Heimkehr des Dr. Karl Gottfried Semper von seinen ethnologischen Studien auf den Palau-Inseln im Stillen Ozean
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Jürgen Ruszkowski. Heimkehr des Dr. Karl Gottfried Semper von seinen ethnologischen Studien auf den Palau-Inseln im Stillen Ozean
Vorwort des Herausgebers
Informationen über Dr. Karl Gottfried Semper
Reise nach Coröre
Begegnung mit Kapitän Alfred Tetens
Rückkehr von Corror
Rückkehr nach Aibukit
Pelelin
Pelelin - Fortsetzung
Endlich Rückkehr nach Manila
Die Katastrophe
Erinnerungen von Deutschland aus
Über das Aussterben der Palau-Insulaner und dessen mutmaßliche Ursachen
Name und Stammverwandtschaft der Palau-Insulaner
Die maritime gelbe Buchreihe
Weitere Informationen
Impressum
Отрывок из книги
Dr. Karl Gottfried Semper
geboren am 6. Juli 1832 in Altona
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Ebadul gab bald seiner Frau den Befehl, das Buch aus der Kiste zu holen. „Siehst du, Doktor, das ist das book, das uns Cabel Wils schickte, als Libu dort in Angabard gestorben war. Das zeige ich nur guten Freunden und großen Rupacks; es ist ein kostbares Gut, und wir halten es höher, als die steinernen Beile und Meißel, mit denen unsere Eltern ihre Häuser zimmerten und die Amlais aushöhlten. Solche Beile haben sie auch in Ngirrarth, aber das book ist nur hier. Da, Doktor, nimm es um drin zu lesen, wenn du Lust hast; ich muss jetzt fort, und nachher kannst du mir erzählen, was alles darin steht.“
Mit eigentümlicher Empfindung nahm ich das mir wohlbekannte Buch in die Hand, das nun schon mehr als siebzig Jahre hier bewahrt worden war. Wie oft wol mochte jener Ebadul, der Wilson seinen Sohn mitgab, damit er im fremden Lande etwas lernen solle, das Bildnis seines toten Sohnes betrachtet haben! Wie manche Träne hatte unbemerkt in stillen Augenblicken wohl die Mutter über ihren verlorenen Liebling vergossen! Zwar dem Volke zeigen durften sie ihren Schmerz nicht; galt es doch von jeher in Palau für eine Eigenschaft vor allem der Fürsten, weder Schmerz noch Zorn, weder Überraschung noch Ärger erkennen zu lassen oder ihm andern als würdigen Ausdruck zu geben. Wohl empfinden auch diese „wilden Kopfjäger“ - die wir so gern mit christlicher Nächstenliebe („Gnade vor eurer Liebe“ - Gesammelte Novellen in Versen von Paul Heyse (Urica, S. 146)) an unsere Kriegführung gewöhnen möchten - Regungen des Mitleids und der Teilnahme für andere; auch ihnen klopft ein Herz in der Brust, und der tiefsten, leidenschaftlichsten Erregung und Hingabe sind auch sie so gut fähig wie höher begabte und weiter fortgeschrittene Völker. Aber in die gewissenhafteste Erfüllung der alten Gebräuche setzen sie alle ihren höchsten Stolz; darum drängen sie ihre Gefühle gewaltsam zurück, denn es ist „schlechte Sitte“, der inneren Erregung auch leidenschaftliche Worte zu leihen. Als Ebadul, der Vater jenes Libu, von dem Tode seines Sohnes hörte, sagte er, nur mühsam seine Fassung sich erhaltend: „Es ist gut, es ist gut.“
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