deutsches Geleit. Der Geleitzugführer befahl den zehn Erzdampfern, sich in schwedische Hoheitsgewässer zu begeben, und ließ Nebelbojen werfen. In der einsetzenden Dunkelheit überschätzte der russische Befehlshaber die Stärke der deutschen Geleitsicherung (drei Vorpostenbooten mit jeweils einem 8,8-cm-Geschütz) und brach das Gefecht ab. Es waren auf beiden Seiten keine Treffer erzielt worden, und sämtliche verschossenen Torpedos verfehlten die Schiffe. Im Abdrehen stießen die Zerstörer auf einen vermeintlichen Nachzügler: die U-Boot-Falle Schiff H, das sich in seinem ersten Einsatz befand. Gegen die drei Kriegsschiffe hatte der umgebaute Dampfer mit einer nur schlecht ausgebildeten Besatzung keine Chance. Nach einstündigem Gefecht und einem Torpedofangschuss des Zerstörers Grom sank die U-Boot-Falle unter Verlust von 29 Mann. Die Nowik rettete sieben Schiffbrüchige, der Rest wurde von den deutschen Schiffen aufgenommen.
Nach der Landung der deutschen Ostsee-Division am 3. April 1918 bei Hangö und dem Abschluss des Hangö-Abkommens zwischen Konteradmiral Hugo Meurer und Vertretern des ZENTROBALT (Zentralkomitee der Baltischen Flotte) organisierte der dienstälteste Offizier der Baltischen Flotte, Kapitän 1. Ranges Alexei Schtschastny, die Überführung der russischen Einheiten nach Kronstadt. Ab dem 6. April konnten trotz widriger Wetterbedingungen (−12° Lufttemperatur) und schwieriger Eisverhältnisse im Finnischen Meerbusen etwa 170 Schiffe bei dem sogenannten Eismarsch der Baltischen Flotte zurückgeführt werden. Damit blieb Russland bzw. der Sowjetunion praktisch die gesamte Baltische Flotte erhalten. Die beiden Eisbrecher Jermak und Wolhynez bewältigten die 330 km bis Kronstadt in fünf Tagen. An größeren Einheiten wurden vier Schlachtschiffe, drei ältere Linienschiffe, fünf Panzerkreuzer, vier Kreuzer – neben der Bogatyr ihr Schwesterschiff Oleg, die Aurora und die Diana –, 57 Zerstörer, drei Kanonenboote, zwölf U-Boote und drei Minenleger nach Kronstadt verlegt. Es marschierten nacheinander vier Konvois; die Bogatyr war mit den Schlachtschiffen Teilnehmer des ersten.
Im November 1918 kam die Bogatyr mit der Oleg zum Einsatz für die Rote Flotte, als sie mit zwei Zerstörern den Einmarsch der Roten Armee nach Estland unterstützten.
Oleg (1903)
Die Oleg (russisch Олег) war der zweite Geschützte Kreuzer der Bogatyr-Klasse der zaristischen russischen Marine. Sie wurde kurz nach Fertigstellung im Herbst 1904 während des Russisch-Japanischen Krieges nach Ostasien entsandt und entkam beschädigt aus der Seeschlacht bei Tsushima nach Manila. Nach Kriegsende kehrte sie in die Ostsee zurück und nahm am Ersten Weltkrieg teil. Am 17. Juni 1919 wurde die inzwischen sowjetische Oleg vom britischen Schnellboot CMB-4 bei Kronstadt mit einem Torpedotreffer versenkt.
Baugeschichte
Nach den Plänen der bei der Stettiner Maschinenbau-AG Vulcan im Rahmen des Flottenbauprogramms von 1898 gebauten Bogatyr wurden schon vor deren Ablieferung vier Nachbauten auf russischen Werften in Auftrag gegeben. Zwei Schiffe wurden für die Schwarzmeerflotte 1900 in Auftrag gegeben (Kagul und Pamiat Merkuria), aber erst 1905 und 1907 fertiggestellt. Zwei weitere wurden für die Baltische Flotte bestellt. Die zuerst begonnene Witjas wurde am 1. Juni 1901 auf den Hellingen bei einem Großbrand der Galerny-Werft in St. Petersburg so zerstört, dass der Abbruch erfolgte. Die Kiellegung der Oleg erfolgte erst am 6. Juli 1902 bei der Admiralitäts-Werft in St. Petersburg und der Stapellauf dann am 14. August 1903. Nach Beginn des Krieges mit Japan wurde sie am 24. Juni 1904 für die Baltische Flotte in Dienst gestellt.
Einsatzgeschichte
Der Kreuzer wurde als Teil der Baltischen Flotte im Russisch-Japanischen Krieg in den Pazifik verlegt. Noch vor dem Verlassen der Ostsee erlitt die Oleg einen Maschinenschaden. Dies verzögerte ihren Ausmarsch, so dass sie erst mit einer zweiten Division am 16. November zusammen mit dem Kreuzer Isumrud, einigen Hilfskreuzer (u.a. Kuban ex Augusta Victoria, deren Schwesterschiff Terek ex Columbia, die aber eigenen Aufgaben und Routen hatten) und fünf Zerstören Libau verließ und mit einigen anderen Hilfsschiffen durch das Mittelmeer marschierte, um die Hauptflotte einzuholen.
Schlacht bei Tsushima
Die Oleg war eine der modernsten Einheiten der Flotte. Sie war das Flaggschiff des Admirals Oskar Enkwist, der die Kreuzerdivision der Flotte befehligte, der noch der Geschützte Kreuzer Aurora und die beiden alten Kreuzer Dmitri Donskoi und Wladimir Monomach angehörten. Während der Seeschlacht bei Tsushima am 27. Mai 1905 entschied sich Enkwist, nachdem sein Flaggschiff von japanischen Kreuzern der III. und IV. Kreuzerdivision beschädigt worden war, nach Süden abzulaufen. Zusammen mit Schemtschug und Aurora konnte die Oleg entkommen und erreichte am 3. Juni Manila, wo die Schiffe von den Amerikanern interniert wurden.
