Der Ursprung des Christentums (Eine historische Untersuchung in 4 Bänden)
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Karl Kautsky. Der Ursprung des Christentums (Eine historische Untersuchung in 4 Bänden)
Der Ursprung des Christentums (Eine historische Untersuchung in 4 Bänden)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
I. Die Persönlichkeit Jesu
1. Die heidnischen Quellen
2. Die christlichen Quellen
3. Der Kampf um das Jesusbild
II. Die Gesellschaft der römischen Kaiserzeit
1. Die Sklavenwirtschaft
a. Der Grundbesitz
b. Die Haussklaverei
c. Die Sklaverei in der Warenproduktion
d. Die technische Rückständigkeit der Sklavenwirtschaft
e. Der ökonomische Niedergang
2. Das Staatswesen
a. Staat und Handel
b. Patrizier und Plebejer
c. Der römische Staat
d. Der Wucher
e. Der Absolutismus
3. Denken und Empfinden der römischen Kaiserzeit
a. Haltlosigkeit
b. Die Leichtgläubigkeit
c. Lügenhaftigkeit
d. Menschlichkeit
e. Die Internatioualität
f. Religiosität
g. Monotheismus
III. Das Judentum
1. Israel
a. Semitische Völkerwanderungen
b. Palästina
c. Die Gottesvorstellung im alten Israel
d. Handel und Philosophie
e. Handel und Nationalität
f. Die Völkerstraße Kanaan
g. Klassenkämpfe in Israel
h. Der Untergang Israels
i. Die erste Zerstörung Jerusalems
2. Das Judentum seit dem Exil
a. Das Exil
b. Die jüdische Diaspora
c. Die jüdische Propaganda
d. Der Judenhaß
e. Jerusalem
f. Die Sadduzäer
g. Die Pharisäer
h. Die Zeloten
i. Die Essener
IV. Die Anfänge des Christentums
1. Die urchristliche Gemeinde
a. Der proletarische Charakter der Gemeinde
b. Klassenhaß
c. Kommunismus
d. Einwände gegen den Kommunismus
e. Die Verachtung der Arbeit
f. Die Zerstörung der Familie
2. Die christliche Messiasidee
a. Das Kommen des Reiches Gottes
b. Die Abstammung Jesu
c. Das Rebellentum Jesu
d. Die Auferstehung des Gekreuzigten
e. Der internationale Erlöser
3. Judenchristen und Heidenchristen
a. Die Agitation unter den Heiden
b. Der Gegensatz zwischen Juden und Christen
4. Die Passionsgeschichte Christi
5. Die Entwicklung der Gemeindeorganisation
a. Proletarier und Sklaven
b. Der Niedergang des Kommunismus
c. Apostel, Propheten und Lehrer
d. Der Bischof
e. Das Klosterwesen
6. Christentum und Sozialdemokratie
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Karl Kautsky
I. Die Persönlichkeit Jesu
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Wer den Wohlstand der Gesellschaft nach dieser Verschwendung beurteilt, wer sich also auf den beschränkten Standpunkt der römischen Cäsaren und Großgrundbesitzer und ihres Anhanges an Höflingen, Künstlern und Literaten stellt, dem erscheint freilich zur Zeit des Kaisers Augustus die gesellschaftliche Situation als glänzend. Unendliche Reichtümer strömten in Rom zusammen, einzig zu dem Zwecke, dem Genießen zu dienen; genußfrohe reiche Prasser taumelten von Fest zu Fest, mit vollen Händen mitteilend von ihrem Überflusse, den für sich allein zu verbrauchen ihnen ganz unmöglich war. Viele Künstler und Gelehrte erhielten von den Mäzenaten materielle Mittel in ausgiebigem Maße, riesige Bauten entstanden, deren ungeheure Größe und künstlerisches Ebenmaß wir heute noch anstaunen, die ganze Welt schien Reichtum aus allen Poren zu schwitzen – und doch war diese Gesellschaft damals schon dem Tode geweiht.
Eine Ahnung davon, daß es abwärts ging, erstand frühzeitig in den herrschenden Klassen, die ausgeschaltet wurden aus jeder Tätigkeit, alle Arbeit immer mehr von Sklaven besorgen ließen, selbst die Wissenschaft, selbst die Politik. In Griechenland hatte die Sklavenarbeit zunächst dazu gedient, den Herren volle Muße zu gewähren für die Verwaltung des Staates und das Nachdenken über die wichtigsten Probleme des Lebens. Aber je mehr sich die Überschüsse steigerten, die durch die Konzentration des Grundbesitzes, die Ausdehnung der Latifundien und die Vermehrung der Sklavenmassen in den Händen weniger vereinigt wurden, desto mehr wurde das Genießen, die Verschwendung dieser Überschüsse die vornehmste gesellschaftliche Funktion der herrschenden Klassen, desto mehr entbrannte unter ihnen der Konkurrenzkampf der Verschwendung, der Wetteifer, einander an Glanz, Üppigkeit, Nichtstun zu überbieten. Das vollzog sich in Rom noch leichter als in Griechenland, weil jenes in seiner Kulturhöhe verhältnismäßig rückständiger war, als es diese Produktionsweise erreichte. Die griechische Macht hatte sich hauptsächlich barbarischen Völkern gegenüber ausgedehnt, dagegen war sie in Kleinasien und Ägypten auf starke Hindernisse gestoßen. Ihre Sklaven waren Barbaren, von denen die Griechen nichts lernen konnten, denen sie nicht die Staatsverwaltung überlassen durften. Und die Reichtümer, die man aus den Barbaren herauszuholen vermochte, waren relativ gering. Die Römerherrschaft dehnte sich dagegen rasch über die ganzen uralten Kulturstätten des Ostens bis nach Babylonien (oder Seleukia) hinaus; aus diesen neu eroberten Provinzen zogen die Römer nicht bloß unendliche Reichtümer, sondern auch Sklaven, die ihren Herren an Wissen überlegen waren, von denen diese zu lernen hatten, denen sie leicht die Staatsverwaltung überlassen durften. An Stelle der großgrundbesitzenden Aristokraten als Verwalter des Staates traten in der Kaiserzeit immer mehr Sklaven des kaiserlichen Hauses und ehemalige Sklaven des Kaisers, Freigelassene, die dem früheren Herrn verpflichtet blieben.
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