Nervöser Orient
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Kersten Knipp. Nervöser Orient
Nervöser Orient
Impressum
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INHALT
Einleitung
Im freien Fall
Moderne auf Arabisch
Der Islam – und was man aus ihm nicht lernen kann
Arabische Liberale
GLOBALISIERUNG. 1. Ägyptisches Vorspiel. Napoleon am Nil
Das Große Spiel
Im Schatten des Windes
Ein Gottgesandter
Von Pflicht und Glauben
Fesseln der Zivilisation
Feier und Fron
Wunderwerke der Technik
Und die Moral von der Geschichte
Republikanische Ahnungen
Umkehrung des Ursprünglichen
2. Stich durch den Sinai. Der Bau des Suezkanals
Safari nach Suez
Die universale Gesellschaft
Frondienst im Wasser
Ein unmögliches Arabisch
Highway of the British Empire
Schiffe versenken
„Ägypten den Ägyptern“
Flammen des Eifers
MODERNE. 3. Metropolen in Bewegung. Die Verwandlung der Städte
Trip durch das Mittelmeer
Erste Exkursion: Alexandria und Kairo
Zweite Exkursion: Algier
Rückkehr nach Beirut
Das Land in der Stadt
Tausend Pferde
Islamic Times – „Moderne Zeiten“ in der Levante
Böhmische Damen
Networking
Le chic de Paris
Knigge in Beirut
Bibel und Bildung
Renaissance auf Arabisch
4. Moderne auf Arabisch. Die Philosophie der „Nahda“
Jenseits der Religion
Das Band der Sprache
Unter Freimaurern
Die Heuschrecken
Künstliche Paradiese
Von Zwiebeln und Tränen
Modernisierung der Köpfe
Keine Macht für niemand!
Philosophie der Bombe
5. Islamische Renaissance. Das starke Band der Religion
Ein Ignorant, Sünder und Ungläubiger
Der Staub der Ignoranz
Verrückter Stolz
Der Kopf der Religion
Drang ins Dunkel
NATIONALISMUS. 6. „… zum wilden Aufstande entflammen“ Deutschlands Dschihad im Ersten Weltkrieg
Ein Wanderzirkus
Das große Spiel
Unendliches Hurrageschrei
Tragische Passionen
„Die Seele der islamitischen Welt“
Mit der grünen Fahne
Zug in den Tod
Eine Bahn für den Dschihad
„Die Psyche des Orientalen“
Spione seiner Majestät
Auf verlorenem Posten
7. Linien im Sand. Das Sykes-Picot-Abkommen und seine Folgen
Farben und Linien
Handschlag im Hedschas
Der Prinz und der Agent
Filmen in Jerusalem
Moskauer Indiskretion
Vierzehn Punkte
Arabische Fassade
”Ein nicht zu verachtendes physiologisches Produkt“
„Willkommen zu Hause“
Diplomaten an der Seine
Zauber der Sprache
Stimmungstest vor Ort
Krönungsfeier in Damaskus
Aufstand und Abdankung
König des Irak
Die Große Tour
Westliche Vormacht und ihre Folgen
VARIANTEN DES SCHEITERNS. 8. Die Rechtgeleiteten. Saudi-Arabien und der Wahhabismus
Öl in Nummer 7
Made in Britain
„Unsere gemeinsame Sache“
„Kommunismus ist keine Religion“
Das Buch der Einheit
Staatengründer unter sich
Die Kunst des Krieges
Karl Marx in der Wüste
Krieg und Embargo
Der Gesandte und die Geiseln
Hüter der Tradition
Im Zauberreich der Fatwas
„Mit unerbittlicher Härte“
Justiz als politische Dienstleistung
1000 Peitschenhiebe
9. Der große Diktator. Saddam Hussein oder die totale Macht
Panarabisches Vorspiel
Porträt des Diktators als junger Mann
Clan und Macht
Republik der Angst
Lektionen fürs Leben
“Schwerter des Sieges”
Ein Waffennarr
Kuwait und die Folgen
Chaos made in USA
10. Revolution und Kopfschmerz. Ägypten kommt nicht voran
„Der Typ im Hintergrund“
„Eine gesunde demokratische Atmosphäre“
Held der arabischen Welt
Niederlage und Verhärtung
Herr der Spitzel
Finsternis und Angst
Kino und Karriere
Golfen bei Cheops
Krieg und Frieden
Der Tod des Pharao
Husni Mubarak oder die große Müdigkeit
Reich und arm
Früchte des Zorns
Der allzu starke Staat
GOTTESKÄMPFER. 11. Koran und Nation. Die Anfänge des Islamismus
Brüder im Namen des Islam
Tauben in New York
Kopfschmerz nach der Niederlage
Militanz und Mannequins
Naher Feind und ferner Feind
Revolution im Iran
Dschihad in Afghanistan
Die Karawane
Syrische Radikale
Apologie des Massenmords
12. Terror grenzenlos. Al-Kaida und der „Islamische Staat“
Ästhetik des Schreckens
Che Guevara und die Abbasiden
Ein Gotteskämpfer
Geist aus der Flasche
Wie man Feinde gewinnt
Ein Terrorbündnis
Revanchismus in Aktion
Führer der Gläubigen
Syrische Tragödie
Dschihad in Syrien
Glanz und Elend des Kalifats
In Bedrängnis
