Hanna Darting, Pferdezüchterin und Reitlehrerin aus gutem Hause, lebt mit ihrem zweiten Mann auf einem Gut in Südengland. Ihr Leben wird überschattet von finanziellen Problemen, als überraschend ihr Ex-Mann Thomas auftaucht, der die Urne ihrer gemeinsamen Tochter mit in seine kanadische Heimat nehmen will. Die Wucht der mit seinem Besuch ausgelösten Gefühle ist für Hanna der Anlaß für eine Reise in die eigene Vergangenheit, in der sich amüsante Anekdoten, skurrile Figuren und ihre private Tragödie zu einem geschichtenreichen Roman verdichten.Mit Raffinesse, Ironie und wunderbarer Leichtigkeit webt Katrine Marie Guldager aus den Spuren, Begegnungen und Schicksalen vergangener und lebender Menschen ein dichtes Netz der Gleichzeitigkeit, in dem das Vergessen keinen Platz hat. Niemand stirbt wirklich – selten hat uns jemand beiläufiger und zugleich literarischer zu verstehen gegeben, daß die Erinnerung eine Herausforderung der Gegenwart ist.Pressestimmen"Lebendig, scheinbar sorglos, dabei aber ironisch."– Litteraturnet Danmark"Mit Hilfe verschiedener Symbole und einer Fülle von Anekdoten, die auf staunenswerte Weise mit dem Plot verbunden sind, deckt Guldager die Seiten von Hannas Geschichte auf, für die sie selbst als Erzählerin keine Worte findet." – Kristeligt Dagblad"Die Erzählweise, in der Anekdoten und kleine Geschichten miteinander vermischt werden, erinnert an Karen Blixen. Von Fay Weldon hat sie diesen lebendigen, scheinbar sorglosen, dabei aber ironischen Ton."– Erik Skyum-Nielsen, Litteraturnet Danmark-
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Katrine Marie Guldager. Das grüne Auge
KATRINE MARIE GULDAGER. Das grüne Auge. Aus dem Dänischen von Knut Krüger
1. Das Treffen in der Bank
Ein Rückblick
Thomas kommt an
Fischsuppe
I can’t hear you, Master
Der Ochse
Pferdegeschäfte
Kreuzungspunkte
Das Pflegeheim in Dillingford
Ein Maurer und ein Wesen aus Glas
Der warme Asphalt
2. Der Ulmenkrieg
Redknot sieht sich die Pferde an
Vaters Begegnung mit Thomas
Der Apfelbaum
Die Victoriafälle
Das Unglück
3. Thomas zieht um
Das grüne Auge
Die Verlobung mit Vincent, 1963
Der Weg zum Bahnhof, 1963
Geheime Transaktionen
Entkleidung
Eine Frage des Gepäcks
Ein Anruf von Thomas
Verschiedene Pferdegeschäfte
Ein Herzzentrum
Eine unglückselige Verwechslung
4. Ein Missionar in Mpulungu
Ein glühender Globus
Hand oder Geist
Der Diamantring
Die weißen Kalkflächen
Das jährliche Abendessen bei Redknot
Ein Begräbnis
Wiedersehen mit Liz
5. Noch ein Anruf von Thomas
Die Baumkrone
Ein notdürftiges Abschiedsessen
Wiederentdeckte Grabsteine
Sie war blond
Ein Anruf aus Nassau
Der letzte Abend mit Liz
Ein lebendes Erbe
Über das Buch
Ebook-Kolophon
Buchkolophon
Inhaltsverzeichnis
Guide
Отрывок из книги
Lindhardt & Ringhof
Aus irgendeinem Grund öffnete ich beide Glastüren gleichzeitig, der Luftstrom hob leicht meine Frisur, in einer Hand hielt ich meine Krokodillederhandtasche. Unter den zahlreichen Kunden und Bankangestellten erblickte ich einen jungen Mann, der Mr Hollerby sein mußte. Ich zögerte ein wenig, doch der junge Mann ging im nächsten Moment auf mich zu und stellte sich vor. Zu diesem Zeitpunkt war ich immer noch von einem Routinetreffen ausgegangen und hegte deshalb auch keinen Verdacht, als mich Mr Hollerby in einen abseits gelegenen, diskreten Raum bat; ich war immer noch nicht alarmiert, als er sich mir gegenübersetzte und mich mit sonderbarem Ernst anblickte.
.....
Iris hatte gerade laufen gelernt, und wer laufen kann, der kann auch reiten – das war schon immer die Auffassung meiner Familie gewesen. Aber Thomas wollte sein kleines Mädchen nicht reiten sehen. Er war der Ansicht, Iris könne die enormen Kräfte eines Pferdes nicht kontrollieren, aber wer kann das schon? Ein Pferd, das man völlig unter Kontrolle hat, ist kein Pferd, sondern etwas anderes. Und da ja kein Zweifel bestand, daß Iris reiten würde, warum wollte er seine Tochter dann die Kräfte eines Pferdes nicht so früh wie möglich kennenlernen lassen? Warum wollte er sie nicht mit diesen edlen Tieren vertraut machen, die sie ohnehin lieben lernen würde?
Wir erörterten diese Frage auf dem gesamten Hinweg nach London, und als wir aus dem Auto stiegen, sagte Thomas, ich müsse einräumen, daß Iris zu klein sei, sonst würde er mich nicht begleiten. Ich weigerte mich natürlich, irgend etwas einzuräumen, und da ich zu diesem Zeitpunkt keinen Führerschein besaß, versicherte ich ihm, mit dem Zug zurückzufahren, wenn ich mein Vorhaben erledigt hätte.