Karl Kraus war neben Georg Christoph Lichtenberg der wohl bedeutendste deutschsprachige Satiriker. 1899 gründete er die Zeitschrift Die Fackel, die er nicht nur zu einem der führendsten Medien für Kultur- und Gesellschaftskritik, sondern auch zum «Gewissen seiner Zeit» entwickelte. Kein Autor des 19. und 20. Jahrhunderts hat mit derart unablässiger Leidenschaft den Wörtern und Wendungen seiner Zeitgenossen, dem Umgang mit der deutschen Sprache nachgespürt, der Korruption und «Preßdiktatur», den heuchlerischen Sittenprozessen, vor allem aber der bürgerlich-patriarchalen Doppelmoral den Kampf angesagt wie dieser einsame Meister der Ironie. Seine in Aphorismen gegossenen Ansichten, Essays und Kritiken in ihrer gewaltigen, thematischen Vielfalt faszinieren und polarisieren noch heute.
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Karl Kraus H.. Karl Kraus: Ich bin der Vogel, den sein Nest beschmutzt
Ich bin der Vogel, den sein Nest. beschmutzt
INHALT
DIE GEBURT DES GEDANKENS AUS DER SPRACHE. VORBEMERKUNG ZU DIESER AUSGABE
Werke von Karl Kraus
I. WEIB, FANTASIE
II. MORAL, CHRISTENTUM
III. MENSCH UND NEBENMENSCH
IV. PRESSE, DUMMHEIT, POLITIK
V. DER KÜNSTLER
VI. SCHREIBEN UND LESEN
VII. LÄNDER UND LEUTE
VIII. STIMMUNGEN, WORTE
IX. SPRÜCHE UND WIDERSPRÜCHE
I. VOM WEIB, VON DER MORAL
II. VON DER GESELLSCHAFT
III. VON JOURNALISTEN, ÄSTHETEN, POLITIKERN, PSYCHOLOGEN, DUMMKÖPFEN UND GELEHRTEN
IV. VOM KÜNSTLER
V. VON ZWEI STÄDTEN
VI. ZUFÄLLE, EINFÄLLE
VII. PRO DOMO ET MUNDO
I. EROS
II. KUNST
III. ZEIT
IV. WIEN
V. 1915
VI. NACHTS
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Отрывок из книги
Karl Kraus
Aphorismen, Sprüche und
.....
In der Erotik gilt diese Rangordnung: Der Täter. Der Zeuge. Der Wisser.
Die Einteilung der Menschheit in Sadisten und Masochisten ist beinahe so töricht wie eine Einteilung in Esser und Verdauer. Von Abnormitäten muss man in jedem Falle absehen, es gibt ja auch Leute, die besser verdauen als essen und umgekehrt. Und so wird man, was den Masochismus und den Sadismus betrifft, getrost behaupten können, dass ein Gesunder über beide Perversitäten verfügt. Hässlich an der Sache sind bloß die Worte, besonders entwürdigend jenes, das sich von dem deutschen Romanschriftsteller herleitet, und es ist schwer, sich von den Bezeichnungen nicht den Geschmack an den Dingen verderben zu lassen.