Tumult und Grazie

Tumult und Grazie
Автор книги: id книги: 1875314     Оценка: 0.0     Голосов: 0     Отзывы, комментарии: 0 556,67 руб.     (5,43$) Читать книгу Купить и скачать книгу Купить бумажную книгу Электронная книга Жанр: Биографии и Мемуары Правообладатель и/или издательство: Readbox publishing GmbH Дата добавления в каталог КнигаЛит: ISBN: 9783455811223 Скачать фрагмент в формате   fb2   fb2.zip Возрастное ограничение: 0+ Оглавление Отрывок из книги

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Kastraten und Diven prägen seine Welt, aber auch Philosophen, die über der Frage, ob man die Oper verbieten soll, zu Erzfeinden werden. Dieses mitreißende Buch über Georg Friedrich Händel erzählt, wie ein aus Sachsen stammender Protestant in Italien zu einem furiosen Kompo­nisten der Gegenreformation wird. Dabei wird deut­lich, dass Musik nie nur Musik ist, sondern sich ganze Weltbilder in ihr spiegeln.
Dieser groß angelegte Essay widmet sich einem Musiker, dessen Opern lange vergessen waren und der heute neu entdeckt wird.

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Karl-Heinz Ott. Tumult und Grazie

Die stinklangweilige Barockmusik

*1685: Händel, Bach, Scarlatti

Händels Hunger und das Duell in Hamburg

Die verbotene Oper

Kastraten und andere Diven

Die verschmähte Oper

Barock und Wirrwarr

Pomp und Pifa

Zeittafel

Über Karl-Heinz Ott

Impressum

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Karl-Heinz Ott

Tumult und Grazie

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Als Reinhard Goebel mit der Musica Antiqua Köln im Jahre 1986 Bachs Brandenburgische Konzerte herausbrachte, standen die Leute Kopf, und zwar sowohl die Begeisterten als auch die Entsetzten. Das sechste Konzert in B-Dur etwa spielt dieses Ensemble bei höchster Präzision derart rasant, dass man es auf Anhieb kaum wiedererkennt. So wild und trotzdem unerhört transparent, wie es klingt, entdeckt man auf einmal einen Bach, der einen im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr ruhig auf dem Stuhl sitzen lässt. Wie die einzelnen Stimmen sich dabei verhaken und wieder voneinander lösen, bringen diese Musiker Linien zum Vorschein, die früher nur als Füllsel galten und gar nicht als solche wahrgenommen wurden. Derart kühn und frech, wie hier mit furioser Spielfreude ein Feuerwerk entfacht wird, fragt man sich aber auch, wie es möglich sein konnte, dass Heerscharen von Musikern das Potential einer solchen Musik über eine so unendlich lange Zeit hinweg nicht erkannten. So unerhört neu, wie Alte Musik hier klingt, will es einem zuweilen sogar scheinen, als könne man alles, was nach ihr kam, zuerst einmal vergessen, vor allem jenes 19. Jahrhundert, in dem man nicht selten den Eindruck gewinnt, es handle sich um ein reichlich forciertes Klanggewoge, das mitunter umso öder wirkt, je mehr man zu merken glaubt, wie ergriffen es einen machen will.

Die historische Spielweise zeichnet sich zunächst einmal dadurch aus, dass man die Myriaden von willkürlich hinzugefügten Artikulationsangaben vergessen muss, die den barocken Partituren erst später hinzugefügt wurden. Schließlich findet sich in ihnen von der Romantik an kein einziger Takt mehr, der nicht mit Phrasierungsbögen, Pedalvorschriften, Staccatotupfern, Crescendo- und Decrescendo-Pfeilen, Forte- und Pianozeichen und sonst noch allerlei Humbug übersät worden ist. Dass Bach mit Franz Liszt nichts zu tun hat, schien man nicht nur nicht wahrhaben, sondern widerlegen zu wollen. Und obwohl beispielsweise Busoni in seinem 1916 erschienenen Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst das romantische Wallen und Schwallen weit hinter sich zu lassen gedenkt, erdrückt er Bachs Cembalowerke mit endlosen Anweisungen wie »Molto tranquillo e gravemente, serioso, sostenuto e sempre sottovoce«, gefolgt von ständig wechselnden Vorschriften wie »mormorando«, »dolcissimo sospiro« und »più cantabile«. Die Bässe verdoppelt er eh so gut wie immer, und auch im Diskant werden fast alle Akkorde verfettet, sodass seine Bach-Arrangements so aussehen, als handle es sich um Sonaten von Brahms.

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