Wieder bei der Baltischen Flotte
Nach der Rückkehr in die Ostsee wurden die Bewaffnung
modifiziert und die Torpedoschutznetze entfernt. Am 27. Juni 1908 bildete sie mit ihrem Schwesterschiff Bogatyr, das den Russisch-Japanischen Krieg in Wladiwostok überlebt hatte, den Linienschiffen Slawa und Zessarewitsch und dem Panzerkreuzer Admiral Makarow den russischen Flottenverband, der den auf dem Linienschiff Vérité eintreffenden französischen Staatspräsidenten Armand Fallières bei seinem Staatsbesuch in Riga begrüßte. Am 6. Oktober 1908 lief die Oleg bei Steinort auf und konnte erst am 17. Oktober wieder geborgen werden. Auf einer Trainingsfahrt ins Mittelmeer mit Slawa, Zessarewitsch und der Bogatyr traf der russische Verband mit der britischen Atlantikflotte und der 1. Division der US-amerikanischen Atlantikflotte (vier Linienschiffe) sowie Einheiten weiterer Nationen am 31. Januar 1909 in Gibraltar zusammen.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg war die Oleg ein Teil der 1. Kreuzerbrigade. Am 2. September 1914 kam sie erstmals in ein Gefecht. Zusammen mit dem Schwesterschiff Bogatyr versuchte sie, den deutschen Kleinen Kreuzer Augsburg zu stellen, der sich den russischen Kreuzern jedoch entzog. Die russischen Kreuzer sicherten mehrfach offensive Minenunternehmen, so im November die Oleg mit der Bogatyr und dem Panzerkreuzer Rurik ein Unternehmen des Minenlegers Amur, der 240 Minen an der Stolpe-Bank zwischen Kolberg und Danzig verlegte. Im Januar 1915 wurden die Oleg und die Bogatyr auch selbst zum Minenlegen eingesetzt, als sie 196 Minen östlich Bornholm verlegten. In dieses Minenfeld geriet kurz darauf der deutsche Kreuzer Augsburg und fiel nach Minentreffer drei Monate aus.
Die Oleg und die Bogatyr nahmen als Teil der 1. Kreuzerbrigade, zusammen mit den beiden Panzerkreuzern Admiral Makarow (Flaggschiff von Konteradmiral Michail Bachirew) und Bajan, am sogenannten Gotland-Raid am 2. Juli 1915 teil. Im Juni 1916 versuchte die russische Flotte Angriffe auf die deutschen Luleå-Geleitzüge vor der schwedischen Küste. Neben der Oleg, der Bogatyr und der Rurik kamen dazu vor allem eine Anzahl von Zerstörern zum Einsatz. Die drei neuen Zerstörer Nowik, Pobeditel und Grom fanden am 14. Juni in der Nähe der Insel Gotland südöstlich von Oxelösund ein deutsches Geleit, aber der russische Befehlshaber überschätzte die Stärke der deutschen Geleitsicherung und brach das Gefecht ab. Lediglich die auf ihrem ersten Einsatz befindliche deutsche U-Boot-Falle Schiff H wurde nach einstündigem Gefecht und einem Torpedofangschuss des Zerstörers Grom versenkt. Die Oleg lief auf dem Rückmarsch am 16. Juni 1916 auf eine versenkte Bark vor Reval auf.
Oktoberrevolution
Im August 1917 wurde die Oleg von der Mannschaft übernommen, die sich den Bolschewiki anschloss, und war aktiv an der Oktoberrevolution am 6./7. November 1917 beteiligt. Die Oleg blieb nach der Revolution in der Ostsee aktiv. Die Oleg gehörte zu den Schiffen, die am Eismarsch der Baltischen Flotte teilnahmen. Damit blieb Russland praktisch die gesamte Baltische Flotte erhalten. Im November 1918 unterstützten die Oleg und die Bogatyr mit zwei Zerstörern den Einmarsch der Roten Armee nach Estland.
Verbleib
Das Schiff wurde am 17. Juni 1919 nachts von dem britischen Schnellboot CMB-4 bei einem britischen Angriff auf Kronstadt mit einem Torpedotreffer versenkt. Teile der Bewaffnung wurden noch 1919 geborgen, weitere Teile der Oleg wurden 1933 abgebrochen. 1938 wurden die Reste der Oleg gehoben und abgewrackt.
Rurik
Die Rurik war ein Panzerkreuzer, der 1906 bei Vickers in Barrow-in-Furness für die Kaiserlich Russische Marine gebaut wurde. Das Schiff war nach dem sagenhaften Waräger-Fürsten und ersten Zaren Russlands Rjurik benannt. Der Name stand aber auch in der Tradition des 1895 in Dienst gestellten Panzerkreuzers Rurik, der im Russisch-Japanischen Krieg 1904 im Seegefecht bei Ulsan versenkt wurde.
Technische Aspekte
Der Entwurf stammte vom Chefkonstrukteur von Vickers, Eustace Tennyson-D'Eyncourt, der das Schiff nach russischen Vorstellungen konstruierte. Ausschlaggebend für den Bau waren die starken Verluste im Russisch-Japanischen Krieg, die Russland von Platz 3 der damaligen Seemächte auf den 6. Platz abrutschen ließen. Um dies zu kompensieren, wurde ein umfangreiches maritimes Rüstungsprogramm beschlossen, wozu auch der Bau von Schiffen auf ausländischen Werften gehörte.
Die Rurik war, was Anzahl und Kaliber der Hauptartillerie betraf, der am schwersten bewaffnete Panzerkreuzer, der jemals gebaut wurde. Die Panzerung entsprach dagegen den damals üblichen Werten; d.h. der Zitadellpanzer war 152 mm und die Decks waren bis zu 76 mm dick. Der Kreuzer war langsamer als die meisten seiner Zeitgenossen und nur wenig schneller als die meisten Einheits-Linienschiffe der Vor-Dreadnought-Ära mit ihrer Standardgeschwindigkeit von 18 Knoten. Mit dem Erscheinen der neuen Großkampfschiffgeneration war die Rurik in dieser Hinsicht entwertet. Da jedoch in ihrem zukünftigen Einsatzgebiet, der Ostsee, deutscherseits auch nur veraltete Schiffe eingesetzt wurden, war sie dort ein sehr starker Gegner. Die alten deutschen Panzerkreuzer der Prinz Adalbert- und Roon-Klasse, sowie die Linienschiffe der (alten) Kaiser- bzw. der Wittelsbach-Klasse liefen im Schnitt maximal 21 bzw. 18 Knoten und waren nur mit 4 × 21 cm oder 4 × 24 cm Geschützen bewaffnet.
