Narrenjahre

Narrenjahre
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Описание книги

1979 bricht Lara Milo ihre Zelte in Deutschland ab und lebt für zwei Jahre in Großbritannien: Dort in der alternativen Szene unterwegs, aber auch auf ihren Reisen durch Irland und Schottland entdeckt die Zwanzigjährige ihre persönliche Freiheit. Es ist eine Zeit des Aufbruchs für die junge Frau, die sie andere Lebensformen, einige Liebhaber, Festivals und das alternative London kennenlernen lässt – Gastfreundlichkeit und Offenheit werden nicht nur in England, sondern auch in Irland und Schottland großgeschrieben: Per Autostopp und mit dem Drahtesel erobert die bekennende Atomgegnerin auch diese zwei Länder und schließt interessante Freund- und Bekanntschaften. Ihren Aufenthalt finanziert sie sich mit Aushilfsjobs und dem Verkauf ihrer Modekreationen und Kunst.

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Lara Milo. Narrenjahre

INHALTSVERZEICHNIS

IMPRESSUM

AUF NACH IRLAND. Irgendwann riss ich mich los und stellte mich an die Straße. Mit einer sehr netten Familie, die mich an einem Rastplatz zu Tee und Sandwiches einlud, erreichte ich Pembroke an der Küste von Wales. Ich hätte schon hier ablegen können, aber weil der Weg per Fähre von Fishgard etwas kürzer ist, plante ich, dort überzusetzen. Es dämmerte bereits, daher legte ich mich an einer geschützten Stelle schlafen, die Büsche jedoch ließen leider den Regen durch, und ich musste ziemlich plötzlich aufbrechen. Glücklicherweise war es inzwischen hell, so trampte ich Richtung Wales, wo Fishgard winkte. Diese Fortbewegungsweise ist immer sehr unwägbar, so wartete ich zwar inmitten einer wunderschönen, sehr dramatischen Landschaft, stand mir jedoch die Beine in den Bauch! Sonntag war ein übler Tag für das Autostoppen, aber bevor ich Spinnweben ansetzen konnte, nahm mich doch ein mitleidiges Ehepaar bis 40 Meilen vor Liverpool und eine Familie die weitere Strecke zur Fähre mit. Ich erkundigte mich nach der Abfahrt und den damit verbundenen Kosten, von Liverpool aus stellte sich die Fahrt als wesentlich teurer als von Pembroke aus heraus, und fragte mich zur Jugendherberge durch, wo ich endlich heiß duschen konnte. Herrlich! Die nassen Klamotten hängte ich derweil zum Trocknen auf. Am folgenden Tag schaffte ich es endlich, Geld abzuheben, Proviant einzukaufen und in letzter Minute das Schiff zu entern. Auf der schier endlosen Überfahrt beschäftigte ich mich mit Näharbeiten und lernte dabei eine ältere rothaarige Amerikanerin kennen, die es unglaublich interessant fand, dass ich mit der Hand stichelte. Ich weiß nicht mehr genau, ob ich das Nähen mit der Hand als einen Akt der Entschleunigung und des natürlichen Lebens oder einfach aus Protest gegen die konventionelle Nähweise während der Schneiderlehre betrieben hatte – vielleicht beides zusammen. Meine Meisterin trieb ich damit jedenfalls fast in den Wahnsinn: „Kind, du musst mit der Zeit gehen!“ So hatte ich z. B. ein Kleid aus grüner Baumwolle genäht, dessen Mittelteil ich dann mit einem Eschenzweig bestickte. Als ich meine Familie besuchte, öffnete mein Vater die Haustüre. „Entsetzlich!“, war das einzige Wort, das er herausbrachte, als er mich da in diesem Kleid stehen sah. Ein weiteres handgenähtes Exemplar war eine Bluse mit pastellfarbenen „Millefleurs“. Ich habe sie inzwischen mit der Maschine nachgenäht, aber sie existiert immer noch und wird weiterhin getragen

