Der Vulkan. Roman unter Emigranten
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Клаус Манн. Der Vulkan. Roman unter Emigranten
Der Vulkan. Roman unter Emigranten
PROLOG
ERSTER TEIL
ERSTES KAPITEL
ZWEITES KAPITEL
DRITTES KAPITEL
VIERTES KAPITEL
FÜNFTES KAPITEL
ZWEITER TEIL
ERSTES KAPITEL
ZWEITES KAPITEL
DRITTES KAPITEL
VIERTES KAPITEL
FÜNFTES KAPITEL
DRITTER TEIL
ERSTES KAPITEL
ZWEITES KAPITEL
DRITTES KAPITEL
VIERTES KAPITEL
FÜNFTES KAPITEL
EPILOG
Über Der Vulkan. Roman unter Emigranten
Отрывок из книги
Klaus Mann
nietzsche
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Marie-Luise und Tilla waren als Schulmädchen in Hannover gute Freundinnen gewesen, obwohl Tilla mehrere Jahre jünger als die kleine von Seydewitz war. Sie hieß damals noch nicht Tibori — diesen Namen hatte sie sich erst zugelegt, als sie zur Bühne ging —, sondern Hamburger. Ihrem Vater gehörte das größte Warenhaus am Ort. Die Hannoveraner Gesellschaft hatte den intimen Verkehr zwischen den jungen Mädchen — ein Umgang, der vom alten General Seydewitz nicht nur geduldet, sondern geradezu protegiert wurde — als etwas anstößig empfunden. Hamburgers waren zwar respektable Leute, auch wohlhabend; aber die kleine Tilla sah eben doch unerlaubt orientalisch aus mit ihren weiten, mandelförmig geschnittenen, dunklen, verführerisch feuchten Augen. Marie-Luise ihrerseits, spröd und ziemlich ungelenk, wie sie war, adorierte die reizbegnadete Freundin.
Erst als Tilla anfing, in Berlin Erfolge zu haben, und Marie-Luise den Professor von Kammer heiratete, begann die Entfremdung. Wie lang war das her? »Long long ago«, wie die Tibori nun konstatierte. Ihre Stimme hatte noch den vollen, süßen und tiefen Klang; nur schien jetzt ein Unterund Nebenton von Klage mitzuschwingen. Wie alt mochte die Schauspielerin sein? Marie-Luise rechnete geschwind, mit jener grausamen Genauigkeit, die Frauen stets haben, wenn sie das Alter ihrer Freundinnen kontrollieren. Sie kam zu dem Resultat: mindestens vierundvierzig. Dafür sah sie fabelhaft aus. Immer noch war sie die auffallend attraktive Erscheinung — hochelegant, in ihrem leichten, dunkelblauen, mit schwarzem Schleier etwas phantastisch drapierten Kostüm, la belle Juive, immer noch, bei deren Anblick Herren animiert mit der Zunge schnalzen. Aber gewisse Schärfen gab es nun doch in Tillas schönem Gesicht — wie die aus echter Sympathie und leichter Schadenfreude gemischte Aufmerksamkeit der älteren Freundin konstatierte —: der dunkelrot gefärbte, große, stark geschwungene Mund wurde an den Winkeln von zwei müden kleinen Falten gesenkt; die Haut schien ein wenig angegriffen, matt und flaumig geworden, und die Beweglichkeit der etwas zu großen Nüstern hatte einen nervösen Charakter — den Charakter eines unruhigen, nach erregenden Gerüchen gierigen Schnupperns bekommen.
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