Technische Daten
Wasserverdrängung 16.933 ts
Länge 161.3 m
Breite 22.9 m
Tiefgang 8.7 m
Bewaffnung 4 x 254 mm L/50-Geschütze
8 x 203 mm L/50-Geschütze
20 x 120 mm L/50-Geschütze
4 x 47-mm-Geschütze
8 x Maschinengewehre
2 x Torpedorohre 457 mm
Maschinenleistung ca. 20.580 PSi
Geschwindigkeit 21,43 Knoten
Fahrbereich 4.000 sm bei 10 kn
Besatzung 943 Mann
Einsätze im Ersten Weltkrieg
Die Rurik war das Flaggschiff der Baltischen Flotte und war an einer Anzahl von Kampfhandlungen einschließlich Minenlegeoperationen beteiligt. Schon am 27. August 1914 führte der Oberbefehlshaber der Baltischen Flotte, Admiral Nikolai Ottowitsch von Essen, die Panzerkreuzer Rurik und Pallada in die Ostsee, um dort Handelskrieg zu führen; obwohl das Unternehmen erfolglos blieb, war dieser Vorstoß für die Moral der russischen Marine wichtig, da er den Besatzungen signalisierte, dass sie nicht nur untätig in ihren Häfen bleiben mussten. Am 13. Februar 1915 lief die Rurik auf Grund, konnte aber wieder befreit und repariert werden. Am 2. Juli 1915 stieß sie beim Gotland-Raid nachträglich zu den russischen Streitkräften, die die deutschen Schiffe auf deren Rückzug bekämpften. Zu ersten Meutereien an Bord des Schiffes kam es am 1. und 2. November 1915 im Hafen von Helsingfors, die aber von loyalen Kräften erstickt werden konnten. Am 19. November 1916 lief sie in der Nähe der Insel Hochland auf eine der 16 dort vom deutschen U-Boot SM UC 27 am 28. Oktober gelegte Minen und wurde am Vorsteven schwer beschädigt, jedoch wurden die Schäden innerhalb von zwei Monaten repariert. Im April 1918 nahm sie am Eismarsch der Baltischen Flotte von Helsingfors nach Kronstadt teil.
Nach Kriegsende wurde die Rurik zunächst als Hulk genutzt und im November 1923 zum Verschrotten verkauft.
8. August – 19. August 1915
Der Vorstoß in die Rigaer Bucht
Ausgangslage & Planungen
Der Vorstoß in die Rigaer Bucht war eine Operation der deutschen Kaiserlichen Marine während des Ersten Weltkriegs im Ostseeraum, mit dem Ziel den Rigaer Meerbusen zu beherrschen und die Stadt Riga von Land her zu besetzen.
Ausgangslage
Das Zarenreich sah sich nach einem Jahr Krieg gegen die Mittelmächte in einer sehr unvorteilhaften Situation. Sämtliche Offensivbestrebungen der Nordwestfront gegen Ostpreußen waren gescheitert. Die anfänglichen Erfolge der Südwestfront gegen Österreich-Ungarn hatten sich durch die Schlacht von Gorlice-Tarnów seit dem Frühjahr 1915 ins Gegenteil verkehrt. Im noch gehaltenen Teil Polens standen drei russische Armeen in einer besonders exponierten Position. Das von ihnen besetzte Gebiet glich einem Frontvorsprung, der von Norden her aus Ostpreußen und von Süden her aus Galizien angreifbar war. Zur strategischen Schwäche kamen noch die internen Nachschub- und Führungsprobleme der russischen Armee. Die deutsche Offensive in Kurland schuf zusätzliche Probleme. Dort schaffte es die Armeegruppe Lauenstein auf Befehl Ludendorffs, wiederum eine territoriale Bedrohung gegen die Armee des Zaren herzustellen. Zwar konnte ihre Offensive eingedämmt werden, doch von ihrer neuen Linie konnten die deutschen Truppe beiderseits die Festung Kowno im Süden und Riga im Norden bedrohen. Diese Bedrohung zweier militärisch und politisch wichtiger Schlüsselpositionen schränkte die Optionen der russischen Armeeführung weiter ein. Die hohen Verluste an Mannschaften und Kriegsmaterial durch die Sommeroffensive der Mittelmächte hatten zudem auf die höhere russische Militärführung eine demoralisiernde Wirkung. Diejenigen, die noch eine Verteidigung um jeden Preis gefordert hatten, verstummten und die Anhänger einer Rückzugsidee konnten durch den Druck ihre Idee gegen die politische Führung durchsetzen. Als Großen Rückzug bezeichnete man schließlich die Aufgabe Russisch-Polens und den Rückzug der Kaiserlich Russischen Armeen in das Baltikum und das Gebiet des heutigen Weißrussland und der Ukraine an der Ostfront im Ersten Weltkrieg. Er begann im Juni 1915 und nahm am 30. September desselben Jahres sein Ende. Ziel war nach den erfolgreichen Offensiven der Mittelmächte eine Begradigung und Stabilisierung der Fronten. Nach dem Großen Rückzug des russischen Heeres an der Ostfront konnte das deutsche Heer bis zur Jahresmitte 1915 die kurländische Küste mit den beiden bedeutenden Hafenstädten Libau und Windau besetzen - bis auf Riga, das Zentrum des Baltikums. Libau und Windau verfügten beide über ausgebaute und große Tiefwasserhäfen, die es gestatteten, auch große Kriegsschiffe zu versorgen. Die russischen Streitkräfte verharrten währenddessen in der Defensive. Lediglich die leichten Seestreitkräfte der Ostseeflotte der russischen Marine führten einen Minen- und Kleinkrieg gegen die deutsche Erzversorgung aus Schweden.
Planungen
Die ursprünglichen Überlegungen der Obersten Heeresleitung auf deutscher Seite sahen ein kombiniertes See-Land-Unternehmen zur Besetzung Rigas durch die 10. Armee und der Sperrung der Rigaer Bucht durch Heeresteile und Marineeinheiten, ähnlich der späteren Operation Albion von 1917, vor. Nachdem jedoch die Besetzung Rigas durch das Heer auf Grund fehlender Kräfte abgesagt werden musste, übernahm die Marine die alleinige Planung zur Sperrung der Zugänge der Rigaer Bucht, Durchbruch durch die Irben-Straße und Bekämpfung im Finnischen Meerbusen stehender russische Flotteneinheiten der russischen Ostseeflotte. Der Einbruch in die Rigaer Bucht wurde für den 8. August 1915 durch die Ostseestreitkräfte angesetzt, wobei Teile der Hochseeflotte die Sicherung übernehmen sollten. Ziel war die Sperrung des Moon-Sunds mittels Minen durch den Hilfsminenleger Deutschland und die Blockierung des Hafens Pernau, der als britische U-Boot-Basis diente, durch Blockschiffe.
Der 1. Vorstoß vom 6. bis 9. August 1915
Die Planungen der Marine sahen vor, dass zwei Fahrwege durch die umfangreichen Minensperren in der Irbenstraße und westlich von Ösel innerhalb von 3 Stunden geräumt werden sollten, um den schweren Unterstützungs-einheiten genug Raum zum Manövrieren zu geben.