SCHOTTLAND

TOUR RICHTUNG NORDPOL. Am Montag setzte ich mich wieder aufs Rad, um meinen Weg Richtung Norden fortzusetzen. Adrians Vater „did a good job“, er hatte mir mein Fahrrad in Ordnung gebracht. Bei schönem, warmem Wetter fuhr ich über Dingwall gen Nordosten, dann über Invergordon immer an der Ostküste entlang, weil ich den Weg angenehmer fand. Ich liebte nämlich die Weite – und liebe sie immer noch. So gelangte ich nach Bonarbridge, über die Brücke des Dornochfirth anschließend bei einem herrlichen Ausblick auf die Landschaft nach Carbisdale Castle, das selbst einen wirklich atemberaubenden Anblick bot. Bei Google Maps habe ich dieses Schloss vergeblich gesucht, also schaute ich bei Wikipedia nach und wurde fündig. Das „Castle“ selbst steht noch, ist aber wegen Reparaturarbeiten seit 2011 als Jugendherberge nicht verfügbar. In den vorigen Jahrhunderten war das Schloss wegen einer „unpassenden Heirat“ Zeuge diverser Streitigkeiten, nach dem Krieg wurde es von 1945 bis 2011 zur Jugendherberge umfunktioniert. Man erzählt sich von einigen dort umgehenden Gespenstern, darunter gefallene Soldaten und eine „weiße Frau“ Carbisdale Castle war übrigens nicht die einzige Herberge, die ich vergeblich gesucht habe, auch Helmsdale existiert nicht mehr. Schade! Auf den Seiten der „Schottischen Jugendherbergen (SYHA)“ fand ich jedoch die meisten Hostels, z. B. Glencoe und einige weitere bei Fort Williams. Die Gegend ist sehr beliebt, von Touristen überlaufen und entsprechend teuer geworden, was leider auch für die Jugendherbergen im Norden gilt. Die Gästehäuser in Thurso, Durness, Kirkwall, Tongue und Ullapool sind auch noch in Betrieb. Bei den stolzen Preisen muss man inzwischen nicht mehr befürchten, zum Küchendienst herangezogen zu werden. Neben Inverness und Gairloch entdeckte ich zu guter Letzt auch Loch Ness, das Haus liegt tatsächlich in Drumnadrochid, also auf der Westseite, auf der ich ohne einen Penny in der Tasche pausiert hatte und abgebogen bin.*16. Wie bereits erwähnt, befand sich im Schloss eine Jugendherberge, in der ich die Nacht verbrachte. Ich war wirklich überwältigt von dem imposanten Gebäude, in dessen langen breiten Gängen mich altertümliche Damen und Herren aus zahlreichen Gemälden beäugten. Unter den Gästen befanden sich wie immer eine Reihe Australier sowie ein Deutscher mit Namen Urs. Besonders fiel mir jedoch ein Trio von drei Frauen aus drei Generationen auf, die aus Arizona stammten. Die Älteste wirkte wie eine reizende nette Oma, die Mittlere mit einer ziemlich düsteren Ausstrahlung und langem dunklen Haar fiel durch ihre Dürre auf, die Jüngste wiederum sah mit ihrer blonden Lockenmähne wie ein halbwüchsiger Rauschgoldengel aus. Mit Urs kam ich später über die deutsche Atompolitik ins Gespräch. Er erzählte mir, dass die Regierung in Gorleben eine Wiederaufbereitungsanlage geplant und die erste Bohrung ohne die Zustimmung der Bevölkerung veranlasst hätte. Daraufhin war Gorleben von Atomkraftgegnern besetzt worden, was natürlich unsere Zustimmung fand. Am nächsten Tag auf dem Rückweg vom Schloss nach Bonarbridge hatte ich erneut eine Panne. Ich flickte den Reifen, aber selbst nach einer zweiten Reparatur verlor er Luft. Eine nette Farmerin mit dem Akzent jener Gegend sah mich ratlos am Straßenrand stehen und bot mir deshalb eine Mitfahrgelegenheit nach Helmsdale zur Jugendherberge an. Dort logierten vorwiegend Gäste aus Skandinavien, mit denen ich gemütlich zu Abend aß „MAHLZEIT!“, schallte es plötzlich von der Tür her, durch die eine Horde Deutscher den gut besetzten Speisesaal voller Elan betrat. Die Heimsuchung stellte sich als eine Gruppe Gewerkschafter aus Krefeld heraus, und ein blonder Bartträger, knapp über 30, aber bereits mit Platte, berichtete lautstark seinen Genossen, wie er die KPD-Mitglieder, diese Chaoten, auf den Boden der Realität gebracht hatte: „Sie haben zwar ab und zu ganz gute Ideen, leben aber völlig in ihren Träumen …“ In dem Stil ging das die ganze Zeit weiter. Es ist ja gut und richtig, dass die Arbeiter vernünftige Löhne kriegen, hier jedoch nervten die Leute trotz ihrer guten Absichten nur. Bevor ich mich am folgenden Morgen auf den Weg machte, ließ ich in einer Helmsdaler Garage meinem Fahrrad neue Reifen aufziehen, aber auch diese erwiesen sich als undicht. Was boten die hier nur für neuartiges Material an! Gummi für Luftballone??? Die Unplattbaren waren eben noch nicht erfunden, und