13. Gewalt, Macht, Sinn. Die globale Attraktivität des Dschihadismus
Marseille, 1983
New Age und das große Durcheinander
Zu Gast bei den Beatles
Ein Student gegen den Geheimdienst Ihrer Majestät
„Dead man walking“
Salafismus auf dem Lande
„Ein völliger Mangel an Bildung“
Virtuelles Gift
CHANCEN. 14. Wer sind wir? Arabische Selbstkritik
Der ewige Tyrann
Randbemerkungen zum Desaster
Fortschritt als Fiktion
Die postkoloniale Illusion
Der Ruf des Propheten
Lesarten des Göttlichen
Die Erfindung des Orients
Aufklärung als Prinzip
15. Und Deutschland? Statt eines Nachworts
Kunst der Gastfreundschaft
Der große Exorzismus
Das taumelnde Kind
Schwein oder nicht Schwein
Die Zumutungen der Freiheit
Die Fragen der Anderen
Jenseits der Abgrenzung
Charme der Diskretion
Jenseits des Konfessionalismus
Anmerkungen
1. Ägyptisches Vorspiel
2. Stich durch den Sinai
3. Metropolen in Bewegung
4. Moderne auf Arabisch
5. Islamische Renaissance
6. „… zum wilden Aufstande entflammen“
7. Linien im Sand
8. Die Rechtgeleiteten
9. Der große Diktator
10. Revolution und Kopfschmerz
11. Koran und Nation
12. Terror grenzenlos
13. Gewalt, Macht, Sinn
14. Wer sind wir?
15. Und Deutschland?
Bibliographie
Personenregister
Abbildungsnachweis
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
Отрывок из книги
Gewaltsame Konflikte prägen weithin den Alltag: Beirut 2003 an der ehemaligen ‚grünen Grenze‘, die die Stadt in einen christlichen und einen muslimischen Teil spaltete.
Die arabische Welt und die Moderne
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Allem Ärger zum Trotz erkennen die Ägypter eines an: Die Franzosen haben beeindruckende Technik im Gepäck. Die Druckerpresse zum Beispiel – die ägyptischen Würdenträger werden nicht müde, das Exemplar zu bewundern, das die Franzosen mit an den Nil gebracht haben. Unverkennbar sind sie von der Leistungsfähigkeit der Maschine beeindruckt. „Er wollte wissen, welchen Einfluss die Druckerpresse auf den zivilisatorischen Stand eines Landes haben könnte“, berichtet der Courier de l’Égypte über den Besuch eines Scheichs. „Er sah, welchen Vorteil es hat, gute Werke schnell zu vervielfältigen und in hoher Auflage zu verbreiten – Werke, die, wenn sie von Hand geschrieben wären, nur von wenigen Menschen gelesen werden könnten. Auch verstand er, dass diese Exemplare durch nichts mehr vernichtet und unterdrückt werden können, wie es mit Manuskripten geschehen kann.“ Nichts wäre wünschenswerter, so der Scheich, als wenn auch die Ägypter eine solche Maschine hätten. „Denn es gebe viele gute arabische Bücher, deren Veröffentlichung in Ägypten unendlich nützlich wäre.“23
Nicht nur die Druckerpresse beeindruckte die Ägypter. Napoleon hatte auf seinen Feldzug eine ganze Reihe Techniker und Ingenieure mitgebracht, die die Armee technisch unterstützen sollten. Doch der Feldherr wusste auch, dass sie noch zu etwas anderem dienen konnten: den Ägyptern den Stand der französischen Zivilisation zu demonstrieren, ihnen zu zeigen, dass es sich lohnen könnte, gute Verbindungen nach Frankreich zu pflegen. Was die Ingenieure dem Publikum in Kairo vorführten, grenzte in deren Augen an Zauberei: Die Menschen wurden Zeugen technischer Kunststücke, die sie nie zuvor gesehen hatten – ja, die sie sich niemals hätten vorstellen können. Die Vorführungen elektrischer Energie etwa: Dazu hatten Napoleons Spezialisten eigens einige Leidener Flaschen im Gepäck, um die damals fortschrittlichste Methode, Elektrizität zu erzeugen und deren Kraft erfahrbar zu machen, demonstrieren zu können. Diese Art der Energie war für die Ägypter eine ganz neue Erfahrung, die, wie einige Jahre vorher auch in Europa, größtes Staunen auslösten: „Wenn man mit der einen Hand die Verbindungskabel hielt und mit der anderen das rotierende Glas berührte, zitterte der ganze Körper, und der gesamte Knochenbau geriet in Bewegung. Es durchzog die Wirbelsäule, und der Unterarm begann zu schlackern. Wer immer die mit der Apparatur verbundene Person, deren Kleider oder sonst etwas von ihr berührte, spürte das Gleiche – auch wenn es tausend Personen waren, die einander berührten.“24
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