Am 8. August um 03.50 Uhr begann die II. Minensuchdivision – unter Bedeckung des Linienschiffs Braunschweig sowie des Kleinen Kreuzers Bremen – mit ihren 14, aus veralteten kleinen, zu Minensuchbooten umgebauten, Torpedobooten von Pissen aus in Richtung Irben-Straße einen Weg zu räumen. Um 04.45 Uhr folgte ihr die Hilfsminensuchdivision Neufahrwasser von Lyser Ort in Richtung Zerel die unter Bedeckung des kleinen Kreuzers Thetis mit ihren neun aus ehemaligen Fischdampfern bestehenden Hilfsminensuchbooten. Am Kreuzungspunkt lief dabei das kleine ehemalige Torpedoboot T 52 um 05.10 Uhr auf der Position ♁57° 42′ N, 21° 51′ O auf eine Mine und sank um 05.25 Uhr ohne Menschenverluste. Die zur Bergung der Schiffbrüchigen heraneilende Thetis erhielt um 05.38 Uhr ebenfalls einen Minentreffer und musste daraufhin nach Libau entlassen werden. Währenddessen begannen die beiden russischen Kanonenboote Grosjaschtschi und Chrabry die Minensuchboote auf große Entfernung zu beschießen, deren Feuer wiederum von Bremen, Braunschweig und Elsass erwidert wurde, wobei letztere zwei schwere Treffer auf der Grosjaschtschi landen konnte. Das U-Boot-Sicherung fahrende Große Torpedoboot S 144 lief unterdessen um 07.07 Uhr auf eine Mine, konnte aber von S 140 und S 147 unterfangen und ebenfalls nach Libau eingebracht werden. Das Minenräumen wurde während der ganzen Zeit stetig fortgesetzt. Gegen 10.30 Uhr unternahm die russische Seite erstmals energische Schritte gegen die deutschen Schiffe und schickte das Linienschiff Slawa in die Irbenstraße, um das Minensuchen zu unterbinden. Diese eröffnete auf 16.000 Meter das Feuer auf Braunschweig und Elsass, die sofort zurückschossen. Die Slawa drehte umgehend ab und zog sich in die Rigaer Bucht zurück. Um 11.15 Uhr war das Minenräumen beendet und eine Sperrlücke in die Minensperren geräumt. Jedoch sank um 13.32 Uhr das Minensuchboot T 58 auf einer weiteren, bis dahin unerkannt gebliebenen Sperre auf der Position ♁57° 42′ N, 21° 55′ O ohne Menschenverluste.
Der Durchbruch, für den laut Planungen 3 Stunden angesetzt waren, hatte tatsächlich über 9 Stunden gedauert. Dies führte dazu, dass der Hilfsminenleger Deutschland bei Tageslicht nicht mehr seine Minensperre im Moonsund werfen konnte. Bei Nacht ohne Orientierungspunkte in unbekannten Gewässern wurde das Unternehmen als zu gefährlich angesehen. Diese Sperre war aber ein zentraler Punkt der deutschen Planung, da sie russische Verstärkungen aus den in der nördlichen Ostsee liegenden Flottenbasen Hangö, Reval und Kronstadt verhindern sollte. Hinzu kamen die wegen der langen Fahrzeit erschöpften Kohlenvorräte einiger Schiffe, die ergänzt werden mussten. In Rechnung gestellt wurde ebenso die permanente U-Boot-Gefahr: So griffen das britische U-Boot E1 erfolglos die Stralsund und das russische U-Boot Gepard die Lübeck an. Alle Einheiten mit Ausnahme einiger zur Bewachung der geräumten Wege zurückgelassener Boote liefen die Häfen Windau und Libau an, um Kohlen zu ergänzen – was den ganzen darauffolgenden Tag anhalten sollte. Währenddessen gelang es dem russischen Zerstörer Nowik, Teile der Irbenstraße erneut zu verminen.
Am folgenden Tag, dem 10. August, beschoss der Kreuzer Kolberg in einem Ablenkungsmanöver zusammen mit dem Torpedoboot V 28 den Leuchtturm auf der Insel Utö im Finnischen Meerbusen, wobei es zu einem kurzen Zusammentreffen mit russischen Zerstören kam. Um 06.00 Uhr wurde der Schlachtkreuzer Von der Tann zusammen mit S 131 und G 197 zur Unterstützung der Kolberg-Gruppe detachiert, der dabei umgehend ins Gefecht mit dem russischen Kreuzer Gromoboi kam. Letzter drehte vor dem überlegenen Schlachtkreuzer ab, der daraufhin einen Zielwechsel auf eine Landbatterie auf Utö vornahm und prompt einen mittleren Treffer in den vorderen Schornstein erhielt. Zeitgleich beschossen die Großen Kreuzer Roon und Prinz Heinrich unter Bedeckung der kleinen Kreuzer Bremen und Lübeck sowie der X. Torpedobootsflottille Zerel und wurden von russischen Zerstörern attackiert, wobei die Sibirski Strelok zwei Treffer erhielt. Am 11. August ruhten die Kampfhandlungen erneut, während es Nowik, Finn, Dobrovolec, General Kondratenko, dem Minenschiff Amur und fünf weiteren Booten gelang, insgesamt über 350 Minen in der Irbenstraße zu legen. Die Amurez erhielt hierbei einen Minentreffer und wurde von der Ussurijez nach Kuiwast eingeschleppt. Deutscherseits wurden die U-Boote U 9 und U 26 in das Gebiet zwischen Odensholm und Dagö zur Unterstützung und Überwachung geschickt. Das Minenlege-U-Boot UC 4 sollte die Zufahrt nach Utö verminen, wurde dabei vom britischen U-Boot E9 erfolglos mit drei Torpedos angegriffen und erfüllte die Aufgabe schließlich am 14. August. Das U-Boot U 26 ist seit dem 11. August in der Ostsee verschollen und vermutlich nach einem Minentreffer mit der gesamten Besatzung gesunken.
Die Zeit der Ruhe der schweren Einheiten bis zum 15. August nutzte man deutscherseits für die Planung eines zweiten Vorstoßes ab dem 16. August, um die gesteckten Ziele dennoch erreichen zu können.
Der 2. Vorstoß vom 16. bis 20. August 1915
Nach den Erfahrungen des ersten Eindringversuches beurteilten die maßgeblichen deutschen Stellen die Lage weitaus pessimistischer: Mit einem schnellen Durchbruch durch die ausgedehnten russischen Minensperren wurde nicht gerechnet und das Ziel war nicht mehr die Vernichtung der russischen Seestreitkräfte in der Rigaer Bucht, sondern nur noch deren Fernhalten bzw. das Einschränken deren Bewegungsfreiheit.
