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Jürgen Seul. Old Shatterhand vor Gericht
OLD SHATTERHAND VOR GERICHT. DIE 100 PROZESSE DES SCHRIFTSTELLERS KARL MAY. VON. JÜRGEN SEUL
Vorwort
1. Teil: Der Straftäter Karl May. I. Herkunft und Jugend
II. Verfehlungen und Straftaten (1859-1864) 1. Der Kerzendiebstahl
2. Die ‚Meinhold-Affäre‘
3. Der Uhrendiebstahl
4. Die erste Tatserie
Unbekannter Betrüger
III. Karl May im Arbeitshaus Schloss Osterstein (1865-1868) 1. Der sächsische Strafvollzug
2. Karl Mays Arbeitshauszeit
IV. Verfehlungen und Straftaten (1868-1870) 1. Eine gescheiterte Resozialisation
2. Die zweite Tatserie
3. Die Affäre Wadenbach
V. Karl May im Zuchthaus Waldheim
VI. Resozialisierung durch Schriftstellerei (1874-1878)
VII. Ermittlungen ‚in Sachen Mord‘ (1878-1879)
VIII. Karl Mays Kriminalität
1. Karl Mays kriminologische Selbstbetrachtung
2. Die kriminologische Karl-May-Forschung
3. Karl Mays Zurechnungsfähigkeit
2. Teil: Prozesse der Aufstiegsjahre. I. Der literarische Aufstieg (1880-1887)
II. Zivil- und Strafprozesse (1887-1891)
1. Mietschulden, Weinrechnungen und andere Streitigkeiten
2. Der Lilié-Prozess
3. Der falsche Doktortitel
3. Teil: Der Ehescheidungsprozess. I. Die Weltreise und ihre Folgen
II. Die Ehescheidung. 1. Eine Scheidungsreise
2. Das Scheidungsverfahren
III. Ermittlungen in Sachen Ehescheidungsbetrug. 1. Das erste Ermittlungsverfahren von 1903
2. Das zweite Ermittlungsverfahren von 1909
4. Teil: Die Verlags-Prozesse. I. Karl Mays Kolportageromane
II. Die Adalbert-Fischer-Prozesse
III. Der erste Münchmeyer-Prozess
IV. Der Meineidsprozess
V. Der zweite Münchmeyer-Prozess
VI. Ein Nebenprozess: Der Fall Wilhelm Kulicke
VII. Ein böhmischer Prozess
5. Teil: Karl May und die Presse. I. Die Pressekampagne
II. Die Prozesse im Einzelnen. 1. Der Beßler-Praxmarer-Auer-Prozess
2. Der Expeditus-Schmidt-Prozess
3. Der Ansgar-Pöllmann-Prozess
4. Der Hock-Heller-Prozess
5. Das Meineidsverfahren ./. Ansgar Pöllmann
6. Teil: Karl May und Rudolf Lebius. I. Dresdner Auseinandersetzungen (1904-1905)
II. Berliner Auseinandersetzungen: Die ersten Jahre (1906-1909) 1. Rudolf Lebius wird Gewerkschafter
2. Die ‚Vorwärts-Konflikte‘
3. Die ‚Kahl-Affäre‘
4. Der Fortgang der ‚Vorwärts-Prozesse‘
III. Erster juristischer Nebenschauplatz: Die Emma-Pollmer-Prozesse
IV. Der ‚Vernichtungsfeldzug‘ des Rudolf Lebius. 1. Ein Räuberhauptmann und ‚geborener Verbrecher‘?
2. Karl May ./. Rudolf Lebius, Martha Lebius und Hugo Nathanson
3. Der Krügel-Prozess
4. Strafanzeigen und Haftanträge
V. Prozesse um Prozessschriften
VI. Zweiter juristischer Nebenschauplatz: Die Heimatpresse-Prozesse
VII. Dritter juristischer Nebenschauplatz: Die Lu-Fritsch-Verfahren
1. Das ‚Stettiner Verfahren‘
2. Das ‚Kötzschenbrodaer Verfahren‘
3. Ermittlungen gegen Lu Fritsch
VIII. Prozesse um Leserbriefe. 1. Der Volksblatt-Prozess
2. Der Dresdner Woche-Prozess
IX. Das Berufungsverfahren von Moabit
X. Epilog zu Rudolf Lebius
Prozess- und Verfahrensregister
1. Teil
2. Teil
3. Teil
4. Teil
5. Teil
6. Teil
Verzeichnis der in den Anmerkungen verwendeten Kürzel
Fußnoten
Отрывок из книги
Reichsgericht in Leipzig, Revisionssenatssaal
Hier wurde am 9. Januar 1907 das für Karl May siegreiche Urteil im ersten Münchmeyer-Prozess verkündet.
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Die Figur des Dr. med. Heilig verbindet in besonders auffälliger Weise Mays frühen und nie erreichten Berufswunsch mit der späteren literarischen Kompensation. Letzteres kommt in der Reiseerzählung Durch das Land der Skipetaren zum Ausdruck, in der die Verfolgung verschiedener Mitglieder der verbrecherischen Schut-Bande durch Kara Ben Nemsi und seine Gefährten geschildert wird. Dabei taucht einer der wichtigsten Gegenspieler des Ich-Erzählers auf. Es ist der alte Mübarek in Ostromdscha, der dort in gutem Ruf als Arzt steht und als Heiliger verehrt wird. Er hat es verstanden, seine Person im Aberglauben der Leute mit mythischen Zügen zu versehen; er sei über 500 Jahre alt, esse und trinke nichts und könne sich unsichtbar machen. Außerdem könne man hören, wie beim Gehen seine Knochen klappern. Kara Ben Nemsi gelingt es, den Mübarek als Schwindler zu enttarnen, der sich durch Schminke, falsche Haare und andere Kleider schnell in den Bettler Busra verwandelte. Als Heiliger pflegte er die Häuser der Ortsansässigen für Diebstähle auszukundschaften, die er als Busra dann ausführte. Für Roxin ist der Mübarek die tragende Handlungsfigur mit deutlichen Spiegelungen zu Mays krimineller Vergangenheit59: „ein falscher ‚Doktor Heilig‘. Das heißt: Er legt sich falsche Identitäten bei (Krüppel Busra); er gibt sich als mit überirdischen Mächten im Bunde stehend und als ‚heilig‘ aus; er gibt vor ‚Kranke‘ heilen zu können, während er doch nur ein Schwindler ist. Aber das hintergründige Motiv dieser Entlarvung ist, wie sich bald zeigt, nicht eigentlich die bewährte Rechtschaffenheit unseres Helden, sondern der Umstand, daß der Mübarek eine Rolle usurpiert hat, die eigentlich Kara Ben Nemsi zukommt“ und die sich der junge Karl May als Straftäter angemaßt hatte. „Wenn man nun weiß, daß der ‚Dr. med. Heilig‘ eine Hochstaplerrolle des jungen May gewesen war, muß man wieder einmal die seelische Kraft bewundern, mit der hier peinliche biographische Realien in Spiel und Kunst umgesetzt werden.“60
Chemnitz, 16. Dezember 1864: An jenem Wintertag stellte sich im Chemnitzer Gasthaus ‚Zum goldenen Anker‘ in der Neuen Dresdner Straße 27 ein junger Mann als Seminarlehrer Ferdinand Lohse aus Plauen vor. Es handelt sich um niemand anderes als um Karl May. Er mietete zwei miteinander verbundene Zimmer an.
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