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Клаус Манн. Der Wendepunkt
Prolog
Erstes Kapitel. Mythen der Kindheit. 1906-1914
Zweites Kapitel. Krieg. 1914–1919
1920-1923
Viertes Kapitel. Unordnung und frühes Leid. 1923-1924
1924–1927
Sechstes Kapitel. Rundherum. 1927–1928
Siebentes Kapitel. Auf der Suche nach einem Weg. 1928–1930
Achtes Kapitel. Die Schrift an der Wand. 1930–1932
Neuntes Kapitel. Exil. 1933–1936
1936–1939
1940-1942
Zwölftes Kapitel. Der Wendepunkt. 1943-1945
Nachbemerkung
Impressum
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Отрывок из книги
Meiner Mutter
und meiner
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»Meine betroffene Schwester!« flüstert die eine der anderen ins Ohr. Ihre Tränen und Trauerschleier fließen ineinander, da sie in verzweifelter Zärtlichkeit umklammert stehen. Unversehens, ganz in ihr Leid vertieft, sind sie auf einen der Marmorsockel gestiegen, deren es in der Kunststadt München so viele gibt. Von einem steinernen Helden aus dem Hause Wittelsbach ritterlich bewacht, stehen die beiden, ihrerseits versteinert, mitten auf dem Karolinenplatz, eine zweiköpfige Niobe von schwarzem Crêpe umwallt, ein Doppelmonument der Verzweiflung.
Habe ich jemals den Geschichten Glauben geschenkt, die uns über den jähen Tod unserer Verwandten erzählt wurden. Dies ist eine heikle Frage, die uns tief hinein ins Labyrinth der kindlichen Psyche führt, einer Psyche, in der Leichtgläubigkeit und Skepsis so wunderlich nahe beieinander wohnen. Nein, es kam mir wohl nicht in den Sinn, die »Bearbeitung für die Jugend«, in der das Familiendrama uns präsentiert wurde, eigentlich anzuzweifeln, was aber keineswegs sagen will, daß ich diese schonende Version wirklich glaubte. »Glauben« setzt einen positiven Impuls voraus, ist eine Handlung, etwas, das man bewußt und vorsätzlich tut; »Nicht-Bezweifeln« ist ein Negativum, Ausdruck einer passiven Haltung, ein Verzicht eher als eine Aktion. Man unterläßt es, vielleicht nur aus Trägheit oder aus Höflichkeit, der Wahrheit nachzuforschen, oder vielleicht einfach, weil man fühlt, daß es nicht gut wäre, alles zu wissen.
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