Zum Eindringen waren die beiden Schlachtschiffe Nassau und Posen mit den Kleinen Kreuzern Graudenz, Pillau, Augsburg und Bremen vorgesehen. Hinzu kamen die beiden neuen und großen Torpedoboote V 99 und V 100, 31 Boote der VIII., IX. und X. Torpedobootsflottille sowie verstärkte Minensuchflottillen. Diese Streitmacht wurde von den Linienschiffen Braunschweig und Elsass, den Schlachtkreuzern Seydlitz, Moltke und Von der Tann, dem Großen Kreuzer Roon und den Kleinen Kreuzern Regensburg, Stralsund, Lübeck und Kolberg sowie 32 Booten der I., IV. und V. Torpedobootsflottille gedeckt. Die fünf Linienschiffe der Wittelsbach-Klasse wurden in Libau in verstärkter Bereitschaft zurückgelassen. Die Prinz Heinrich war zu einem Werftaufenthalt nach Kiel beordert worden. Die Forcierung der Irbenstraße sollte diesmal nur durch die Südeinfahrt bei Lyser Ort erfolgen, um die vorhanden Minensuchstreitkräfte von Anfang an schwerpunktmäßig einsetzen zu können.
Am Morgen des 16. August wurden Graudenz, Augsburg, V99 und V100 sowie eine Torpedobootshalbflottille vor die Mitteleinfahrt der Irbenstraße zu einem Ablenkungsmanöver beordert. Um 04.00 Uhr begann der Einbruchsversuch durch die II. Minensuchdivision unter Deckung von Pillau und Bremen. Ab 11.30 Uhr wurden die ersten Minen geräumt, und zwar in einem Gebiet, welches am 8. August schon einmal geräumt worden war. Dabei lief um 13.30 Uhr das alte kleine ehemalige Torpedoboot T 46 auf der Position ♁57° 41′ N, 21° 50′ O auf eine Mine und sank unter Verlust von 17 Mann. Am frühen Nachmittag kamen auf große Entfernung das russische Kanonenboot Chrabry sowie das Linienschiff Slawa in Sicht, wobei letztere die Minensuchboote beschoss. Die sichernden Schlachtschiffe Nassau und Posen feuerten sofort zurück, was die Slawa zum Abbruch des Gefechts nötigte. Gegen 17.00 Uhr wurde das Minensuchen aufgrund der einsetzenden Dämmerung abgebrochen und vertagt. Im deutschen Stab kam man zu dem Entschluss, dass es aussichtsvoll sei, die schnellen und stark bewaffneten Torpedoboote V 99 und V 100 zu einem Torpedo-Nachtangriff auf die Slawa anzusetzen.
Die Boote liefen um 18.30 Uhr dicht unter der kurländischen Küste an den russischen Minensperren vorbei in die Irbenstraße ein und standen um 19.55 Uhr mit den älteren russischen Zerstören General Kondratenko und Ochotnik in einem kurzen Gefecht, welches letztere abbrachen und sich zurückzogen. Beide Boote suchten nun nach der Slawa, die geschützt in der Arensburger Bucht in Ösel lag - was aber nicht bekannt war -, und stießen dabei bis zur Linie Insel Runö - Halbinsel Fettel auf Ösel vor. Der Rückmarsch erfolgte über die Arensburger Bucht, ohne dort aufgrund der Dunkelheit irgendwelche Ziele ausmachen zu können.
Am 17. August um 01.10 Uhr stießen beide Boote südöstlich Zerel auf die älteren russischen Boote Vojskovoi und Ukrajna, die mit Torpedos angegriffen wurden. Die Torpedos waren beides Flachschüsse, die die russischen Boote unterliefen und diese nötigten, dass Gefecht abzubrechen. Gegen 04.15 Uhr entdeckte V 99 einen russischen Zerstörer und griff diesen umgehend an, wobei sich dieser als die kampfstarke Nowik entpuppte und Unterstützung durch drei ältere Boote der Emir Bucharskij-Klasse erhielt. V 99 erhielt dabei mehrere Treffer und Brände brachen im Vorschiff und mittschiffs aus. Nun versuchte das Boot durch die bekannten russischen Minenfelder zu entfliehen und erhielt dabei zwei Minentreffer. Um 05.00 Uhr griff V 100 ein und nebelte das getroffene Boote ein, während S 31, S 34 und V 108 dem getroffenen Boot zu Hilfe eilten und die Posen die russischen Boote vertrieb. Alle Rettungsmaßnahmen waren jedoch vergebens, da das immer tiefer sinkende Boot nicht zu halten war. Um 08.00 Uhr sank V 99 auf der Position ♁57° 37′ N, 21° 52′ O vor Pissen unter Verlust von 21 Mann. Die Posen beschoss unterdessen die herannahende Slawa, die sich sofort wieder zurückzog. Um 07.40 Uhr erschien die Slawa wieder auf dem Kampfplatz und wurde diesmal bis auf 16.300 Meter an die deutschen Schiffe heran gelassen, bevor Nassau und Posen zurückschossen und drei Treffer erzielten.
Den ganzen 18. August fand ohne irgendwelche Zwischenfälle das Minenräumen statt. Am 19. August lief das alte kleine ehemalige Torpedoboot T 77 im freigesuchten Fahrwasser auf eine Mine, hatte dabei auch zwei Tote zu verzeichnen und konnte dennoch gehalten und eingebracht werden. Befohlen wurde an diesem Tag der Einbruch der beiden Schlachtschiffe Posen und Nassau, zusammen mit den Kleinen Kreuzern Pillau, Bremen, Augsburg und Graudenz sowie dem Hilfsminenleger Deutschland und der VIII., IX.und X. Torpedobootsflottille. Mittags nahm die Bremen mit V 30 und S 34 Kurs auf Arensburg und beschoss den Hafen Romassar. Anschließend patrouillierte der Kreuzer mit fünf Torpedobooten auf einer Vorpostenlinie in der Arensburger Bucht vor Ösel. Die Graudenz besetzte mit einer Torpedobootshalbflottille eine Vorpostenlinie zwischen Kap Domesnäs und der Insel Runö und die Augsburg wurde mit V 100 zum Überwachen des Hafens Pernau abgeordnet.
