Wer samma?
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K. Trnka. Wer samma?
I. Einleitung
II. Vom Aufbruch bis zur Endzeit Altösterreichs (1848-1945)
Belle Époque: Anfang und Niedergang (1848-1918)
Viele Völker - Ein Bewusstsein
Die Jahrhundertwende und ihre Rebellen
Der Staat, den keiner wollte (1918-1938)
Der Untergang (1938-1945)
III. Aufbruch in ein. neues Österreich (1945-1970)
Neupositionierung Österreichs (1945-1955)
Der Wiener Aktionismus (1955-1970)
IV. Schluss
Anmerkungen
Literatur
Impressum
Отрывок из книги
„Die Sinnlichkeit braucht das Bewußtsein“
Hermann Nitsch
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Die Wiener Literaten nehmen das Thema der Identitätssuche wieder auf und äußern sich in ihren buntesten Facetten. Der amerikanische Kulturhistoriker William M. Johnston versucht diese anhand von fünf Kategorien zu unterteilen.11 Davon bezeichnet er Robert Musil und Robert Müller als die Satiriker, die sich zwar mit der Zwiespältigkeit des Österreichers befassen, ihn aber nicht vergleichend mit den Reichsdeutschen gegenüberstellen. Oskar Benda formuliert als einer der ersten eine analytische Annäherung, welche aber unbeachtet bleibt. Die ausschlaggebendste Rubrik bei Johnston bildet eindeutig die der »Bewunderer Österreichs«.12 Darin gibt es zwei wesentliche Unterschiede in deren Anschauungen: Die Bejaher des Österreichertums stehen den Pessimisten gegenüber: Während Hugo von Hofmannsthal, Hermann Bahr, Anton Wildgans, Paul Graf Thun-Hohenstein, Richard von Kralik und anfangs auch Friedrich Heer die positiven Seiten des Österreichers hervorheben, ihn mit dem Reichsdeutschen gegenüberstellen und den österreichischen Patriotismus aufgrund der langen Dauer verfechten,13 trauern die Pessimisten Hans Prager, Franz Werfel, Richard Schaukal, Leopold von Andrian-Werburg und der spätere Friedrich Heer dem Habsburgerreich und seinem Beamtentum hinterher. Vereinzelt gibt es unter den eben genannten Literaten aber wiederum Unterschiede, welche sich beispielsweise in der Diskussion über den Beamten an sich zeigen: Während Hermann Bahr das Beamtentum als »Wurzel aller Übel im Habsburgerreich«14 stigmatisiert, sprechen Oskar Benda und Hugo Hassinger vom »Bewahrer des Vielvölkerstaats«.15 Johnston verweist auf eine weitere Besonderheit bei Robert Musil, welcher vom sogenannten »Möglichkeitsmenschen«16 spricht. Dieser habe »eine Begabung für das Erfinden von im Alltag nie zur Umsetzung gelangenden Begabungen entwickelt [...] «.17 Mit dieser These wirft Musil den ersten Stein dahingehend, dass sich bei Hofmannsthal, Bahr und Schaukal ähnliche Ansichten herausformen wie die Unmöglichkeit, ein eigenes Ich zu entwickeln oder der Standpunkt Hans Pragers des »gespaltenen Ichs des Österreichers«.18 Dieses gespaltene Ich äußert sich bei vielen Essayisten in der bejahenden Haltung gegenüber dem Anschluss an das deutsche Reich. Sie konzipieren Österreich
»[...] nur innerhalb und keineswegs außerhalb des deutschen Kulturraums. Diesen Autoren zufolge waren die ›Deutschösterreicher‹ die anpassungsfähigsten, die einfühlsamsten und vor allem die interessantesten aller Deutschen, wohl aber nicht die diszipliniertesten oder tüchtigsten.«19
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