Verbrannte Schiffe
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Ein Fußballteam gewinnt bei einem Event-Wettbewerb in Deutschland eine Gastspielreise durch Mexiko. Betreut von einem Reiseleiter mit Landeserfahrung und zwei spanischen Assistenten, folgt die heterogen zusammengesetzte Gruppe unwissentlich genau der Route, die einst die Konquistadoren unter Cortés auf ihrer Flucht aus Tenochtitlán einschlugen. Der Zusammenhalt der deutschen Gruppe beginnt bald zu bröckeln, nachdem die Organisation nicht reibungslos funktioniert, Freundschaftsspiele in aggressiven Debakeln enden und die gängigen Reiseerwartungen nicht erfüllt werden. Die beiden spanischen Roadmanager scheinen in einen Konflikt mit mysteriösen Gegnern verwickelt zu sein, dessen Wurzeln offenbar in eine weit entfernte Zeit zurückreichen. Zudem beginnt der desillusionierte Reiseleiter Zukunftspläne zu entwickeln, die nicht unbedingt von Loyalität seinen «Schutzbefohlenen» gegenüber zeugen.
Die Gruppe, die in der Mehrheit dem Land, seiner Kultur und den sozialen Spannungen, mit denen sie konfrontiert wird, desinteressiert bis ablehnend gegenübersteht, begegnet auf ihrer verlustreichen Tournee einigen pittoresken bis dubiosen Figuren, vom alkoholsüchtigen britischen Konsul über Schläger in den berüchtigten Cantinas, demonstrierende Zapatisten und streikende Automobilarbeiter bis hin zum abgehalfterten nordamerikanischen Rock-Musiker und einem Magnaten, der den Mexikanern verkaufen will, was sie selbst erfunden haben. Zum Finale mit höchst unterschiedlichen Konsequenten für die einzelnen Protagonisten kommt es am Endziel der Reise, in der karibischen HafenstadtVeracruz…
Mexiko mit seinen politischen Verwerfungen nach einer gescheiterten Revolution, der allgegenwärtigen Korruption und der kulturellen Fremdbestimmung durch die Macht jenseits des Rio Grande bildet nicht allein die exotische Kulisse, sondern steht im Fokus des Geschehens, beherrscht das Denken und Planen der Hauptpersonen und zieht einige von ihnen in einen verhängnisvollen Bann.
Отрывок из книги
And though you came with sword held high
You did not conquer, only die
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Er überlegte angestrengt, an welche Geschichte ihn die absurde Erzählung des Betrunkenen erinnerte, ein Buch musste es gewesen sein, wahrscheinlich ein Roman. Ihm fiel Greene ein; da hatte es etwas mit einem Honorarkonsul gegeben. Aber das war in Argentinien gewesen, oder in Paraguay. Vielleicht hatte der Alkoholiker neben ihm das Buch auch gelesen und das Geschehen einfach nach Mexiko verlagert, um eine wirre Geschichte gegen die Einladung zu einem Drink einzutauschen. Denn soeben fragte der Engländer ihn, ob er den nächsten Mezcal übernehmen könne, selbst habe er im Moment zu wenig Bargeld bei sich. Doch während er dem Camarero signalisierte, er solle noch einen Schnaps für seinen Gesprächspartner und für ihn selbst eine weiteres Bier auf den Tresen stellen, überkam ihn das Gefühl, es gebe noch ein anderes Werk, ein Drama oder Epos, das der Sache näher käme, ein chaotisches und düsteres Stück, von dem er vielleicht nur aus zweiter Hand gehört hatte.
Schon früher waren ihm Europäer und vor allem US-Amerikaner in diesem Land begegnet, die jede Bindung zu ihrem früheren Leben verloren zu haben schienen, die mittellos durch ein Dasein taumelten, dessen Horizont nur bis zur Unterkunft in der kommenden Nacht und zum nächsten geschnorrten Suff reichte. Sie waren oft intelligent, hatten Phantasie; sie wussten zu erzählen. Doch er hatte erfahren müssen, dass es nur Ärger brachte, sich mit ihnen einzulassen, sei es aus Interesse oder aus Mitgefühl. Mexiko war ein Wallfahrtsort für solche Menschen, zumeist Männer, die von Erfolgreicheren oder Durchschnittlichen als Wracks bezeichnet wurden. Unter denen, die er auf seinen Reisen getroffen hatte, war der Engländer von seinem snobistischem Anspruch und der behaupteten Vergangenheit her allerdings eine Ausnahmeerscheinung. Der Mann trank ausnahmslos Schnaps, und auch noch den für jede Konstitution verheerendsten, während die Mexikaner um sie herum, Tequila oder Brandy mit Cola mischten, um bequem betrunken zu werden, ohne sich die Schärfe des hochprozentigen Fusels antun zu müssen. Normalerweise nahm er jede Gelegenheit wahr und jede Lüge zur Ausflucht, alkoholisierte Gesprächspartner mit jenem charakteristischen Flair aus Einsamkeit und Niedergang loszuwerden, doch diesmal ließen ihn die kultivierte Sprache des anderen und das seltsame Gefühl, zu ahnen, wovon der redete, den Sachverhalt unwillentlich in die Verliese des Gedächtnisses verbannt zu haben, abwarten. Er musste sich auch keine Gedanken machen, wie er der Suada entkommen konnte, denn kurz darauf verlor sein Gegenüber das Interesse an ihm und wandte sich mit vom Mezcal befeuerter Energie einer neuen Situation zu, an deren Entstehen ebenfalls Agavenschnaps, wenn auch in der edleren Tequila-Variante, entscheidenden Anteil hatte.
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