Um 17.30 Uhr steuerte der Hilfsminenleger Deutschland zusammen mit drei mit je zwölf Minen beladenen Torpedobooten und unter Bedeckung des Kreuzers Pillau den Moon-Sund an, um diesen zu sperren. Jedoch wurde das Unternehmen schon um 18.00 Uhr wegen der Gefahr von Minen und russischer Zerstörer abgebrochen. Diese Gruppe ankerte in der Dunkelheit im Schutz der Insel Kynö. Die Augsburg begab sich um 19.30 Uhr ebenfalls auf den Weg von Pernau nach Kynö, um dort zu ankern, wobei sie südlich der Insel auf zwei feindliche Schiffe traf, die nach Norden in Richtung Moon-Sund zu entfliehen suchten. Aus dieser Richtung kam den beiden Schiffen - es handelte sich um die kleineren russischen Kanonenboote Siwusch und Koreetz, die zuvor vor Dünamünde 100 Minen verlegt hatten - jedoch das deutsche Gros entgegen. Um 20.17 Uhr griffen Posen und Nassau in das laufende Gefecht ein und versenkten die Siwusch. Das Schwesterschiff Koreetz konnte in der Dunkelheit entkommen, hatte jedoch später eine schwere Grundberührung und wurde aus diesem Grund am 20. August von der eigenen Besatzung aufgegeben und gesprengt. Gegen 23.00 Uhr ankerte die deutsche Hauptflotte 15 sm nördlich von Kynö. Um die gleiche Zeit erhielt das Torpedoboot S 31 eine Minentreffer ca. 4 sm westlich der Insel Runö. Gegen 01.30 Uhr versank das Boot auf der Position ♁57° 47′ N, 23° 5′ O unter Verlust von 11 Mann. Am selben 19. August griff das britische U-Boot E1 den Schlachtkreuzer Seydlitz mit einem Torpedo an, der jedoch vorbeilief und den versetzt fahrenden Schlachtkreuzer Moltke im Bugtorpedoraum traf und dort acht Tote zur Folge hatte. Am 20. August unternahmen die Kreuzer Graudenz und Augsburg zusammen mit den Booten V 28, S 32, V 183 und V 108 sowie drei Blockschiffen die Blockierung des Hafens Pernau. Nachdem einige Küstenbatterien niedergekämpft worden waren, erfolgte um 11.00 Uhr die erfolgreiche Blockierung des Hafens mit den alten Dampfern Auk, Iris und City of Berlin, die in der Fahrrinne zielgenau platziert und versenkt wurden. Das U-Boot U 9 versenkte nördlich der Insel Dagö am selben Tage den russischen Dampfer Serbino. Der Abschluss des Unternehmens war für den 21. August mit der Verminung des Moon-Sunds geplant. Dazu lichtete die Hauptkampfgruppe um 05.30 Uhr den Anker und nahm Fahrt auf in Richtung Operationsgebiet. Nachdem jedoch das Torpedoboot V 181 ein U-Boot entdeckt hatte, wurde die Minenoperation sofort durch den Seebefehlshaber, Vizeadmiral Schmidt, wegen der Gefahr aufgegeben und zugleich der Rückmarsch angetreten. Um 15.30 Uhr verließ die Nachhut der deutschen Flotte die Rigaer Bucht und das Unternehmen wurde für beendet erklärt.
Auswirkungen
Die deutsche Seite musste aufgrund der eigenen Erfolge beim Minenräumen erkennen, dass die Verminung des Moon-Sunds ohne ständige Bewachungen wenig effektiv gewesen wäre; deshalb verzichtete man letztlich auch auf sie. Die russische Marine wiederum erkannte die weitgehende Nutzlosigkeit defensiver Minensperren und begab sich weiter in die strategische Defensive. Warum die modernen Großkampfschiffe nicht aktiver gegen die deutschen Marineeinheiten vorgegangen sind, ist bis zum jetzigen Zeitpunkt umstritten – wahrscheinlich wollte man die wenigen schweren Einheiten nicht gefährden. Die Rigaer Bucht blieb die nächsten zwei Jahre – bis zur Operation Albion – der Hauptkriegsschauplatz zur See in der Ostsee. Die dort ausgefochtenen Kämpfe wurden aber zum größten Teil durch kleine Boote, wie LM-Boote, Minensuchboote oder Küstentorpedoboote getragen. Zugleich wurde die Minenkriegführung intensiviert und das Flugzeug begann, in diesen räumlich sehr begrenzten Gebiet eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen.
Die beteiligten Schiffe
Kaiserliche Marine - Das IV Geschwader
SMS Braunschweig
SMS Elsass
Die erste Braunschweig-Klasse einer deutschen Marine war eine Klasse von fünf Linienschiffen der deutschen Kaiserlichen Marine, benannt nach deutschen Ländern. Zur Klasse gehörten SMS Braunschweig, SMS Elsass, SMS Hessen, SMS Preußen und SMS Lothringen. Alle fünf Schiffe standen nach dem Ende des Ersten Weltkrieges der Reichsmarine zur Verfügung, da die veralteten Schiffe nicht auszuliefern waren. An dem Vorstoß in die Rigaer Bucht waren die SMS Braunschweig und die SMS Elsass beteiligt.
Technik
Sie waren im Vergleich zur vorhergehenden Wittelsbach-Klasse deutlich schwerer. Dies lag am Gewicht der schweren Hauptartillerie von 28-cm-Schnelllade-geschützen. Die Braunschweig-Klasse nutzte erstmals von Krupp entwickelte 28 cm SK L/40-Geschütze in Doppeltürmen an Bug und Heck wie auch die folgende Deutschland-Klasse. Der „Drh.L. C/01“ bezeichnete Turm war eine Weiterentwicklung bislang verwandter Türme. Die Geschütze in ihnen konnten 4° gesenkt und 30° erhöht werden. Sie konnten 150° auf jede Seite der Mittellinie der Schiffe geschwenkt werden. Als Granaten standen 240 kg schwere „L/2.6“ panzerbrechende Geschosse zur Verfügung, die bei maximaler Erhöhung bis zu 18,83 km weit verschossen werden konnten. Die Schiffe verfügten über 85 Granaten je Geschütz. Die Türme waren in der Lage zwei Salven pro Minute zu verfeuern. Die mittlere Artillerie erhielt erstmals Geschütze vom Typ 17 cm SK L/40. Die Geschütze wurden in Kasematten aufgestellt, in welchen sie 5° gesenkt und 22° erhöht sowie um 80° auf jede Seite geschwenkt werden konnten. Es konnten bis zu fünf Schuss pro Minute bei maximaler Erhöhung 14,5 km weit verschossen werden.
Antrieb
Die Kesselanlage war auf allen Schiffen der Klasse identisch und hatte eine gemischte Zusammensetzung aus sechs Zylinderkesseln, die den vorderen Kesselraum belegten, und je vier Marinekesseln (einem nach Vorgaben der Marine entwickelten Einheitstyp) im mittleren und hinteren Kesselraum. Alle Kessel waren ursprünglich kohlegefeuert; erst im Winter 1915 wurde eine Zusatzfeuerung für Schweröl eingebaut.