eine Freundin meinte, es könnten auch die Felgen verantwortlich für jene Misere gewesen sein. In jenem Moment war es mir jedoch egal, ich musste ohnehin schieben, denn es ging stetig aufwärts. Während ich mich bergan quälte, trauerte ich um einen Vogel mit abgerissenem Flügel, für den jede Hilfe zu spät kam. An den Straßenrändern entdeckte ich oft überfahrene Tiere unterschiedlichster Art: Fasane, Dachse, Kaninchen … mich machte es wütend, dass die Autofahrer so rücksichtslos rasten! Und es wurde mit der Zeit nicht besser, im Gegenteil. Ich betrachte das Meer tief unter mir, während ich am Straßenrand pausiere, und schreibe meine Eindrücke auf das vom letzten Regen feuchte Papier nieder. Seltsam, eigentlich ist das Meer lediglich eine riesige graublaue Fläche, beim näheren Hinsehen jedoch hat es etwas Ewiges an sich, eine perlmuttern schimmernde Weite, von der ich den Blick nicht abwenden, mich daran nicht sattsehen kann, … höre deswegen sogar auf zu schreiben … doch schließlich reiße ich mich von dem Zauber los und setze meine Fahrt fort. Etwas später, bereits erneut in den Highlands, hielt ich an einem reizenden Postcafé und bewunderte die Bilder, die vom Inhaber persönlich gemalt und dort ausgestellt waren, wie ich erfuhr. Nach diesem Kunstgenuss raffte ich mich zur Weiterfahrt auf und schaffte noch ein gutes Stück. Am folgenden Morgen gelangte ich zu einem weiteren Dorf, um eine Werkstatt aufzusuchen und die zwei Betreiber zu bitten, mir bei der Reparatur zur Hand zu gehen. Endlich machte es mal jemand richtig, die Luft blieb tatsächlich im Reifen. Erleichtert darüber fuhr ich weiter gen Norden und fand eine Abkürzung nach Thurso, das an der nordöstlichen Küste von Schottland liegt. Meine Blicke fielen auf eine Menge leer stehender Häuser sowie zahlreiche totgefahrene Kaninchen – mögen die schuldigen Autofahrer als Kleintiere wiedergeboren werden! Der Nordwind blies mir heftig ins Gesicht und machte die Tour fürchterlich anstrengend, weil das Hochland ziemlich flach und baumlos war, die Böen somit außer mir selbst auf keine nennenswerten Hindernisse stießen. Ich war bald völlig erschöpft und wurde zudem von Bauchschmerzen gequält. Nach vielen ziemlich gleichförmig wirkenden Meilen schaute ich in einen Kotten, der Antiquitäten anbot, und wählte dann eine Scheune, die zu einem der leer stehenden Häuser gehörte und die ich mit Ratten, Mäusen Kartoffeln, einer brütenden Henne und anderen Vögeln, die sich wohl dorthin zurückgezogen hatten, teilte. Ihr tröstliches Gackern wiegte mich in den Schlaf. Im Traum besuchten mich dann noch weitere Tiere wie zum Beispiel ein Pfau. Von dort aus war es nach Thurso nicht mehr weit. Ich plante, mit der Fähre zu den Orkneys überzusetzen, und studierte diesbezüglich die Fahrpläne, nach denen zu urteilen mir genügend Zeit blieb, um in einem warmen Café gemütlich zu frühstücken, was sich allerdings als nicht gerade billig erwies. In dem größten Postladen vor Ort, in dem ich Geld abhob, wartete eine Ansichtskarte von Betsy und Shirley auf mich. Ich hatte ihnen zwar von meinen Plänen erzählt, war dennoch freudig überrascht. Da die Fähre ziemlich klein war und die Fahrt mit Drahtesel wesentlich mehr gekostet hätte, brachte ich es kurzfristig in einem Kunsthandwerkladen für Touristen unter und bestieg die Fähre, auf die wirklich lediglich Tiere und Menschen passten, für jegliches Gefährt war kein Platz übrig. Überraschenderweise traf ich dort erneut auf die großmäuligen Krefelder, und wir landeten alle in Stromness, einem kleinen Hafenstädtchen. An jenem wolkenverhangenen Nachmittag brannten in den Pubs bereits die Lichter und spiegelten sich in dem regennassen Kopfsteinpflaster, während das Wasser in den Pfützen auf dem Kai glänzte. Nachdem ich in der Jugendherberge eingecheckt hatte, lieh ich mir in der örtlichen Bücherei ein Buch und besuchte ein Museum. Wieder zurück in der Herberge, duschte ich ausgiebig, wusch meine Wäsche und freute mich an der angenehmen Atmosphäre des Logierbetriebes, während ich eine Kleinigkeit aß. Urs von der Jugendherberge im Schloss lief mir erneut über den Weg, wir berichteten einander von unseren Erlebnissen, während sein Freund, ein Australier, in das Buch „Narziss und Goldmund“ von Hermann Hesse vertieft war

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IMPRESSUM 2

PROLOG 3

.....

FAIRYMOUNT FARM 93

LONDON 103

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