Technische Daten
Wasserverdrängung Konstruktion: 13.208 t
Länge über alles: 127,7 m
Breite 22,2 m
Tiefgang 8,16 m
Bewaffnung 4 × 28 cm SK L/40 2 Doppeltürme
14 × 17 cm SK L/40 in Kasematten
18 × 8,8 cm SK L/35
6 × Torpedorohr 45 cm
Maschinenleistung Dauerlast: ca. 16.000 PSi
Brennstoffvorrat 1.670 t Kohle und 240 t Öl
Geschwindigkeit 18 kn (Probefahrten 18,2– 18,7 kn)
Fahrbereich 5200 sm bei 10 kn
Besatzung 743 Mann
SMS Braunschweig
Die Kiellegung der Braunschweig erfolgte am 24. Oktober 1901 auf der Germaniawerft in Kiel. Sie war das dritte Linienschiff dieser Werft für die Kaiserliche Marine. Der Stapellauf erfolgte am 20. Dezember 1902. Die Taufe erfolgte durch den damaligen Prinzregenten des Herzogtums Braunschweig, Prinz Albrecht von Preußen, der auch die Taufrede hielt. Am 14. Oktober 1904 wurde die Braunschweig in Dienst gestellt, ihre damaligen Baukosten betrugen 23.893.000 Mark.
Vorkriegseinsätze
Sie wickelte bis Dezember ihre Probefahrten ab und trat dann zum Zweiten Geschwader. Dort war sie bis Dezember 1905 und vom September 1907 bis zum April 1912 Flaggschiff des 2. Admirals des Geschwaders. Der Routinedienst bei der Flotte wurde am 22. November 1905 unterbrochen, als sie den Bruder des Kaisers, Prinz Heinrich, seinerzeit Chef der Marinestation Ostsee, an Bord nahm, um ihn zur Krönung des dänischen Prinzen Christian zum König von Norwegen nach Christiania zu bringen. Die Braunschweig verblieb vom 24. bis zum 29. November im heutigen Oslo und kehrte am 30. nach Kiel zurück. Sie nahm an den Atlantikreisen der Flotte teil und besuchte vom 23. Juli bis zum 7. August 1908 Las Palmas und vom 18. bis zum 25. Juli 1909 La Coruna. Am 31. Juli 1912 schied die Braunschweig dann aus dem Zweiten Geschwader aus und reduzierte die Besatzung. Am 8. Dezember 1912 kam sie für die V. Division wieder in Dienst und schied am 30. Juli 1913 endgültig aus dem aktiven Dienst aus. Die Besatzung stieg auf der SMS König Albert ein. Die Braunschweig wurde unbemanntes Beischiff der Reservedivision Ostsee.
Kriegsverwendung
Bei der Mobilmachung wurde sie am 1. August 1914 für das IV. Geschwader der Hochseeflotte wieder in Dienst gestellt. Das Geschwader sollte vor allem im Ostseebereich zum Einsatz kommen und führte vom 3. bis zum 9. September einen Vorstoß bis zum Finnischen Meerbusen durch. Ein weiterer Vorstoß am 22. September der beiden Reservegeschwader (IV./V.) mit dem Oberbefehlshaber der Ostseestreitkräfte (O.d.O.), Prinz Heinrich, an Bord der Braunschweig wurde wegen drohender U-Boot-Gefahr vorzeitig abgebrochen. Neben dem Einsatz in der Ostsee wurde die Braunschweig auch immer wieder im Vorpostendienst in der Elbmündung vertretungsweise eingesetzt, so vom Dezember 1914 bis zum April 1915 und vom Mai bis Juli. Dabei war die Braunschweig auch an den beiden Vorstößen im August 1915 in die Rigaer Bucht beteiligt. Bei diesen Aktionen standen der deutschen Marine auch die Großlinienschiffe SMS Posen und SMS Nassau zur Verfügung, da die alten Linienschiffe als zu stark durch Minen und Torpedos gefährdet angesehen wurden. Nach einem erneuten Einsatz in der Elbe im September 1915 verlegte die Braunschweig im Oktober nach Libau, wo auch ihr Schwesterschiff Elsass und die SMS Mecklenburg lagen. Personalmangel erzwangen Reduzierungen der Mannschaften auf den alten Schiffen und im August 1916 verlegte sie nach Kiel, um nur noch als Rekrutenausbildungsschiff zu dienen. Am 20. August 1917 wurde die Braunschweig außer Dienst gestellt und diente fortan als Wohnschiff der Werftdivision.
Einsatz bei der Reichsmarine
Nach dem Kriegsende wurde die Braunschweig in die Reichsmarine übernommen und war vom 1. Dezember 1921 bis zum 31. Januar 1926 in Dienst. Am 1. März 1922 wurde sie Flaggschiff des Befehlshabers der Seestreitkräfte der Nordsee. Im Juli 1922 machte sie ihre erste Auslandsreise und besuchte die norwegischen Häfen Fretheim und Mundal. Im Sommer 1923 folgten Besuche in Göteborg und Helsingfors. Nach Eisdienst in der Ostsee im Februar und März 1924 folgte vom 6. bis zum 13. Juli ein Besuch von La Corunna. Nach einer Ostseereise im April 1925 besuchte das Schiff im Juni noch die norwegischen Häfen Stavanger, Sande, Balholmen und Hyoe.
Am 31. Januar 1926 stellte die Marine die Braunschweig endgültig außer Dienst und ersetzte diese durch die Schleswig-Holstein. Am 31. März 1931 schließlich wurde die Braunschweig aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und 1932 abgewrackt.
SMS Elsass
SMS Elsass war ein Linienschiff der Kaiserlichen Marine und der Reichsmarine. Benannt war es nach dem Elsass, einem Teilgebiet des im Deutsch-Französischen Krieg 1871 annektierten sogenannten Reichslandes Elsass-Lothringen. Das Schiff war ein Vermehrungsbau auf Grundlage des 1. Flottengesetzes von 1898.
Bewaffnung
Die Elsass und ihre Schwesterschiffe der Braunschweig-Klasse trugen als erste Linienschiffe der Kaiserlichen Marine neuentwickelte Schnellladekanonen vom Kaliber 28 cm. Diese konnten durch das neuentwickelte Schnell-Ladesystem mit Keilverschluss und Messinghülsen eine wesentlich höhere Feuergeschwindigkeit erreichen, als die zehn Jahre älteren Mantelringkanonen der Brandenburg-Klasse mit gleichen Kaliber und gleicher Rohrlänge. Ein Novum war das Anheben des Mittelartilleriekalibers von 15,0 cm auf 17,0 cm. Parallel zu dieser Kalibersteigerung führten andere Marinen ein sogenanntes Zwischenkaliber zur Stärkung der Feuerkraft ein. Die Kaiserliche Marine ging diesen Weg nicht, sondern steigerte nur das Kaliber der Mittelartillerie. Die gewählte Größe stellte das höchste zulässige manuell zu ladende Geschossgewicht dar. Eine Granate vom Kaliber 17,0 cm wog ca. 70 kg, und bei einem angestrebten Salventakt von 5 Schuss/min wurde dem Ladepersonal physisch sehr viel abverlangt. Ein neues Modell wurde auch für die Leichte Artillerie eingeführt: die verlängerten Rohre erlaubten eine größere Schussweite der 8,8 cm Torpedobootsabwehr-geschütze.
Geschichte
Nach der Schiffstaufe wurde der Neubau Elsass am 26. Oktober 1904 zur Endausrüstung in die Kaiserliche Werft Kiel überführt und dort am 29. November 1904 offiziell in Dienst gestellt. Nach Abschluss der Erprobungen im Mai 1905 teilte man das Schiff der 1. Division des neuaufgestellten II. Geschwaders zu. In diesem Verband versah es seinen Flottendienst und nahm an Manövern sowie Ausbildungsreisen teil. Am 28. August 1908 kam es durch unsachgemäßes Hantieren während einer Munitionsübernahme zu einer Explosion einer Granate, die drei Soldaten das Leben kostete und sechs weitere schwer verletzte. Während eines Manövers kollidierte das Schiff am 14. Dezember 1910 mit dem Linienschiff SMS Schwaben und am 23. März 1912 im Verlauf einer Übung im Skagerrak mit dem Dampfer Pollux. Ab dem 3. Oktober 1911 wechselte die Elsass zum I. Geschwader der Hochseeflotte mit Liegehafen Wilhelmshaven und schied am 29. April 1912 aus dem Geschwaderverband aus, wobei es durch das neue Großlinienschiff SMS Oldenburg ersetzt wurde. Die Besatzung wurde reduziert und nur kurzzeitig für Manöver auf volle Stärke gebracht. Am 17. März 1913 erfolgte die Außerdienststellung in Kiel und das Schiff wurde Beischiff der Reserve-Division Ostsee. Wegen der drohenden Kriegsgefahr wurde die Elsass am 31. Juli 1914 wieder in Dienst gestellt und gehörte fortan dem IV. Geschwader an.
Operationen im ersten Weltkrieg
20.–26. September 1914 Vorstoß mit Teilen der Hochsee-
flotte gegen Windau zur Vortäuschung einer Landungsoperation
6.–9. Januar 1915 Deckungstreitkräfte für zum Finnischen Meerbusen vorstoßende Panzerkreuzer; anschließend bis Juli Wachschiff in der Elbe und Jade-Mündung
6.–20. August 1915 Vorstoß in die Rigaer Bucht, dabei am 8. August auf dem russischen Kanonenboot Grosjaschtschi zwei schwere Treffer erzielt, später Kanonenduell mit dem Linienschiff Slawa
August bis Oktober 1915: Vorstöße zum Finnischen Meerbusen und in die nördliche Ostsee sowie Deckungsaufgaben für Minenunternehmen in der Irbenstraße
18. Dezember 1915 Außerdienststellung und Verlegung nach Kiel
ab 25. Juli 1916 Ausbildungsschiff der I. Marine-Inspektion und geplanter Umbau zum Kadettenschulschiff für die Inspektion des Bildungswesen der Marine; desarmiert am Kriegsende Auflieger in Wilhelmshaven
Bei Kriegsbeginn war die Preußen das Flaggschiff des Zweiten Geschwaders unter Vizeadmiral Reinhard Scheer, dem neben den fünf Schiffen der Deutschland-Klasse auch noch das Schwesterschiff Hessen als ältestes Linienschiff in einem aktiven Geschwader und das Schwesterschiff Lothringen angehörte. Die Letzteren sollten im August ersetzt werden. Für den 17. sollte Lothringen außer Dienst stellen und durch das Großlinienschiff Großer Kurfürst ersetzt werden. Das gleiche sollte am 26. August dann mit der Hessen und der König geschehen. Wegen des Kriegsausbruch kamen die neuen Schiffe zum Dritten Geschwader, so dass die Hochseeflotte über zwei Geschwader mit Großkampfschiffen verfügte. Das Zweite Geschwader tat vor allem in der Elbemündung Dienst. Die Hessen nahm mit ihm als einziges Schiff der Klasse an der Skagerrakschlacht teil.
Die Braunschweig und die Elsass wurden sofort für das Vierte Geschwader in Dienst gestellt. Sie unterstützten zeitweise im Vorpostendienst in der Elbmündung und lagen im Winter 1915/1916 in Libau. Der Einsatz der alten Schiffe war auch in der Ostsee wegen der Torpedo- und Minengefahr sehr riskant, da der Unterwasserschutz der Schiffe unzureichend war. Die Elsass, die als erste den Flottendienst verlassen hatte, blieb während des Krieges am längsten im Einsatz. Sie stellte als Seekadettenschulschiff erst am 20. Dezember 1918 außer Dienst.
Reichsmarine
Nach dem Krieg waren noch alle fünf Schiffe der Klasse vorhanden, dazu noch vier Schiffe der neueren Deutschland-Klasse. Die Reichsmarine brachte von beiden Klassen je drei Schiffe in Fahrt, hatte aber nie mehr als vier Linienschiffe im Dienst, obwohl der Vertrag von Versailles den Betrieb von sechs Schiffen zugelassen hätte. Als zweites Schiff wurde die Braunschweig am 1. Dezember 1921 wieder in Fahrt gebracht. Als drittes und viertes Schiff folgten Elsass am 15. Februar 1924 und Hessen am 6. Januar 1925. Die Braunschweig wurde am 31. Januar 1926 nach 50 Monaten wieder außer Dienst gestellt, die Elsass folgte am 25. Februar 1930 nach 72 Monaten und die Hessen am 12. November 1934 nach 118 Monaten Dienst in der Reichsmarine. Die nicht rückgebaute Preußen wurde 1929 als erstes Schiff der Klasse gestrichen und 1931 abgewrackt. Allerdings wurde die Mittschiffssektion zurückgekauft und diente als „SMS Vierkant“ bezeichnet bis 1945 für Sprengversuche. 1931 wurden dann Braunschweig, Lothringen und Elsass gestrichen und bis 1936 abgebrochen.
Schlachtschiff Hessen im Nord-Ostsee-Kanal unter der Levensauer Hochbrücke
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Die Linienschiffe der Wittelsbach Klasse
SMS Wittelsbach
SMS Wettin